Aspekte des Schwulseins in Kirche, Politik und Gesellschaft
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag, 25. Juli 2021
Aspekte des Schwulseins in Kirche, Politik und Gesellschaft
Welche Haltung wird bzw. will die Kirche zukünftig einnehmen in Sachen "Homosexualität" - auch und im besonderen angesichts ihrer schwulen Priester in ihren eigenen Reihen?
2018 erscheint bei "Katholisch.de" ein Bericht über die "Petrusbrüder" anlässlich ihres 30-jährigen Gründungsjubiläums (Link, hier).
Wikipedia schreibt in einem Artikel über die Petrusbruderschaft St. Petrus (Link, hier):
"Die Priesterbruderschaft Sankt Petrus (lat.: Fraternitas Sacerdotalis Sancti Petri FSSP) ist eine römisch-katholische Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts. Sie vertritt einen römisch-katholisch-traditionalistischen Standpunkt und wurde 1988 als Reaktion auf die unerlaubten Bischofsweihen des Erzbischofs Marcel Lefebvre gegründet. Gründungsmitglieder waren Priester der von Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. Der deutsche Distrikt der Bruderschaft hat seinen Sitz in Wigratzbad im Landkreis Lindau (Bodensee) im Westallgäu.
Die Priesterbruderschaft St. Petrus wurde am 18. Juli 1988 gegründet und von Papst Johannes Paul II. am 18. Oktober 1988 als klerikale Gesellschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechtes errichtet.
Die Gründer waren Mitglieder der Piusbruderschaft, die die unerlaubten Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre nicht mittragen wollten. Durch die Wahl des Namens drückten sie ihre besondere Verbundenheit mit dem Papstamt aus. Gründungsmitglieder waren unter anderem die Patres Josef Bisig, Patrick du Fay de Choisinet, Denis Coiffet, Gabriel Baumann, Engelbert Recktenwald und Klaus Gorges sowie Walthard Zimmer, Martin Lugmayr, Raymund Noll, Bernward Deneke, Dominic Schubert, Alexander Leonhart, Peter Miksch, Thomas Hauth und Dietmar Aust. Erster Generaloberer war Josef Meinrad Bisig von 1988 bis 2000. Seine Nachfolger waren Arnaud Devillers (bis 2006) und John Marcus Berg (bis 2018). Der derzeitige Generalobere ist Andrzej Komorowski."
Ich wette, auch die "Petrusbrüder" leben als eine teilweise schwule katholische Community unter dem Deckmantel von Priestern heimlich und im Verborgenen unter sich und mit anderen Gays schwulen Sex.
Es wäre ja nicht das Problem, dass sie schwul/gay sind und dies auch genießen.
Viele dieser katholischen Priester geben jedoch vor, in absoluter sexueller Enthaltsamkeit (Zölibat) zu leben und praktizieren dennoch, wenn ihr Handlungstrieb ("Geilheit") stark genug ist, Sex - vor allem mit Männern ihres Gleichen.
Das ist einfach so.
Ich selbst habe zahlreiche persönliche Hinweise und Beweise dazu.
Das Problem ist, dass römisch-katholische Kleriker "Wasser predigen, aber Wein trinken":
"Wasser predigen" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie das Praktizieren von gleichgeschlechtlichem Sex ablehnen - ja - geradezu "verteufeln".
"Wein trinken" meint in diesem Zusammenhang, dass diese Kleriker es aber genießen, unter sich schwulen Sex zu praktizieren.
"Wasser predigen - Wein trinken" stellt also jene Doppelmoral dar - und das ist ja mittlerweile auch hinlänglich bekannt.
Viele dieser Priester kommen sehr wahrscheinlich aus einem sehr streng katholischen Elternhaus. Durch diese Sozialisation wurde es diesen Menschen höchstwahrscheinlich unmöglich gemacht, zu ihrer schwulen Identität zu stehen.
Wenn es nicht erlaubt ist - von der Erziehung/Prägung her - schwul sein zu dürfen, dann muss ich es im Verborgenen tun.
Kein (!) Mensch kann seinen Sexualtrieb dauerhaft unterdrücken - schon gar nicht, wenn man schwul ist.
Früher führte dies zu "Subkulturen":
Schwule trafen sich im Verborgenen, im Dunkeln - dort, wo sie nicht entdeckt und erkannt werden konnten.
Dann kam in den Anfängen der 80-er-Jahre "HIV" und "AIDS": Schwule wurden einer speziellen Schwulen-Krankheit (" GRID" = Gay-Related-Immune-Deficiency), wo das Schwulsein ohnehin schon als Krankheit gesehen und mit Lederkluft, Drogenkonsum und dem Dark-Milieu assoziiert wurde, bezichtigt.
Hierauf folgte eine Emanzipation von Schwulen und Lesben: die "CSD- Bewegung" ( = Christopher Street Day).
Infolge des Outings von vielen Prominenten, die sich zu ihrem Schwulsein bekannten, revidierte die WHO (World Health Organization), also die Welt-Gesundheits-Organisation, ihre Ansicht, Homosexualität sei eine pathologische Störung.
Es folgte in Deutschland ein Antidiskriminierungsgesetz.
Ab Oktober 2017 wurde auch Homosexuellen (Schwule und Lesben) die standesamtliche Ehe gesetzlich erlaubt.
Schließlich kam es politisch noch zu einem gesetzlichen Verbot, Homosexualität therapeutisch weg- bzw. umzutherapieren.
Viele röm.-katholische Priester haben infolge dieser staatlichen Öffnungen aber auch aufgrund dieser unsäglichen Doppelmoral in ihrer eigenen Kirche den Mut aufgebracht, zu ihrem Schwulsein zu stehen und sich öffentlich dazu zu bekennen.
Dies führte in aller Regel zur Suspendierung von ihrem Priesteramt.
Jene "Petrusbrüder" sind noch (!) wie Priester gekleidet, die nach außen hin vorgeben, in zölibatärer Enthaltsamkeit zu leben, im Inneren sind diese Menschen m. E. zutiefst schwul - und oftmals leben und zelebrieren sie dies auch innerhalb ihrer Community.
Ich persönlich finde dieses Verhalten...
a) traurig.
b) schein-heilig.
Dennoch kann man es psychologisch erklären:
Strenge katholische Sozialisation führt dazu, dass die Ansicht, Homosexualität sei etwas "Abartiges", etwas "Schmutziges" oder gar etwas, das gemäß Bibel von "Gott" als ein Gräuel gesehen wird und mit dem Tod zu bestrafen sei, prolongiert wird.
Es geht nun darum, diese fatale Sichtweise nun auch in der römisch-katholischen Kirche aufzulösen.
Es muss endlich Schluss sein mit dieser theologischen Ansicht, die von biblischen Stellen wie Genesis Kapitel 19 (Sodom und Gomorrah) oder wie Levitikus Kapitel 18 und 20 (Heiligkeitsgesetze) ausgeht, Homosexualität sei eine schwere Sünde.
Dies erfordert natürlich einen erheblichen "Aderlass" innerhalb der "Kirche:
Die Kirche in Rom wird auch hierzu große Fehler und falsche Ansichten einräumen müssen, wozu sie derzeit noch nicht bereit ist.
Jene kirchliche Reform der Sexualmoral wird viel Arbeit, große Kraftanstrengung und viele Zugeständnisse erfordern:
a) Das Unfehlbarkeitsdogma, das in das Papstamt gelegt wurde, wird in Frage zu stellen sein.
b) Die biblische Hermeneutik und auch die Ansichten zur Autorität der Bibel werden sich verändern müssen.
c) Der Katechismus der Kirche wird umgeschrieben werden müssen.
d) Es wird m. E. zu einer Veränderung von theistischen Ansichten kommen müssen: der Anspruch anhand der Inspiration der Bibel, in der Gott sich angeblich selbst offenbart habe, wird stark ggf. zugunsten des Deismus eingeschränkt werden müssen.
All dies wird langfristig zu einem weiteren Machtverlust der "Kirche in Rom" führen.
Dieser Trend des Machtverlustes ist irreversibel - egal, ob sich die Kirche Homosexuellen gegenüber nun öffnet oder nicht.
Dieser Abwärtstrend der Kirche ist einerseits durch die Erscheinung der Säkularisierung erklärbar.
Dieser Abwärtstrend ist jedoch auch mit dem berechtigten Wunsch von Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung verbunden.
Mit anderen Worten:
a) Viele Menschen können nicht mehr an den Hokuspokus der theologisch-liturgischen, gottesdienstlichen Riten der Kirche wie Transsubstantiation bei der Eucharistie glauben, um nur 1 Beispiel zu nennen.
b) Viele Menschen suchen lieber einen therapeutisch erfahrenen Dipl.-Psychologen auf, als sich in die Hände eines kirchlichen Seelsorgers zu begeben.
c) Viele Menschen sind nicht mehr bereit, 8 bzw. 9 % ihrer Lohnsteuer an eine Gemeinschaft, in der sich bewusst tolerierend viele Pädosexuelle (Menschen, die sich sexuell an hilflosen Kindern vergreifen und diese misshandeln) aufhalten, abführen zu lassen.
Historisch stellen wir also seit der Reformation durch Martin Luther im 16. Jahrhundert, seit der Säkularisation unter Napoleon Bonaparte im 19. Jahrhundert bzw. seit der Sozialgesetze unter Otto von Bismarck ebenfalls im 19. Jahrhundert eine starke und erhebliche Schwächung der "Kirche in Rom" fest.
Die massiven Kirchenaustritte im 20./21. Jahrhundert forcieren nun jenen Machtverlust des Christentums.
Hatte das Christentum ausgehend vom matthäischen Missionsbefehl noch in den ersten 3-4 Jahrhunderten nach unserer Zeitrechnung einen enormen Aufwärtstrend zu verzeichnen mit einem weltweiten Totalitätsanspruch, so ist mindestens seit der Renaissance und mindestens seit der Reformation durch Luther eine starke "Verwässerung" der kirchlichen Lehre zu erkennen. Mit der Reformation Luthers begann insofern der Abwärtstrend der römischen Kirche.
Wie lange es allerdings noch dauern wird, bis die römisch-katholische Kirche offiziell schwule und lesbische Sexualität moral-theologisch akzeptiert, bleibt fraglich.
Immerhin dauerte es fast 400 Jahre, bis Galileo Galilei rehabilitiert wurde.
Die deutsche Bundesregierung hat es immerhin nun geschafft, die Opfer des Schwulen-Paragraphen "175" zu rehabilitieren.
Wann solch ein Zugeständnis einer ideologischen Gemeinschaft, die wir Christentum bzw. Kirche nennen, möglich sein wird, wird spannend abzuwarten sein.
Ich vermute, dass es noch zwei bis drei neue Päpste braucht, bis die Kirche dorthin gekommen sein wird.
Papst Franziskus jedenfalls wird es leider nicht tun.
Die zukünftigen Zeichen, die von Deutschland ausgehen ("Synodaler Weg"), stehen jedoch klar auf Reformkurs.
Ich gehe jedoch davon aus, dass es trotz und gerade wegen dieses Reformkurses zu einem weiteren Machtverlust und zu einer weiteren "Verwässerung" der kirchlichen Lehre kommen wird.
Dies hört sich zwar zunächst etwas paradox an.
Wer jedoch von jener Omega-Lehre eines Pierre Teilhard de Chardin schon einmal gehört hat, wird diese Entwicklung ggf. verstehen.
Nach dieser Lehre nähern sich die Menschen und die Religionen im Laufe der Zeit zunehmend einander an.
Weiterhin sprechen viele Menschen derzeit von einer Transformationszeit:
Die Dinge und die Verhältnisse auf dieser Welt verändern sich rasch:
a) Militärische Gewalt wird zum Teil weniger und verlagert sich in Cyber-Aggression bzw. in eine virtuelle Welt (PC-Games u.a.).
b) die Welt wird tendenziell friedlicher, humaner und rückt humanitär näher zusammen.
c) Politische Konflikte werden stärker "diplomatisch" ausgefochten.
Es wird sich zeigen, welche gesellschaftliche Bedeutung die Kirche zukünftig einnehmen wird bzw. will.
Rainer Langlitz
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