Kritik und soziale Kompetenz

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Kritik und soziale Kompetenz

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Soziale Kompetenz · Mittwoch 11 Mär 2020

Warum ist Kritik wichtig? Wie wenden wir Kritik richtig an?

- Von der Kunst des Kritisierens -

Wir Menschen neigen dazu, nicht gerne kritisiert zu werden. Es fällt uns aber auch oft gleichermaßen schwer, andere Menschen zu kritisieren.

Viele Menschen sprechen in diesem Zusammenhang oft von „konstruktiver Kritik“. Sie meinen damit, dass die Art der Kritik nicht erniedrigend, verletzend oder demütigend erfolgen soll, sondern positiv: also vorteilhaft und dienlich.

Unsere Welt ist voll von Kritik. Wir sind oftmals sogar darauf angewiesen, kritisiert zu werden.

Warum ist das so?  

Wir Menschen sind „animales socialia“. Dies bedeutet, dass wir quasi wie Tiere sind, die in einer Gemeinschaft leben. In einer Gemeinschaft gibt es Regeln, die beachtet werden sollen/müssen. Regeln wiederum dienen dazu, dass die Gemeinschaft weiß, welches Verhalten angemessen und erwünscht ist. Die Glieder der Gemeinschaft sollen sich daran halten. Tun sie dies nicht, erfolgen Kritik, Sanktionen (Maßregelungen) bis hin zu Bestrafungen. Bereits in der Schule werden wir von unseren Lehrern und Lehrerinnen in Form von Ermahnungen, Noten und Zeugnissen kritisiert. Natürlich werden Kinder auch von ihren Eltern kritisiert. Auch die Unternehmen holen Kritiken ein in Form von Marktumfragen und Kundenbefragungen. In sozialen Medien können wir z. B. Bilder oder Beiträge „liken“ wie z. B. in Facebook, Instagram etc.

Es ist auch denkbar und oftmals sinnvoll, selbstkritisch zu sein, d. h. die einzelne Person kann sich auch selbst kritisieren, beispielsweise wenn sich die jeweilige Person in einem Bekleidungshaus vor einen Spiegel stellt und sich fragt, wie sie das entsprechende ausgesuchte Kleidungsstück findet.
 
Was bedeutet nun eigentlich das Wort „Kritik“ von seiner Wortbedeutung her?

Das Wort „Kritik“ wurde am Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen übernommen. Das französische Wort „critique“ wiederum geht auf griechisch κριτική [τέχνη] (kritikē [téchnē], abgeleitet von κρίνειν krínein‚ [unter-]scheiden‘, ‚trennen‘) zurück.

(Vgl. dazu Wikipedia, Art. Kritik, Seitenaufruf vom 10.11.2019).

Mit anderen Worten: Kritik dient dazu etwas Gutes von etwas weniger Gutem zu unterscheiden: Gefällt mir "etwas" oder gefällt mir "etwas" nicht?

Die Welt befindet sich in einem stetigen Veränderungsprozess. Wollen wir uns zum Guten oder zum Schlechten verändern? Das war eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedarf. Die Veränderung zum Guten bedarf deshalb regelmäßig der Kritik.

Es geht bei der Kritik u. a. auch um die Förderung richtigen Verhaltens: Es geht bei der Kritik u. a. auch darum, soziale Kompetenz innerhalb einer Gemeinschaft zu fördern. Wer sich nicht gut verhält, wird kritisiert. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass Kritik nicht das Gegenteil von Lob ist. Wir empfinden lediglich Kritik als das Gegenteil von Lob oftmals, weil Kritik falsch angewandt wird. Deshalb lassen wir uns auch meistens nicht gerne kritisieren, weil wir darin meitens eine Art der "Herabsetzung" empfinden. "Das soll jetzt keine Kritik sein...!", sagt dann oft der, der die Kritik anwendet. Er/sie will damit zum Teil seine Worte, die eine Kritik darstellen sollten, quasi abmildern, damit der / die andere sich quasi nicht verletzt fühlt.

Mit anderen Worten: Ich kann etwas positiv und (!) negativ kritisieren. Sowohl beim positiven als auch beim negativen Kritisieren können wir Fehler machen.

Wir sprechen heutzutage auch von „Feedback-Geben“ und meinen damit prinzipiell dasselbe wie „Kritisieren“. Übersetzen lässt sich Feedback-Geben mit dem „Geben einer wertschätzenden Rückmeldung“.

Wie bereits oben erwähnt, machen wir beim Kritisieren oft erhebliche Fehler: wir verletzen oftmals andere Menschen mit unserer Art der Kritik, wenn wir die Kritik nicht wertschätzend praktizieren.

Bei der Kritik (Feedback bzw. Wertschätzende Rückmeldung) gibt es prinzipiell eine Person, die aktiv kritisiert (wertschätzende Rückmeldung geben) oder die passiv kritisiert wird (wertschätzende Rückmeldung annehmen).


Die bei der Kritik beteiligten Personen sollten beachten:

Rückmeldungs-Geber:

-in der Ich-Form reden.
-Verallgemeinerungen vermeiden (immer, man).
-mit dem Positiven beginnen.
-das eigene Erleben/die eigenen Gefühle beschreiben.
-kurz, auf den Punkt, konkret.
-Wünsche des Rückmelde-Nehmers beachten.
    

Rückmeldungs-Nehmer:

-zuhören.
-keine Rechtfertigung, stattdessen lieber bedanken.
-er entscheidet, wie viel Kritik er will und zu welchem Aspekt.
-Kritik als Chance sehen, um Infos über sich zu erhalten („Blinder Fleck“).
-Fremdwahrnehmung darf vom Selbstbild abweichen.
-Kritik ist kein Aufruf zur Veränderung – sie ist ein Anstoß zum Nachdenken über sich.

Rainer Langlitz
                                


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