Kulturen, Religionen und Ideologien

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Kulturen, Religionen und Ideologien

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Samstag 12 Sep 2020

Kulturen, Religionen und Ideologien

- Die Bedeutung der Macht in Kirche, Polititik, Gesellschaft und Religion -


1. Einleitung in die Problemsituation

2. Begriffsdefinitionen

2.1 Kultur
2.2 Religion
2.3 Ideologie

2.3.1 logos
2.3.2 eidos

3. Allgemeines und historischer Überblick

3.1 Auszüge aus der Geschichte

3.2 Kulturen

3.2.1 Allgemeine Einleitung

3.2.1.1 Die frühesten Hochkulturen in Eurasien, Afrika, indischer Subkontinent, Zentralasien und China
3.2.1.2 Mittel- und Südamerika
3.2.1.3 Jüngere Hochkulturen

3.3 Strukturierung des Kulturbegriffes durch die Elemente der Kultur

3.4 Religion(en)

3.4.1 Wesen, Funktion und Wirkung/Wirklichkeit von Religion

3.4.2 Historische und konkrete Religionen

3.4.2.1 Historische Religionen
3.4.2.2 Konkrete Religionen

3.5 Religionen bzw. Weltanschauungen in Zahlen

4. Zusammenhang zwischen Kultur, Kult, Mythos, Glaube und Religion

5. Gegenwärtige Situation

6. Ausblick und Fazit




1. Einleitung in die Problemsituation

 
 
Wir sprechen heute von einer NS-Ideologie. Wir kennen auch kommunistische Ideologien. Schließlich kennen wir ganz viele Begriffe, die mit der Silbe „-ismus“ enden. Alle diese Ismen und Ideologien gieren nach Macht. Wir wollen uns mit diesem Beitrag anschauen, inwieweit dieses Bedürfnis nach Macht ein grundsätzlich menschliches Phänomen und Problem darstellt und wie damit umzugehen ist.




2. Begriffsdefinitionen

 
 
2.1 Kultur

 
 
Vgl. Wikipedia, Art. Kultur, Aufruf vom 11.09.2020:
   
In Kulturen reift und wächst etwas heran. Kulturen entwickeln sich. In Kulturen wird etwas Besonderes hervorgebracht. Der Begriff „Kultur“ leitet sich ab vom lateinischen Infinitiv „colere“. Die Stammformen dazu sind „colo – colui – cultum“. Der Begriff „Kultur“ bezieht sich auf dieses Partizip Perfekt Passiv von „colere“.
   
Ein Blick in Langenscheidt zeigt die Wortbedeutung von „colere“:
https://de.langenscheidt.com/latein-deutsch/colere
   
a) bebauen, bewirtschaften, Ackerbau betreiben
 
b) anbauen, ziehen
 
c) bewohnen
 
d) pflegen, verehren
 
e) pflegen, veredeln
 
f) verehren, anbeten, Sorge tragen
 
 
Bereits anhand dieser Wortbedeutungen von „colere“ wird die Bedeutungsbandbreite des Wortes „Kultur“ deutlich.
   
In welchem Zusammenhang kennen wir „Kultur(en)“?
   
Machen wir ein kurzes Brainstorming…

 
 
In welchen Zusammenhängen kommt der Begriff „Kultur“ vor…:

  • Bakterienkultur
  • Hochkulturen
  • Reliquien- und Heiligenkult
  • Kulturkampf
  • Esskultur
  • Baum- und Pflanzenkultur
  • Subkultur
  • Fest der Kulturen
  • Geisteskultur
  • Kulturgüter
  • Kulturschock
  • Kulturbedürfnisse
  • Kulturbeutel
                       

 
 
 
Wikipedia schreibt dazu im Art. Kultur, Aufruf vom 11.09.2020:


„Kultur bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbstgestaltend hervorbringt – im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Nach der weiter gefassten Definition sind Kulturleistungen alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, beispielsweise in Technik, Landwirtschaft, Essenszubereitung oder bildender Kunst, aber auch geistige Gebilde (etwa die cultura animi „Geisteskultur“ bei Cicero) oder „Subkulturen“ wie Musik, Sprachen, Moral, Religion, Recht, Wirtschaft und Wissenschaften.“


Zitat Ende.




2.2 Religion


Vgl. Wikipedia, Art. Religion, Aufruf vom 11.09.2020:


https://de.wikipedia.org/wiki/Religion


Schauen wir auch zu diesem Begriff in das lateinische Langenscheidt-Wörterbuch:


https://de.langenscheidt.com/latein-deutsch/religio#sense-1.12.1
 

 
Folgende Bedeutungsgruppen finden wir vor:

 
 
a) Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit
 
b) Gewissen, Skrupel
 
c) religiöses Gefühl, Gottesfurcht, Frömmigkeit, Glaube
 
d) Religion, Gottesverehrung, Glaubenssatz
 
e) Gottesdienst
 
f) das Heilige, Heiligkeit
 
g) Heiligtum
 
h) heilige Verpflichtung, Eid
 
i) Aberglaube, abergläubische Scheu
 
j) Religionsfrevel, religiöse Schuld


 
 
 
Den Infinitiv zum Wort „Religion“ zu finden, ist schon etwas schwieriger.
 
Aber auch hierzu bietet Langenscheidt Hilfe an.
 
Langenscheidt nennt:

 
a) relegere, relego, relegi, relectum – wieder zusammenlesen, wieder lesen, von Neuem lesen, wieder erwägen
 
b) religare, religo, religavi, religatum – zurückbinden, umbinden, anbinden, festbinden, losbinden
 
 
Hierbei wird zweierlei deutlich:


Zum einen hat Religion etwas mit dem Lesen und mit Meinung zu tun. Zum anderen geht es bei der Religion um etwas Bindendes.
   
Mit anderen Worten:
   
Religion bedeutet insofern Bindung an etwas in Zusammenhang mit einer schriftlichen Grundlage.
   
Wikipedia schreibt dazu im o. g. Artikel („Religion“):
   
Zitat:

 
 
„Die Etymologie des Begriffs lässt sich nicht mit Sicherheit bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen.
   
Religio ist kein Terminus altrömischer Religion.

 
 
Die frühesten Belege für die Verwendung dieses Ausdrucks finden sich in den Komödien des Plautus (ca. 250–184 v. Chr.) und in den politischen Reden des Cato (234–149 v. Chr.).

 
 
Nach Cicero (1. Jh. v. Chr.) geht religio auf relegere zurück, was wörtlich „wieder lesen, wieder auflesen, wieder zusammennehmen“, im übertragenen Sinn „bedenken, beachten“ bedeutet. Cicero dachte dabei an den Tempelkult, den es sorgsam zu beachten galt. Dieser religio (als der gewissenhaften Einhaltung überlieferter Regeln) stellte er die superstitio (nach der ursprünglichen Bedeutung Ekstase) als eine übertriebene Form von Spiritualität mit tagelangem Beten und Opfern gegenüber.

 
 
Im Sinn einer „berufsmäßigen“ Gottesverehrung wurden entsprechend im Mittelalter Ordensleute als religiosi bezeichnet. Diese Bedeutung hat der Begriff bis heute im römisch-katholischen Kirchenrecht.

 
 
Auch bei der Entlehnung ins Deutsche im 16. Jahrhundert wird Religion zunächst in diesem Sinne verwandt, nämlich zur Bezeichnung amtskirchlicher Bibelauslegung und Kultpraxis und ihrer Abgrenzung gegenüber sogenanntem Aberglauben (siehe Superstitio). Bis heute heißt die römische Kongregation für die Ordensleute „Religiosenkongregation“.

 
 
Zu Beginn des 4. Jahrhunderts führte der christliche Apologet Lactantius dagegen das Wort religio auf religare „zurück-, an-, festbinden“ zurück, wobei er sich polemisch mit Ciceros Auffassung über den Unterschied von religio und superstitio auseinandersetzte. Er meinte, es handle sich um ein „Band der Frömmigkeit“, das den Gläubigen an Gott binde. Diese Herkunft ist bei Sprachwissenschaftlern jedoch umstritten, da es keine vergleichbaren Wörter gibt, die aus einem Verb der lateinischen a-Konjugation entstammen, bei denen sich das Suffix -are ohne Anzeichen zu -ion entwickelt hat.

 
 
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren zur Bezeichnung der Gesamtheit des Religiösen die Ausdrücke fides („Glaube“), lex („Gesetz“) und secta (von sequi „folgen“, also „Gefolgschaft, Richtung, Partei“) gebräuchlich.

 
 
Religio bezeichnete zunächst Lehren, die je nach Auffassung für richtig oder falsch gehalten wurden.
 
 
Erst nach der Reformation, vor allem im Zeitalter der Aufklärung wurde ein abstrakterer Religionsbegriff geprägt, auf den die gegenwärtigen Definitionsansätze zurückgehen.

 
 
In den meisten außereuropäischen Sprachen fanden sich bis zum 19. Jahrhundert keine genauen Übersetzungen des Wortes Religion. Häufig wurde das Phänomen mit mehreren Begriffen umschrieben. Eigene Begriffsprägungen erfolgten relativ spät. Dies trifft beispielsweise auf den Ausdruck Hinduismus zu, dessen Bedeutung zudem einem mehrmaligen Wandel unterlag.

 
 
Neuerdings hat der Religions- und Sprachwissenschaftler Axel Bergmann eine andere Etymologie vorgeschlagen. Demnach sei das Wort nicht mit dem Präfix re- („zurück, wieder“) gebildet, es gehe vielmehr auf das altlateinische rem ligere „eine Sache (oder ein Vorhaben) binden“, d. h. „mit (religiösen) Skrupeln betrachten“ und folglich „in Ehrfurcht scheuen“, zurück. Dieser Ausdruck der Alltagssprache wurde laut Bergmann zunächst speziell auf religiöse Skrupel bezogen und später auf den gesamten Bereich des Religiösen ausgedehnt.“

 
 
Zitat Ende.


 
 
 
 
2.3 Ideologie

 
 
Vgl. Wikipedia, Art. Ideologie, Aufruf vom 11.09.2020:

 
 

 
 
Der Begriff „Ideologie“ ist ein Kompositum. Er setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern „logos“ und „eidos“.
   
   

2.3.1 logos

 
 
Gemoll bringt folgende Übersetzungen für das Wort „logos“:

 
I) das Sprechen

 
1) mündliche Mitteilung, Wort, Rede, Erzählung, Nachricht, Gerücht
 
2a) Erlaubnis zum Reden
 
2b) gehaltene Rede, Beredsamkeit
 
2c) aufgestellter Satz, Behauptung, Lehrsatz
 
2d) Sache, Gegenstand, Bericht, Schrift
 

II) das Berechnen

 
1) Rechenschaft
 
2) Rechnung
 
3.) Verhältnis
 
4.) Vernunft

 
 
 
Hierbei wird deutlich, dass die Bedeutung des „Logos“ im Zusammenhang mit dem „Denken“ und dem „Sprechen“ zu tun hat.
 
 

 
2.3.2 eidos
   
Gemoll bringt folgende Übersetzungen für das Wort „eidos“:
   
1.) das Äußere, das Aussehen, die Gestalt, die Form
 
2.) Urbild, Idee, Begriff, Art
   
Hierbei wird deutlich, dass eidos ein abstrakter Begriff ist. Er weist auf das Absolute, Überbegriffliche und Formale hin.
   
Eine Ideologie ist insofern eine Geisteshaltung, eine Form des Denkens einer Person (meist einer Gruppe), die sich in einem System von Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Wertungen manifestiert und die sich auswirkt.




3. Allgemeines und historischer Überblick
   
3.1 Auszüge aus der Geschichte
   
Vgl. dazu meine Website unter folgendem Link:
 
     
3.2 Kulturen

 
 
3.2.1 Allgemeine Einleitung

 
 
Wikipedia, Art. Hochkultur, Aufruf vom 11.09.2020:

 
 
Zitat:

 
 
„Als Hochkultur wird in der Geschichtswissenschaft sowie in älterer ethnologischer Fachliteratur eine Gesellschaftsordnung bezeichnet, die sich durch besondere Komplexität auszeichnet […] Die ersten Hochkulturen waren die sogenannte hydraulischen Kulturen, die sich an Flüssen entwickelten. Die mesopotamischen Reiche Sumer, Babylon und Assyrien entstanden an Euphrat und Tigris, das ägyptische Reich am Nil, die Harappa-Kultur am Indus und die chinesischen Reiche am Gelben Fluss. Flüsse sind aber keine zwingende Voraussetzung, denn die amerikanischen Hochkulturen entwickelten sich, wenn auch wesentlich später, ohne Flusssysteme. Der Fluss fördert durch Transport und friedlichen Tauschhandel eine dezentrale Zivilisation, Kultur- und Warenaustausch. Er liefert Proteine durch Fischfang und Muschelbänke und ausreichend Trink- und Brauchwasser. So wurden nomadisierende Sammler und Wildbeuter zu eher sesshaften Fischern, Viehzüchtern, Ackerbauern, und schließlich (Hoch-) Kulturschaffenden. Die periodischen Überschwemmungen machten das Land fruchtbar, wodurch intensivere Landwirtschaft betrieben werden konnte. Für den Bau von Bewässerung und Staudämmen ist eine gesellschaftliche Organisation notwendig. Die Verteilung des knappen fruchtbaren Landes und die Zuteilung der Wassernutzung in zentralisierten Kulturen erfordert eine Verwaltung und Rechtsprechung. Eine Bevorratung von Getreide ist für die Jahre schlechterer Ernte erforderlich. Auch die Bevorratung erfordert Organisation und Planung. Zur Berechnung der Flut wird ein Kalender benutzt, der Kenntnisse in Mathematik und Astronomie voraussetzt. Mathematik wurde auch für den Bau der Städte benötigt.“
   
Zitat Ende.

 
 
3.2.1.1 Die frühesten Hochkulturen in Eurasien, Afrika, indischer Subkontinent, Zentralasien und China


Ägypten (ab 4000 v. Chr.)

 
Sumer (etwa 4. Jahrtausend v. Chr. bis 2000 v. Chr.)

 
Elam (etwa 3500 v. Chr. bis 600 v. Chr.)

 
Akkad (etwa 2340 – 2200 v. Chr.)

 
die syrischen Städte Mari (etwa 2900 v. Chr. bis 1759 v. Chr.) und Ebla (etwa spätes 3. Jahrtausend v. Chr. und zwischen 1800 und 1650 v. Chr.)

 
Indus- oder Harappa-Kultur (etwa 2800 – 1800 v. Chr.)

 
Oasen- oder Oxus-Kultur (etwa 2200 – 1700 v. Chr.)

 
Erlitou-Kultur (2000 – 1500 v. Chr.)
 

 
3.2.1.2 Mittel- und Südamerika
   
Caral (3000 – 2500 v. Chr.)

 
Olmeken (1500 v. – 400 v. Chr.)

 
Maya (300 v. Chr. – 900 n. Chr.)

 
Teotihuacan (100 v. Chr. – 650 n. Chr.)

 
Tolteken (800 v. Chr. – 1200 n. Chr.)

 
Inka (1200 v. Chr. – 1550 n. Chr.)

 
Azteken (1350 v. Chr. – 1550 n. Chr.)


 
 
3.2.1.3 Jüngere Hochkulturen
 
Jüngere Hochkulturen
   
a) Naher Osten:
 
Assyrien, Babylonien, das Perserreich und die Kulturen der Meder und der Hethiter
   
b) Mittelmeerraum:
 
die Minoische Kultur, die Mykenische Kultur sowie die Kulturen der Phönizier/Karthager und der Etrusker
   
c) Zentralasien:
 
die Kultur der Göktürken
   
d) Südostasien:
 
das Khmer-Reich
   
e) Afrika:
 
das Aksumitische Reich
 
   


3.3 Strukturierung des Kulturbegriffes durch die Elemente der Kultur
   
Es geht um eine Strukturierung und um einen Überblick der kulturellen Vielfalt der Welt unter folgender stichwortartiger Zusammenfassung:

 
 
a) Tradition (die sozialen Gruppen haben eine identitätsstiftende Herkunft – oftmals bedingt durch ihre Religion).
   
b) Sprache (vgl. Holistische Sprachgenesetheorie nach Otto Jespersen (1860 – 1943)).
   
c) Handlungen von Institutionen als Orte des menschlichen Handelns beispielsweise in Form von Arbeit, Herrschaft, Recht, Technik, Religion, Wissenschaft und Kunst.
   
d) Geltung in der Bedeutung von menschlichem Ansehen, menschlicher Anerkennung und Wirkung
   
e) die Individuen anhand ihrer Geschlechtlichkeit, Leiblichkeit, psychischen Triebstrukturen und biographischer Einzigartigkeit
   
f) Zeit (Zeit als physikalische Größe, die die Abfolge und den Ablauf der menschlichen Geschichte und der menschlichen Kultur beschreibt).
   
g) Raum (Raum in der Vorstellung von Technik, Wissenschaft und Philosophie).
 
 
 


3.4 Religion(en)
 
3.4.1 Wesen, Funktion und Wirkung/Wirklichkeit von Religion

 
Clifford Geertz, ein US-amerikanischer Ethnologe (1926 – 2006) sprach in Bezug auf Religion von einem „Symbolsystem“ und entwickelte die Theorie einer symbolischen Anthropologie.

 
Was ist ein Symbol?

 
Symbol leitet sich ab von griech. symballein (Infinitiv) und bedeutet: „zusammenwerfen“.

 
Joseph Ratzinger, Einführung in das Christentum, S. 66 erklärt den Begriff „Symbol“ folgendermaßen:

 
 
„Den Hintergrund bildet ein antiker Brauch: zwei zusammenfügbare Teile eines Ringes, eines Stabes oder Täfelchens galten als Erkennungszeichen für Gastfreunde, Boten, Vertragspartner. Das entsprechende Stück zu besitzen berechtigte zum Empfang einer Sache oder einfach der Gastfreundschaft. Symbolum ist das Stück oder die Hälfte, das auf die Ergänzung im andern weist und damit gegenseitiges Erkennen und Einheit schafft.“

 
 
Zitat Ende.

 
 
Mit anderen Worten:

 
 
Ein Symbol ist ein Erkennungszeichen.

 
 
Geertz behandelte nicht die Frage, was das Wesen (Substanz) von Religion sei, sondern was die Funktion der Religion für das Individuum und für die Gesellschaft ist. Er sah in der Religion ein Symbolsystem mit Schaffung von starken, umfassenden und dauerhaften Stimmungen und Motivationen durch Formulierung von Vorstellungen einer allgemeinen Seinsordnung, die mit Faktizität (Tatsächlichkeit) umgeben wird, so dass jene Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen. Damit verstand er Religion als notwendiges Muster innerhalb von Kulturen, die ein Sinn- und Orientierungssystem und letztlich eine Konfliktlösungsstrategie anbieten und zur Verfügung stellen, weil und indem sie (sc. die Religionen) alle Ereignisse zu erklären versuchen.

 
 
 
Gerd Theißen, geb. 1943 (emeritierter Neutestamentler an der Universität Heidelberg), definiert in Anlehnung an Geertz in seinem Werk „Die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums“ (Gütersloh 2008, ISBN 9783579026237, S. 19) Religion als „ […] ein kulturelles Zeichensystem, das Lebensgewinn durch Entsprechung zu einer letzten Wirklichkeit verheißt.“ Theißen sagte damit etwas aus über das Wesen („kulturelles System“), die Wirkung („eine letzte Wirklichkeit“) und die Funktion („Lebensgewinn“) von Religion:


Religion als ordnende Kraft sowie als Bewältigung und Provokation von Krisen.

 
 
Wesen, Wirkung und Funktion von Religion machen sich in folgenden Aspekten bemerkbar:

 
 
Religion als ordnende Kraft im Sinne von

 
 
a) kognitiv (Aufbau einer kognitiven Ordnung im Sinne einer Platzanweisung des Menschen im Kosmos)
 
b) emotional (Aufbau emotionalen Grundvertrauens in eine legitime Ordnung)
 
c) pragmatisch (Aufbau akzeptierter Lebensformen, ihrer Werte und Normen)
 
   

Religion als Bewältigung (Lösung) von

 
a) kognitiven Krisen (Irritation von Grenzerfahrungen wie z. B. das Leiden und der Tod)
 
b) emotionalen Krisen (Angst, Schuld, Versagen, Trauer)
 
durch Umkehr, Sühne (Buße) und Erneuerung.
 
   

Religion bewirkt Krisen

 
a) auf kognitiver Ebene, indem Religion sagt, es gibt eine andere Welt hinter der realen Welt („Einbruch des Ganz-Anderen“).
 
b) auf emotionaler Ebene, indem Religion ein Angst- und Schuldbewusstsein hervorruft.
 
c) auf pragmatischer Ebene, indem sie zur Gewalt- und Märtyerbereitschaft aufruft („Pathos des Unbedingten“).
 
   

3.4.2 Historische und konkrete Religionen
 
Viele der heute noch praktizierten Religionen haben ihre Wurzeln in vorgeschichtlicher Zeit. Bestimmte frühe Religionen existieren heute nicht mehr.


 
3.4.2.1 Historische Religionen
         
  
Afrika

Altägyptische Religion


Alter Orient
  
Mesopotamien
Sumerische Religion
Babylonische Religion
Assyrische Religion
Hurritische Religion
  
  
Iran
Elamische Religion
Altiranische Religion
  
Kleinasien
Hattische Religion
Hethitische Religion
Luwische Religion
Palaische Religion
Urartäische Religion


Semitische Religion
Ursemitische Religion
Amurritische Religion
Ugaritische Religion
Phönizische Religion
Karthagische Religion
Altkanaanäische Religion
Altaramäische Religion
Altarabische Religion
Altsüdarabische Religion
        

Indien

Religion der Veden
Brahmanismus
 
  
China

Wuismus
Fangshi
 
  
Antike

Minoische Religion
Mykenische Religion
Griechische Religion
Etruskische Religion
Römische Religion
Gnosis
Manichäismus
 
  
Altes Europa

Indogermanische Religion
Keltische Religion
Germanische Religion
Nordgermanische Religion
Angelsächsische Religion
Slawische Religion
 
       
 
 
3.4.2.2 Konkrete Religionen

 
Afrikanische Religionen
Bahaitum
Buddhismus
Christentum
Daoismus
Hinduismus
Islam
Jainismus
Judentum
Konfuzianismus
Sikhismus
Shintō
Zarathustrismus


 
 
3.5 Religionen bzw. Weltanschauungen in Zahlen
 
         
Religion/Weltanschauung
        
Angehörige in Mio. gemäß adherents.com, ca. 2006 (oberer Wert)
        
Angehörige in Mio. gemäß Britannica Online, ca. 2006 (untere Wert)
            
Christentum
        
2100
        
2200
   

 
Islam
        
1500
        
1387
            


Säkulare, Nichtreligiöse
        
1100
        
776
          


Hinduismus
        
900
        
876
          

 
Traditionelle chinesische Religionen
        
394
        
386
          

 
Buddhismus
        
376
        
386
          

 
Ethnische Religionen
           
(266)
            
Nichtafrikanische ethnische Religionen
        
300
               
Traditionelle afrikanische Religionen
        
100
               
Neue Religiöse Bewegung
           
107
            
Sikhismus
        
23
        
23
            
Spiritismus
        
15
        
14
            
Judentum
        
14
        
15
            
Bahaitum
        
7
        
8
            
Konfuzianismus
           
6
            
Jainismus
        
4
        
5
            
Shintō
        
4
        
3
            
Caodaismus
        
4
               
Zoroastrismus
        
2,6
        
0,2
            
Tenrikyō
        
2
               
Neopaganismus
        
1
               
Universalismus / Unitarismus
(es gibt sowohl christliche als inzwischen auch nicht-christliche Universalisten/Unitarier)
        
0,8
               
Rastafari
        
0,6
               
Andere Religionen
           
1,2




4. Zusammenhang zwischen Kultur, Kult, Mythos, Glaube und Religion


Aus meinem Buch mit dem Titel „Die Bedeutung der Notwendigkeit der Evolution der Religionen und des Atheismus…warum ich kein Christ mehr bin… aus dem Jahr 2017, Seite 82f.:

Zitat:

„Für die Entstehung von Gottesvorstellungen ist sicherlich mitentscheidend, dass der Mensch schon immer die Sinnlosigkeit und Trostlosigkeit, aber auch die Genialität des Lebens und seines Gesamtzusammenhangs im Universum beobachtet und zu verstehen versucht hat. Bereits mit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) reagiert der Mensch auf das Faktum seiner Begrenztheit. Der Mensch kommt bereits in dieser Zeit in Berührung mit der Ehrfurcht vor dem Tod. Archäologen fanden bei altsteinzeitlichen Kulturen Grabbeigaben in Zusammenhang mit Totenbestattungen. Es entstehen erste Kulte und damit erste Kulturen. Die frühesten Hochkulturen als Bezeichnung für Völker mit hochentwickelter Kultur entstehen ca. 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung in Ägypten. Die Religion dieser Zeit entwickelt tierartig dargestellte Gottheiten, die an verschiedenen Kultzentren verehrt werden. In Ägypten entwickelt sich der Glaube an ein Totengericht mit Fortleben nach dem Tode.

Auch in Griechenland entstehen etwa zwischen 2000 und 1600 v. Chr. Kulturen in Form von Naturreligionen. Als Kultstätten dienen vor allem Grotten und Höhlen, aber auch Bäume werden innerhalb von Vegetationskulten verehrt.

Diese Kulte entstehen jedoch nicht auf Grund einer göttlichen Offenbarung, sondern sie entspringen dem Beobachten, dem Bestaunen und Verehren der Natur. Das Göttliche resultiert aus der Verehrung – einem Kult, der zur unumstößlichen Gewissheit wird, dass es Götter gibt.

Der monotheistische Jahwekult hat einerseits Wurzeln in der Religion der Pharaonen Ägyptens und andererseits entsteht er aus der Überlegung heraus, dass es bei einer Vielzahl von Göttern eine Gottheit geben müsse, die über allen anderen Göttern angesiedelt sein muss und die auch einzig und allein dem Volk Israel wohl gesonnen ist zur Unterstützung in Kriegs– und Krisenzeiten.“

Zitat Ende.


Zitat aus Heinrich Krefeld, Hellenika, 7. Auflage 1993, S. 29f:

 
 
„Im Bereich des Glaubens bedeutete „mythos“ […] anschauliche Kunde von Göttern und göttlichen Helden der Frühzeit. […] Der Mythos galt den Griechen als Ausdruck einer höheren Wahrheit. Diese war nicht nachprüfbar. […] Der Mythos hat der allgemeinen Glaubensgewißheit von der Existenz der Götter Jahrhunderte hindurch Ausdruck verliehen. In ihm (sc. Mythos) trat die Gottheit dem Menschen in menschenähnlicher Gestalt entgegen, wurde sie menschlich verständlich.“

 
 
 
Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von Schöpfungsmythen.

 
 
Zitat aus Wikipedia, Art. Schöpfungsmythos, Aufruf vom 11.09.2020:

 
 
Auf eine Schöpfung durch einen Schöpfer wird in Kulten und Religionen die Ursache für den Anbeginn der Welt (Erste Ursache) zurückgeführt. In Anlehnung daran wird auch die erschaffene Welt (das Leben, die Erde, das Universum) als die Schöpfung bezeichnet.

 
Konzeptionen zur Erschaffung der Welt aus dem Nichts oder aus einem präexistenten Chaos gibt es in verschiedenen Religionen. Diese kosmogonischen Mythen setzen stets eine eigenständige personifizierte Macht (Gott) als Erklärungsgrund an, die aus eigenem Antrieb die Welt erschaffen habe. Ein Schöpfungsmythos ist somit eine zumeist theologische oder religiöse Erklärung zur Entstehung der Welt, des Universums oder des Ursprungs des Menschen.“

 
Zitat Ende.

In der Entwicklung der Menschheit gibt es Zeiten des Polytheismus, des Monolatrismus bzw. Henotheismus, des Monotheismus und des Deismus inkl. des Atheismus und des Agnostizismus.

Auch der Begriff "Theismus" leitet sich vom griechischen Wort "theós" ab und weist auf Gott hin.

Deismus leitet sich vom lateinischen Wort "deus" ab und weist ebenfalls auf Gott hin.

Atheismus ist eine Wortzusammensetzung aus einem sog. "a-privativum" und dem Wort "Theismus". Atheismus ist demnach der Gegensatz zum Theismus.

Auch im Wort "Agnostizismus" steckt das "a-privativum". Gnosis ist das altgriechische Wort für "Erkenntnis".

Polytheismus:
Glaube an die Existenz vieler Götter.

Monolatrismus / Henotheismus:
Anbetung eines einzigen Gottes, die Existenz anderer Götter wird nicht (!) verneint.

Monotheismus:
Glaube an einen einzigen, als Person gedachten Gott (Judentum, Christentum, Islam).
Gott hat sich offenbart, d. h. er hat sich zu erkennen gegeben.
Gott hat diese Welt erschaffen und greift in diese ggf. ein.
Gott hört und reagiert ggf. auf Gebete.
In durch Gott geistlich inspirierten Schriften kommt Gottes Wille zum Ausdruck (Hebräische Bibel, Altes- und Neues Testament, Koran).
Der (Mono-) Theismus steht dem Supranaturalismus nahe (Glaube an Wunder z. B.).

Deismus:
Glaube an einen einzigen, unpersönlich gedachten Gott.
Diese Glaubensrichtung entstand im 17. Jh. (Zeit der Aufklärung).
Die Frage nach Gott ist grundsätzlich offen zu diskutieren.
Gott ist Schöpfer dieser Welt.
Die Realität zeigt und deutet darauf hin, dass Gott nicht in diese Welt eingreift.
Jungfrauengeburt, Wunder Jesu, Auferweckungsglaube und Himmelfahrt Jesu stehen in keiner Weise im Vordergrund.
Es geht stattdessen um einen Einklang zwischen Wissenschaft, Realität und philosophischer Theologie.

Atheismus:
Es gibt verschiedene Bandbreiten des Atheismus, z. B. den strengen Atheismus.
Religion wird dabei grundsätzlich problematisiert und kritisiert.
Jegliche Gottesvorstellung wird abgelehnt, wodurch Religion als überflüssig angesehen wird.

Agnostizismus:
Die Frage nach der Existenz Gottes und nach einem Wissen darüber wird offen gelassen, weil diese Frage nicht abschließend zu beantworten ist.
Demnach wird es mehr oder weniger als unbedeutend angesehen, ob es Gott bzw. Götter gibt oder eben nicht.

 
Wikipedia, Art. Monolatrie, Aufruf vom 11.09.2020:


Zitat:

 
„Im Alten Testament gibt es zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass es im vorexilischen Israel (vor 597 v. Chr.) noch keine Monolatrie gab. Neben JHWH verehrte man auch andere, weibliche und männliche Götter, die auch sonst aus der Umwelt Israels bekannt sind (Polytheismus). Orte der Verehrung waren in der Regel Kulthöhen, die diesen Göttern geweiht wurden. Andere Höhen waren weiblichen Gottheiten geweiht, z. B. der Aschera, der Gattin des ugaritischen Gottes El, und der Astarte, der assyrisch-babylonischen Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar, (2 Kön 23,13.15).

 
In den Psalmen haben sich zahlreiche Spuren der Verehrung anderer Götter erhalten. So schildert Ps 77,17–20 JHWH mit Bildern, die sonst dem kanaanäischen Wettergott Baal zugeordnet werden. Ps 82 beschreibt JHWH analog dem ugaritischen obersten Gott El, dem Vorsitzenden der Götterversammlung:

 
„Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern.“

 
Archäologische Funde bestätigen die Verehrung anderer Götter in vorexilischer Zeit: In Israel wurden Inschriften und Artefakte gefunden, die auf die Verehrung anderer Götter hindeuten. Zum Beispiel wurden 1975 in Kuntilet Ajrud in Juda Inschriften aus dem 8./7. Jh. v. Chr. entdeckt, die vermutlich Segenssprüche von „JHWH und seiner Gattin Aschera“ enthalten.

 
Dass die Texte der Bibel den Polytheismus zwar erkennen lassen, ihn aber scharf verurteilen, geht auf eine spätere Entwicklung der jüdischen Religion zurück. Anlass für die Abkehr vom Polytheismus und für die Hinwendung zur Monolatrie war der Untergang des Staates Juda. Ihn deutete man als Strafe für die Verehrung anderer Götter (Dtn 28).

 
Diese neue Deutung der eigenen Geschichte führte dazu, dass die biblischen Bücher so (um)gestaltet wurden, dass darin die Verehrung anderer Götter scharf verurteilt wird. Insbesondere das Deuteronomistische Geschichtswerk und der mit dem Deuteronomium abgeschlossene Pentateuch sind Ergebnisse dieser religiösen Neuorientierung. Um den Alleinverehrungsanspruch JHWHs zu unterstreichen, wird im Deuteronomium das Gebot der Monolatrie in die legendäre Frühzeit verlegt und mit der Autorität des Mose verknüpft:

 
„Höre, Israel, JHWH ist unser Gott, JHWH allein.“

 
Texte wie der zitierte Psalm 82 werden so ergänzt, dass die anderen Götter degradiert werden:

 
6Wohl habe ich gesagt: ‚Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten‘; 7aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.“

 
In diesen Versen deutet sich bereits der Umschwung von der Monolatrie zum Monotheismus an. Kam es nach Deuteronomium 6,4 nur darauf an, dass Israel keine anderen Götter verehrte – unbeschadet ob andere Völker andere Götter haben –, bedeutet die Weiterentwicklung der Monolatrie zum Monotheismus die kategorische Leugnung der Existenz anderer Götter. Nur wenige späte Texte der hebräischen Bibel sind in diesem Sinn monotheistisch, z. B. Jes 45,4–7.“

 
 
Der Glaube des Volkes Israel war nicht von vornherein monotheistischer Prägung.

 
Auf dem Weg zum Monotheismus im Glauben des Volkes Israel können zwei große Kultreformen genannt werden.

Eine dieser beiden Kultreformen fand unter König Hiskija statt. Hiskija, geboren etwa 750 v. Chr.; gestorben 696 v. Chr.) war von 725 v. Chr. bis 696 v. Chr. König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas. Nach 2 Kön 18,2 und 2 Chr 29,1 wurde er mit 25 Jahren König und regierte 29 Jahre. Er war in seinem sechsten Regierungsjahr, als Samaria von den Assyrern eingenommen wurde 2 Kön 18,10.

 
Der Fall Samarias 722 v. Chr. hatte zur Folge, dass Tausende Israeliten vom Nordreich in Richtung Juda flohen. Besonders unter dem Einfluss des Schülerkreises des israelitischen Propheten Hosea hat die Diskussion der Gründe dieser politischen Katastrophe in Juda zu sozialen und religiösen Reformen geführt.

 
Berichtet wird in 2 Kön 18,4 über die Kultreform Hiskijas, bei denen Kulthöhen (nicht unbedingt, jedoch meist erhöhte Kultstätten) abgeschafft und Mazzeben (Steinmäler) und Ascheren (Kultpfähle) zerstört wurden. Sogar die auf Mose zurückzuführende eherne Schlange Neḥuschtan (Num 21, 4–9) wird zerschlagen. Damit wird allein dem Kult JHWHs im Zentralheiligtum zu Jerusalem Platz eingeräumt.

 
Neben den in der Bibel genannten kultischen werden darüber hinausgehende soziale und theologische Reformen im 2. Buch Mose (Ex 20,23 – 23,19) erwähnt. Diese Reform, welche die alleinige Verehrung JHWHs in den Mittelpunkt rückte, wurde jedoch mit dem Sohn und Nachfolger Hiskijas, Manasse, wieder abgeschafft (2 Kön 21).


 
 
Eine weitere Kultreform findet unter König Josia statt. Josia (auch Joschija) war von 640 bis 609 v. Chr. König des Reiches Juda (Südreich). Von anhaltender Bedeutung der joschijanischen Kultreform war der Versuch, einen bildlosen JHWH als einzig erlaubten Gegenstand der Verehrung zu etablieren und die Verehrung anderer Götter oder Mächte in sichtbarer Form zu verhindern. Langfristigen Erfolg hatten die Reformer anscheinend nicht, wofür zahlreiche Götterfiguren sprechen, die überwiegend mit der Göttin Astarte identifiziert werden und in Privathäusern aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. gefunden worden sind. Auch die biblische Darstellung berichtet, dass die auf Joschija folgenden Könige taten, „was JHWH missfiel“, also die Kultreform nach seinem Tod wieder rückgängig machten.

 
 
Weitere Reformen werden im Buch Nehemia im Kapitel 13 beschrieben.

 
 

Die beiden Schöpfungsberichte in Genesis 1 und 2 und die folgenden Kapitel innerhalb des Alten Testaments haben nun u. a. die Funktion,

 
a) den Anfang von allem bei Gott zu verorten

 
b) die Entstehung des Volkes Israel mit all ihren Verheißungen, Schwierigkeiten und Problemen zu beschreiben
 

c) ein Bekenntnis zum Monotheismus abzulegen
 

d) eine Chronologie der Geschichte Israels festzuhalten mit ihren Schwierigkeiten im Bekenntnis zu Gott als dem alleinigen Gott (monotheistisches Bewusstsein)
 

e) eine theologische Erklärung für politische Ereignisse abzugeben.
 
 
Für das Alte Testament ist der Auszug aus der Sklaverei Israels unter dem ägyptischen Pharao von zentraler Bedeutung.


Zitat aus Rolf Rendtorff, Das Alte Testament. Eine Einführung, S. 13f.:

„Bei der Frage nach dem >> historischen << Mose nötigt uns der Charakter der Texte zu der gleichen Zurückhaltung wie bei der Rekonstruktion der Ereignisse des Ägyptenaufenthaltes und des Auszugs.“

Zitat Ende.


Es bleibt zu fragen,
 

a) inwieweit die Berichte im Alten Testament historisch sind im Sinne von tatsächlichen Ereignissen.
 

b) ob – theologisch, aber auch historisch – tatsächlich von einer Offenbarung Gottes gesprochen werden kann.
 
 


Rudolf Bultmann (1884 – 1976, deutscher evangelischer Theologe und Professor für Neues Testament) meinte in diesem Zusammenhang:

 
„Die historische Methode schließt die Voraussetzung ein, daß die Geschichte eine Einheit ist im Sinne eines geschlossenen Wirkungs-Zusammenhangs, in dem die einzelnen Ereignisse durch die Folge von Ursache und Wirkung verknüpft sind. … Diese Geschlossenheit bedeutet, daß der Zusammenhang des geschichtlichen Geschehens nicht durch das Eingreifen übernatürlicher, jenseitiger Mächte zerrissen werden kann, dass es also kein 'Wunder' in diesem Sinne gibt. … Während z.B. die alttestamentliche Geschichtserzählung vom handelnden Eingreifen Gottes in die Geschichte redet, kann die historische Wissenschaft nicht ein Handeln Gottes konstatieren, sondern nimmt nur den Glauben an Gott und sein Handeln wahr. Als historische Wissenschaft darf sie freilich nicht behaupten, daß solcher Glaube eine Illusion sei, und daß es kein Handeln Gottes in der Geschichte gäbe. Aber sie selbst kann das als Wissenschaft nicht wahrnehmen und damit rechnen; sie kann es nur jedermann freistellen, ob er in einem geschichtlichen Ereignis, das sich selbst aus seinen innergeschichtlichen Ursachen versteht, ein Handeln Gottes sehen will.“ (Ist voraussetzungslose Exegese möglich?, 1957, S. 411f.).“

 
 
Das Neue Testament schließlich ist unter dem Aspekt einer messianischen Endzeiterwartung unter dem Aspekt der Befreiung von der Unterdrückung durch die römische Besetzung zu sehen. Die römische Provinz Syria wurde im Jahre 63 v. Chr. vom Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus eingerichtet und blieb bis zur Eroberung durch die Araber in den 630er Jahren Teil des Römischen Reiches bzw. (seit 395) des Oströmischen Reiches. Zentrum des Neuen Testaments als Fortführung des Alten Testaments ist die Person Jesus von Nazaret bzw. Jesus Christus, der Glaube an ihn seitens der ersten Jünger sowie die Geschichte der Jünger (12 Apostel) nach dem sog. Osterereignis im Rahmen der Evangelien mit anschließender Apostelgeschichichte, Briefe an entstandene christliche Gemeinden sowie eine Vision der Zukunft innerhalb einer Schrift des Neuen Testaments, die wir die „Offenbarung des Johannes“ nennen.
 
Das Neue Testament berichtet von einer Person, die wir unter dem Namen „Jesus von Nazaret“ kennen. Das Neue Testament ist als Glaubensdokument der Urchristen zugleich die wichtigste Quelle der historischen Jesusforschung. Danach hat Jesus Nachfolger berufen, den Juden seiner Zeit das nahe Reich Gottes verkündet und sein Volk darum zur Umkehr aufgerufen. Seine Anhänger verkündeten ihn nach seinem Tod als Jesus Christus, den Messias und Sohn Gottes. Daraus entstand eine neue Weltreligion, das Christentum.


 
Nach christlicher Lehre gemäß dem Neuen Testament ist Jesus Christus der von Gott zur Erlösung aller Menschen gesandte Messias und Sohn Gottes. Mit seinem Namen drückten bereits die Urchristen ihren Glauben aus und bezogen die Heilsverheißungen des Alten Testaments (AT) auf die historische Person Jesus von Nazaret.


 
Als Christologie wird in der christlichen Theologie die Lehre über die Person und Bedeutung von Jesus von Nazareth bezeichnet. Die Christologie ist ein zentraler Teilbereich der systematischen Theologie. Sie will die Fragen nach seiner Person (Identität, „Natur“) und seinem Werk (Bedeutung, „Relevanz“) für die Gemeinschaft der Christen, die Kirche, den einzelnen Gläubigen und die Welt beantworten.


 
Das Christentum ist eine Weltreligion, die aus dem Judentum hervorging. Ihre Anhänger werden Christen genannt, die Gesamtheit der Christen wird auch als die Christenheit bezeichnet.


 
Von zentraler Bedeutung für das Christentum ist Jesus von Nazaret, ein jüdischer Wanderprediger, der etwa in den Jahren 28–30 n. Chr. auftrat und in Jerusalem hingerichtet wurde. Seine Jünger erkannten in ihm nach seiner Kreuzigung und Auferstehung den Sohn Gottes und den vom Judentum erwarteten Messias. In ihren Bekenntnissen nennen sie ihn Jesus Christus. Der Glaube an ihn ist in den Schriften des Neuen Testaments grundgelegt. Die weitaus meisten Christen glauben an einen Gott (Monotheismus) als eine Trinität, das heißt eine Wesenseinheit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Daneben existieren innerhalb des Christentums kleinere antitrinitarische Gruppierungen.


 
Die zahlreichen Konfessionen bzw. Kirchen innerhalb des Christentums lassen sich in fünf Hauptgruppen zusammenfassen: die römisch-katholische Kirche, die orthodoxen Kirchen, die protestantischen, die anglikanischen Kirchen und die Pfingstbewegung.[6] Mit rund 2,26 Milliarden Anhängern ist das Christentum vor dem Islam (über 1,8 Milliarden) und dem Hinduismus (rund 900 Millionen) die am weitesten verbreitete Religion weltweit.


 
Der Islam, der im frühen 7. Jahrhundert n. Chr. in Arabien durch den Mekkaner Mohammed gestiftet wurde, ist neben Judentum und Christentum die dritte monotheistische Religion.




5. Die gegenwärtige Situation

 
Die Religionswissenschaft erforscht die Religion empirisch, historisch und systematisch. Dabei befasst sich die Religionswissenschaft mit allen konkreten Religionen, religiösen Gemeinschaften, Weltanschauungen und Ideologien (sowie religiös konnotierten Narrativen der Vergangenheit und Gegenwart).

 
 
Zitat aus Wikipedia, Art. Religion, Aufruf vom 11.09.2020:

 
„Zahlreiche Studien belegen rückläufige Besucherzahlen in Kirchen, Synagogen und anderen religiösen Einrichtungen, z. B. in Großbritannien, Deutschland und Frankreich, obwohl die Kirchen hier Umfragen zufolge weiterhin zu den anerkannten öffentlichen Einrichtungen zählen. In den meisten europäischen Staaten waren 2005 jedoch noch mehr als 50 % der Einwohner Mitglieder einer christlichen Kirche. In Polen, Irland, Spanien und Italien gilt die katholische Kirche, der jeweils mehr als 80 % der Bewohner angehören, als politisch einflussreich. In vielen europäischen Ländern ist es nach wie vor üblich, zumindest formell, einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Seit einigen Jahrzehnten, verstärkt seit dem Ende des letzten Jahrtausends, wenden sich vor allem junge Menschen weltweit häufiger wieder institutionalisierten oder anderen religiösen Ausdrucksformen zu.
 
Im Gegenzug zur Säkularisierung in Europa gewinnen insbesondere Islam und Christentum, aber auch der Buddhismus, in der übrigen Welt an Bedeutung. In den USA und Lateinamerika etwa stellt die Religion nach wie vor einen wichtigen Faktor dar. Im 20. Jahrhundert ist in Afrika der Einfluss des Christentums und des Islam erheblich gewachsen. In der arabischen Welt ist der Islam noch immer das prägende Element der Gesellschaft. Auch in Teilen Asiens hat der Islam an Einfluss gewonnen, so in Indonesien, Pakistan, Indien und Bangladesch. In der Volksrepublik China erleben religiöse Gemeinschaften seit der Lockerung entsprechender Verbote wieder einen moderaten Aufschwung. Von den christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften erzielen die sich zum Protestantismus zählenden evangelikalen Missionare weltweit die meisten „Bekehrungserfolge“.
 
Allerdings heißt das nicht, dass die größte Zahl der Menschen, die sich zu einer Religionsgemeinschaft bekennen, ihren Glauben auch aktiv praktizieren. Dort, wo die Religion zur nationalen oder politischen Identitätsbildung beiträgt wie der Katholizismus in Polen oder die Orthodoxie in Russland, oder wo sie ein Identifikationpotenzial mit politischer Stoßrichtung gegen westliche Invasoren, für soziale Gerechtigkeit oder zur ethnischen Abgrenzung bietet, erfährt sie regen Zulauf, ohne dass dies mit dem Wiedererstarken traditionell gelebter Frömmigkeit verbunden sein muss. Im Gegenteil erstarkt gerade dort, wo die traditionell gelebte Religiosität zurückgeht, die politisierte Religion. Dies betrifft nicht nur den Evangelikalismus in Nord- und Südamerika oder den fundamentalistischen Islam, sondern auch den Buddhismus (z. B. in Sri Lanka oder Myanmar) oder den Hindu-Nationalismus in Indien. Die Polarisierung zwischen der Gleichgültigkeit gegenüber der Religion und dem Trend zum Fundamentalismus könnte mit der Rationalisierung und einer sinkenden Ambiguitätstoleranz der modernen Welt zusammenhängen, da eine Akzeptanz von Transzendenz die Anerkennung unsicherer oder widersprüchlicher Auffassungen voraussetzt, es sei denn, die Transzendenz tritt in fundamentalistischer, Eindeutigkeit suggerierender Ausprägung auf. Ein Zeichen für sinkende Ambiguitätstoleranz bei der Überlieferung und Auslegung heiliger Schriften bildet der Islam. Während bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Koranversionen gelesen und kommentiert wurden und dabei mehrere Auslegungen zugelassen wurden, sind heutige Kommentatoren meist davon überzeugt, dass es nur eine einzige Auslegung gebe. Diese Entwicklung führt der Islamwissenschaftler Thomas Bauer auf die Konfrontation des Islam mit dem Westen zurück. Andere damit verbundene Trends sind die religiöse Indifferenz als Ambiguitätsvermeidungsstrategie und die zunehmende Beliebigkeit oder Zufälligkeit der Wahl einer „Privatreligion“, teils auch in säkularisierter Form (z. B. Ernährung als Ersatzreligion, die dann freilich dogmatisiert werden kann).

 
Neuere Forschungen verweisen darauf, dass in zeitgenössischen Gesellschaften statistisch nachweisbar ein Zusammenhang zwischen Demografie und Religion besteht. Die Kinderzahl in religiösen Gemeinschaften ist zum Teil erheblich höher als die in den eher säkular geprägten Gesellschaften. Beispiele hierfür sind die Geburtenraten türkischstämmiger Familien in Deutschland, die zumeist dem sunnitischen Islam angehören, evangelikaler christlicher Gruppen in den USA und zunehmend auch in Europa sowie Angehöriger des orthodoxen Judentums in Israel. Dieses Phänomen wird gegenwärtig auf dem Hintergrund der Probleme einer wachsenden Weltbevölkerung nicht nur positiv, sondern auch negativ bewertet.

 
In den meisten Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen wurde das Recht auf Religionsfreiheit inzwischen gesetzlich verankert, aber nicht unbedingt im Alltagsleben verwirklicht. Allerdings gibt es noch zahlreiche Länder, in denen keinerlei Recht auf freie Wahl der Religion besteht, so z. B. Saudi-Arabien und Nordkorea, oder in denen der Handlungsspielraum religiöser Individuen und Gruppen eingeschränkt ist. Demgegenüber gewähren die USA praktisch jeder Gemeinschaft, die sich selbst als religiös bezeichnet, den Status einer religious community mit entsprechenden Rechten.

 
Seit der zunehmenden Anerkennung indigener Völker kommt es zum Teil zu einer Revitalisierung ethnischer Religionen (etwa bei den Tuwinern in China und Russland, bei vielen Indianern Nordamerikas oder bei den Samen Skandinaviens). Aufgrund des vielfach bereits verlorenen Wissens, der langjährigen Einflüsse anderer Religionen oder auch der Bezugnahme auf (zum Teil falsche) Interpretationen westlicher Autoren aus Wissenschaft und Esoterik kann man diese Religionsformen in den meisten Fällen jedoch nicht mit den traditionellen Vorläufern gleichsetzen.“

 
Zitat Ende




6. Ausblick und Fazit

 
Religionen stehen in aller Regel in Verbindung mit der sog. weltlichen Herrschaft. Sie sind verknüpft mit der Kultur, aber auch mit der Politik. Sie wollen sich auch messen mit der Wissenschaft und stehen auch in Konkurrenz mit Kultur, Politik und den Wissenschaften.
 
Glaubensspaltungen, Schismen, Glaubenskriege, Häresien, Reformen, Konzile sowie das theologische Nachdenken über das, was die drei monotheistischen Religionen „Gott“ nennen, prägen bisher u. a. die Geschichte der drei monotheistischen Religionen. An dieser Stelle sei aber auch auf die positiven Errungenschaften in Kultur erinnert: Diakonie sowie die Auswirkungen der Religionen in Kunst, Musik und Literatur.
 
Aber auch die Auseinandersetzung der Religionen mit der Säkularisierungsbewegung und dem sog. Atheismus prägen den Verlauf der Geschichte bis in die heutige Zeit in die Gegenwart hinein.

 
Doch nicht nur das:

 
Es mischen sich nun auch Ideologien als Denkweisen in die Geschichte mit hinein.

 
Wir unterscheiden beim Begriff im groben zwei Verständnishorizonte:

 
a) die Variante nach Karl Marx und die Weiterentwicklung durch Georg Lukács
 
b) die Variante in der Wissenssoziologie

 
Zitat aus Wikipedia, Art. Ideologie, Aufruf vom 11.09.2020:

 
„Ideologie steht im weiteren Sinne bildungssprachlich für Weltanschauung. Im engeren Sinne wird damit zum einen auf Karl Marx zurückgehend das „falsche Bewusstsein“ einer Gesellschaft bezeichnet, zum anderen wird in der US-amerikanischen Wissenssoziologie jedes System von Normen als Ideologie bezeichnet, das Gruppen zur Rechtfertigung und Bewertung eigener und fremder Handlungen verwenden. Seit Marx und Engels bezieht sich der Ideologiebegriff auf „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren, sondern die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern“.

 
Der Ideologiebegriff nach Marx, der im westlichen Marxismus eine zentrale Rolle spielt, geht davon aus, dass das herrschende Selbstbild vom objektiv möglichen Selbstbild der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe verschieden ist. Da die materiellen Verhältnisse und Interessen das Denken bestimmen, wird nach Marx die Ideologie der Gesellschaft durch die Interessen dominanter gesellschaftlicher Gruppen, z. B. der Bourgeoisie, beeinflusst, um diese zu rechtfertigen. Durch eine Ideologiekritik kann diesen Interessen entgegengewirkt werden, um im Sinne eines allgemeinen Interesses ein nach dem Stand der Erkenntlichkeit korrektes und vollständiges Bild der Gesellschaft zu entwerfen. Eine wichtige Weiterentwicklung erfährt die Theorie der Ideologie bei Georg Lukács, der sie mit einer Theorie des Totalitarismus verknüpft: Die vollständige Vereinnahmung des Individuums durch gesellschaftlich organisierte Aktivitäten und Strukturen führt dazu, dass sich das Individuum nur innerhalb dieser Strukturen verstehen kann und somit selbst eine passende Ideologie entwickelt.

 
In der Wissenssoziologie hat sich Ideologie hingegen als Bezeichnung für ausformulierte Leitbilder sozialer Gruppen oder Organisationen durchgesetzt, die zur Begründung und Rechtfertigung ihres Handelns dienen – ihre Ideen, Erkenntnisse, Kategorien und Wertvorstellungen. Sie bilden demnach das notwendige „Wir-Gefühl“, das den inneren Zusammenhalt jeder menschlichen Gemeinschaft gewährleistet. Dieser Ideologie-Begriff wird auch auf die Ideensysteme von politischen Bewegungen, Interessengruppen, Parteien etc. angewandt, wenn von politischen Ideologien die Rede ist.
 
Im gesellschaftlichen Diskurs werden die beiden Ideologiebegriffe oft nicht hinreichend voneinander unterschieden.“
 

Zitat Ende.

 
Zitat Wikipedia, Art. Politische Ideologie, Aufruf vom 12.09.2020:

 
„Je größer der Einfluss einer politischen Richtung und je stärker sie sich von anderen Richtungen unterscheidet, desto eher wird der Begriff Ideologie im politischen Diskurs im abwertenden (pejorativen) Sinne als Vorwurf verwendet, um den Gegner als weltfremd, unzulänglich, korrupt, unsozial usw. darzustellen. Man unterstellt, dass ein Standpunkt deswegen nicht stichhaltig sei, weil er auf einer politischen Ideologie basiere. Der eigene Standpunkt wird demgegenüber implizit oder explizit so dargestellt, dass er auf einer nüchternen Analyse der Wahrheit, dem gesunden Menschenverstand oder auf einer nicht in Frage zu stellenden Ethik beruhen würde. Dies könnte indes die jeweilige Gegenseite in vielen Fällen mit dem gleichen Recht für sich in Anspruch nehmen. Unausgesprochene Ideologeme (einzelne Elemente einer Ideologie) beherrschen oft die politische Debatte, ohne dass dies in der Diskussion immer bewusst wird.

 
Erheben die Machthaber eines Staates ein System von Ansichten und Aussagen zum politischen Leitbild, – das zumeist den Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt – spricht man von einer Doktrin. Sie ermöglichen nicht selten gesellschaftsgefährdende Zustände (z. B. Rassismus, Sexismus, Anti-Pluralismus) bis hin zu extrem destruktiven Handlungen (z. B. Inquisition, Holocaust, Despotie u. a.).
 
Zu unterscheiden ist die Ideologie selbst von den zumeist durchaus heterogenen Theoretikern, auf die sie sich beruft. Meist werden nur die Grundelemente der politischen Theorien von politischen Wortführern genutzt, um die vertretene Bevölkerungsgruppe zu einer durchsetzungsfähigen sozialen Bewegung zu einigen. Das Ausmaß des Theoriegebäudes ist dabei in den einzelnen Ideologien sehr unterschiedlich. Während etwa der Nationalsozialismus sich kaum ausgefeilter Theorien bedient, sind die liberalen und sozialistischen Theoretiker und Vordenker, auf die sich die entsprechenden Bewegungen berufen, sehr zahlreich.

 
Wichtige politische Ideologien, die sich in Europa bereits im 19. Jahrhundert in der Folge der Französischen Revolution und dem Aufkommen der sozialen Frage entwickelten und bis heute bestimmende Hauptströmungen darstellen, sind der Liberalismus, der Konservatismus und der Sozialismus/Kommunismus. Weitere wichtige politische Ideologien sind etwa der Nationalismus, der Faschismus und der Nationalsozialismus. Der seit den 1970er Jahren aufkeimende Islamismus hat Kritiker des Islam dazu gebracht, in dieser Religion per se ebenfalls eine politische Ideologie zu sehen. Ebenfalls per Fremdzuschreibung als Ideologie bezeichnet wird neuerdings der „Ökologismus“ (bzw. Grüne Politik).“

 
Zitat Ende.


 
 
Wie wollen wir mit einer Doktrin und mit Indoktrination umgehen?

 
Indoktrination (lateinisch doctrina ‚Belehrung‘) ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung. Dies geschieht durch gezielte Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten.

 
Ein wesentliches Merkmal bzw. eine zentrale Methode der Indoktrination ist die Propaganda. Die Form der Informationsdarbietung ist hier einseitig verzerrt, die Gesamtheit der verfügbaren Informationen wird zensiert, die der Ideologie widersprechenden Angaben werden zurückgehalten, deren Äußerung mit diskreten Benachteiligungen oder konkreten Strafen bedroht.

 
Die Möglichkeiten, ein entsprechendes Informationsmonopol über eine große Menschenmenge zu erreichen, sind auffällig in Diktaturen gegeben. Aber auch eine unkontrollierte Monopol­isierung der Massenmedien und autoritäre, religiös oder politisch motivierte Erziehungs­formen können Indoktrination fördern. Dabei werden die (scheinbar) positiven Seiten des Systems überhöht, während kritische oder missliebige Informationen unterdrückt werden.

 
Wie autoritär und wie indoktriniert ist nun eigentlich der Atheismus?

 
Wie autoritär waren Ideologien wie die der Nationalsozialisten, Kommunisten und Faschisten?

 
Und ist es darüber hinaus ein opportunes Mittel des Menschen, mit den Mitteln einer Doktrin Macht auszuüben?

 
Ist es eine der Eigenschaften des Menschen, Macht ausüben zu wollen?

 
Wissen ist Macht“, schrieb Francis Bacon 1597 in seinen Meditationes sacrae in der Formulierung Nam et ipsa scientia potestas est (Denn auch die Wissenschaft selbst ist Macht) aus, oft verkürzt zu scientia potestas est. In der englischsprachigen Fassung von 1598 lautete der Satz:

 
„(For) knowledge (itself) is power“

 
„Denn Wissen selbst ist Macht“

 
 
Zitat aus Wikipedia, Art. Wissen ist Macht, Aufruf vom 12.09.2020:

 
„Den Gedanken führte Bacon in seinem 1620 erschienenen Hauptwerk Novum Organum weiter aus. Dort schreibt er:

 
„Scientia et potentia humana in idem coincidunt, quia ignoratio causae destituit effectum“

 
„Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis der Ursache [auch] über deren Wirkung täuscht“

 
Im englischsprachigen Raum erlangte der Ausdruck Knowledge is power weite Verbreitung, so bezeichnete ihn Benjamin Rush in einem 1806 geschriebenen Brief als well-known aphorism.

 
In Deutschland griff Wilhelm Liebknecht (1826–1900) ein Jahr nach der Nationalstaatsgründung in Form des deutschen Kaiserreichs 1872 bei einem Vortrag die Formulierung Bacons auf:

 
„Wissen ist Macht – Macht ist Wissen“

 
Liebknecht, einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), vertrat die Forderung, die Arbeiterklasse solle die politische Macht erringen und bestehende Schranken beseitigen, die großen Teilen der Bevölkerung den Zugang zu Wissen, Bildung und Kultur verwehrten. Der Slogan wurde innerhalb der Arbeiterbewegung sehr populär. 1891 verwendete ihn Max Kegel im Text des Liedes Sozialistenmarsch:

 
„Des Geistes Licht, des Wissens Macht,
Dem ganzen Volke sei's gegeben!“

 
Anfang des 20. Jahrhunderts findet sich der Ausdruck, mit dem Verweis auf Bacon, bereits in deutschsprachigen Konversationslexika.
 
Seit den 1970er Jahren wird der Ausspruch in der deutschen Jugendsprache, zunächst als Parole der Sponti-Bewegung (vgl. Sponti-Sprüche) mit unbekannter Urheberschaft in verschiedenen Formen persifliert. So findet sich die Parole Wissen ist Macht, ich weiß nichts, macht nichts. – auch in den Varianten Wissen ist Macht. Wir wissen nichts. Macht nichts. bzw. Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts. in Graffiti und anderen szenespezifischen Ausdrucksformen bei verschiedenen modernen subkulturellen Jugendbewegungen und im Widerspruch zu Elite-orientierten Gesellschaftsentwürfen stehenden Gegenkulturen.“


Zitat Ende.

 
 
In einer Zeit, die wir Transformation nennen, in der Kriege zur Machtausübung immer weniger Anreiz finden, wird ein kritisches Bewusstsein zur Ausübung von Macht immer bedeutungsvoller.

 
 
Friedrich Nietzsche prägte den Begriff „der Wille zur Macht“.

 

 
In einem Nachlassfragment von 1885 deutet Nietzsche selbst an, wie man diesen vielschichtigen Begriff verstehen könnte:

 
„…Diese meine dionysische Welt des Ewig-sich-selber-Schaffens, des Ewig-sich-selber-Zerstörens … dies mein Jenseits von Gut und Böse, ohne Ziel, wenn nicht im Glück des Kreises ein Ziel liegt … Wollt ihr einen Namen für diese Welt? … Ein Licht für euch, ihr Verborgensten, Stärksten, Unerschrockensten, Mitternächtlichsten? … Diese Welt ist der Wille zur Macht – und nichts außerdem! Und auch ihr seid dieser Wille zur Macht – und nichts außerdem!“

 
Nietzsche meinte wohl damit, dass Macht zur Welt und zum Menschen gehört wie Tag und Nacht, Essen und Trinken, Leben und Sterben.

 
 
Wie gehen wir mit diesem „Willen zur Macht“ um?

 
Wie wollen wir in eine Zukunft gehen und zukünftig leben, wenn quasi jeder Macht ausüben will?

 
Wir müssen einen Umgangston miteinander finden:

 
Es geht um die Kunst des Lebens in einer gelingenden Art des Umgangs miteinander.
 

Vgl. dazu folgenden Link unter

 

 
 
Unser individuelles Leben ist eine einmalige und unverwechselbare Kunst.

 
 
Kunst bedeutet einerseits "Freiheit".

 
 
Hegel (Philosoph, 1770 - 1831) definierte "Freiheit" als "Einsicht in die Notwendigkeit".

 
 
Damit ist die Freiheit eingebettet in eine bestimmte Form von Regeln und Gesetzen.

 
 
In der Kunst gibt es zwar kein "Richtig" und kein "Falsch".

 
 
Dennoch benötigen wir in unserem Leben, das eine Kunst ist, so etwas wie "Regeln" bzw. eine "Richtschnur".
 


 
Künstler kommunizieren mit ihren Werken: wir sind die Künstler unseres Lebens. Unser Werk als Künstler ist unser Leben selbst.

Das Leben ist insofern eine "Kunst der Kommunikation".
 


 
Zu leben ist eine Kunst. Innerhalb dieser Kunst bewegen wir uns zwischen Freiheit und Zwang bzw. Notwendigkeit.
 


 
Wieviel Freiheit steht uns zu? Wieviel Freiheit tut uns gut? Wie viele Regeln brauchen wir?
 


 


 
 
I.) Zunächst zur Bedeutung des Wortes "Kommunikation":
 


 
In dem Wort „Kommunikation“ steckt zunächst das lateinische Wort „communis“. Dieses Wort communis bedeutet soviel wie „gemeinsam“. Gemeinsam deutet auf meist zwei oder mehr Personen hin. Wir sprechen von „Gruppen“. In jeder Art von Gruppe gibt es eine Form der Kommunikation. Wir teilen dem bzw. den Anderen etwas mit und haben insofern mit dem Anderen bzw. den Anderen etwas gemeinsam. Wir könnten das Wort "Kommunikation" also übersetzen mit "gemeinsame Mitteilung untereinander", "Verständigung", "Verbindung", "Gemeinschaftlichkeit".
 


 


 


 
II.) "Wir können nicht nicht kommunizieren!"
 


 
Der große Kommunikationswissenschaftler, Paul Watzlawick (1921 - 2007) prägte den bekannten Satz:
 
 
„Wir können nicht nicht kommunizieren.“
 
 
Was bedeutet das? Dass wir nicht nicht kommunizieren können (Watzlawick), meint, dass Kommunikation nicht alleinig auf die verbale Ebene zu reduzieren ist, sondern dass z. B. auch eine völlig schweigsame Person bereits mit ihrer Außenwelt kommuniziert. Inwiefern? Beim genauen Hinsehen und Betrachten jener schweigsamen Person würde beispielsweise deren Gestik und Mimik auffallen. Mit anderen Worten: Unsere ganze Person, unser ganzer Körper in Form von dessen Körperhaltung und in Form von dessen Körpersprache kommuniziert mit seiner Außenwelt. Samy Molcho, geb. 1936 in Tel Aviv, ist einer der Pioniere auf jenem Gebiet der Körpersprache. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von verbaler Kommunikation und non-verbaler-Kommunikation. Auf beiden Ebenen (verbal und non-verbal) transportieren wir unsere Stimmung. Anhand unserer non-verbalen Kommunikation (also unsere Kommunikation mit der Außenwelt ohne (!) Sprache) können Außenstehende erkennen, wie es uns geht.
 


 
Beispiele für Unsicherheit bzw. Angst bei der non-verbalen Kommunikation:
 


 
1.    häufiges Wegschauen
 
2.    dem Gegenüber längere Zeit nicht in die Augen schauen können
 
3.    Erröten oder Erblassen
 


 
Beispiele für Traurig-Sein bzw. Niedergeschlagenheit bei der non-verbalen Kommunikation:
 


 
1.    gebeugte Körperhaltung
 
2.    sehr langsames Gehen
 
3.    leicht bis stark herunter gezogene Mundwinkel
 
4.    starrer Blick bzw. wenig abwechselnde Mimik
 


 


 
III.) Senden und Empfangen bei der Kommunikation
 


 
Zur Kommunikation gehören immer die Begriffe „Senden“ und „Empfangen“. Sehr ausführlich hat dieses Prinzip Friedemann Schulz von Thun, geb. 1944 in Soltau, dargestellt. In seiner Theorie gibt es vier verschiedene Ebenen („Vier-Seiten-Modell“ bzw. „Kommunikationsquadrat“) in der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger:
 


 
1. die Sachebene (Mitteilung von Daten und Fakten)
 
2. die Selbstkundgabe bzw. Selbstoffenbarung (Mitteilung von eigenen Gefühlen und Meinungen)
 
3. die Beziehungsseite (Wie stehen die beiden Personen zueinander? Was hält der/die eine vom anderen?)
 
4. die Appellseite (Finalität der Kommunikation: Was möchte die eine Seite mit ihrer Kommunikation erreichen?)
 


 
Zitat aus Wikipedia, Art. „Friedemann Schulz von Thun“, Aufruf vom 24.08.2020:
 


 
„In der zwischenmenschlichen Kommunikation gibt es aber nicht nur denjenigen, der sich äußert – den Sender –, sondern gleichzeitig auch einen, der zuhört – den Empfänger. Während der Sender mit „vier Schnäbeln“ spricht, hört der Empfänger mit „vier Ohren“. Die vier Seiten der gesendeten Nachricht, also das, was der Sender mit einer Äußerung ausdrücken und/oder bewirken will, entsprechen oftmals nicht den vier Seiten, wie sie vom Empfänger interpretiert werden. Deshalb machen die vier Seiten einer Nachricht zwischenmenschliche Kontakte spannend, aber auch spannungsreich und anfällig für Störungen. In der Praxis ist der Empfänger zugleich auch Sender.“
 


 
Zitat Ende.
 


 


 


 
IV.) Lüge und Aufrichtigkeit bei der Kommunikation
 


 
Was ist nun das Problem bei der Aufrichtigkeit bzw. bei der Lüge innerhalb der Kommunikation?
 


 
Dazu ein paar Beispiele:
 


 
1. Hans wird von einem seiner Freunde (Ulrich) gefragt, wie ihm das von Ulrich neu gekaufte rosa Hemd gefällt. Hans schaut sich das Hemd an und lässt es auf sich wirken. In Bruchteilen von Sekunden regt sich in ihm Widerstand gegen dieses Hemd mit der Farbe rosa. Er empfindet in Folge dessen Abneigung gegen dieses Hemd und kommt innerlich wiederum nach Bruchteilen von Sekunden zum Ergebnis: „Gefällt mir überhaupt nicht. Furchtbar...!! Wie kann ein Mann nur ein rosa farbenes Hemd anziehen!"). Hans sagt jedoch nicht, was er wirklich denkt und empfindet, sondern er sagt: „Na, ja es geht. Ganz ok...!“.
 


 
2. Matthias wird von der 200 km entfernt wohnenden Brigitte eingeladen. Sie will Matthias gerne kennenlernen und ihn ggf. für eine Beziehung gewinnen. Matthias ist jedoch nicht in der Lage, ihr eine klare Absage zu erteilen auf Grund der Distanz von 200 km. Er hält die Kommunikation aufrecht und lässt sie damit im Ungewissen.
 


 
3. Eine Partei verspricht vor der Wahl, dass sie Reichtum für alle ermöglichen werde. Die Partei wird auch in Folge ihres Wahlversprechens gewählt. Nach der Wahl kann das Versprechen jedoch nicht eingelöst werden.
 


 
4. Paul führt mit seiner Frau Inge eine zehn-jährige glückliche Ehe. Vor kurzem jedoch hat er seine Frau betrogen, indem er mit einer seiner Freundinnen geschlafen hat. Paul hat deswegen ein schlechtes Gewissen, fühlt sich jedoch nicht in der Lage, mit Inge darüber zu reden.
 


 
5. Kollege A plappert dem Kollegen Y „ein Ohr ab“, d. h. er hat regelmäßig einen hohen Redebedarf. Kollege Y lässt dies jedoch über sich ergehen und lässt Kollege A in dem Bewusstsein, dass alles in Ordnung sei.
 


 


 


 
Was wird an diesen Beispielen hinsichtlich des Problems von Lüge und Aufrichtigkeit deutlich?
 


 
Zu Beispiel 1:
 


 
Hans sagt nicht das, was er wirklich empfindet. Tendenziell will Hans seinen Freund Ulrich nicht vor den Kopf stoßen. Hans scheut sich davor, seine Empfindung zu kommunizieren. Dabei ist Hans einerseits unaufrichtig und andererseits belügt er sich selbst, indem er seine Empfindung nicht wahrheitsgemäß kommuniziert. Er lügt zwar nicht, aber ist auch nicht aufrichtig. Hans heuchelt.
 


 
Zu Beispiel 2:
 


 
Matthias ist ebenfalls nicht aufrichtig. Indem er seine bereits innerlich getroffene Entscheidung, Brigitte nicht besuchen zu wollen, nicht mitteilt, ist auch er unaufrichtig und hält Brigitte damit hin,  was quasi einer Lüge entspricht.
 


 
Zu Beispiel 3:
 


 
Parteien versuchen oftmals mit aller Gewalt, die Stimmen der Wähler und Wählerinnen zu erhalten. Dabei sind ihnen manchmal auch unaufrichtige Slogans „Reichtum für alle“ opportun. Sie wissen doch genau, dass Reichtum für alle (!) utopisch ist. Also wird hier mit der Lüge agitiert oder im anderen Fall quasi eine Art Kommunismus angestrebt, in dem jeder gleich viel hat. Auch hier liegt Unaufrichtigkeit bzw. Betrug vor.  
 


 
Zu Beispiel 4:
 


 
Paul hat Inge betrogen, indem er mit einer anderen Frau geschlafen hat. Sein Schweigen Inge gegenüber ist insofern unaufrichtig, als dass er nicht zu seiner Tat steht, sondern seinen Ehebruch verschweigt. Einerseits kann er damit die Ehe ggf. am Leben halten, andererseits liegt mit diesem Ehebruch etwas zwischen Paul und Inge, das sich  non-verbal mit großer Wahrscheinlichkeit manifestieren wird.
 


 
Zu Beispiel 5:
 


 
Kollege Y ist mit seinem Verhalten zunächst höflich, indem er dem Kollegen A nicht offenbart, dass er (Y) total genervt ist von dem Geplappere von A. Dennoch ist auch Y unaufrichtig und tendiert zur Lüge.
 


 


 
Was ist aus den Beispielen 1 – 5 zu lernen?
 


 
1. Oftmals fällt es uns schwer, unsere wahren (!) Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es um die Fähigkeit bzw. die Kompetenz, aufrichtig zu sein. Es geht um die Frage: „Wie schaffe ich es, aufrichtig zu sein?“ ("Kompetenz-Ebene“).
 

2. Oftmals sagen wir unserem Gegenüber etwas Anderes als das, was mir meinen. Hierbei bewegen wir uns zwischen Unaufrichtigkeit und Lüge. ("Objekt-Ebene“).
 

3. Aufrichtigkeit hat etwas mit dem Äußern der eigenen Meinung zu tun. Dazu ist oftmals „aufrechtes Stehen“ und ein fester Standpunkt notwendig. Nicht umsonst heißt es im Evangelium nach Matthäus 5,37: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.“ Matthäus 5,37 fordert damit zur klaren Stellungnahme zugunsten von A oder B auf und verlangt von daher eine Entscheidung. Wir sollen nicht wie Blinde durch die Welt gehen und nicht blind unser Leben leben, sondern uns klar positionieren. Manchmal ist Höflichkeit angebracht. Manchmal ist aber auch eine klar positionierte Äußerung zugunsten von „Ja“ oder (!) „Nein“ notwendig. Wer immer „Wischi-Waschi“ ist und wer es immer jedem recht machen will, ist eben meistens zu sich selbst unaufrichtig und belügt sich damit selbst. In diesem Fall geht es um das Selbst: Wie gehe ich mit mir selbst um? Wie ehrlich/aufrichtig bin ich zu mir selbst? ("Subjekt-Ebene").
 
 


 


 
V.) Zur Bedeutung dieses Blogbeitrags: de arte vivendi - Von der Kunst des Lebens
 


 
Spätestens jetzt wird die Bedeutung des Titels dieses Blogbeitrags deutlich:
 


 
Wir erkennen unsere Schwächen. Vielleicht hat sich der eine oder die andere in den Beispielen 1 – 5 erkannt oder Ähnliches erlebt. Ist es wichtiger, das Objekt – also das Gegenüber – richtig, angemessen, korrekt und höflich zu behandeln oder ist es wichtiger, ein aufrichtiges und authentisches subjektiv stimmiges Verhalten an den Tag zu legen? Wir bewegen uns zwischen diesen beiden Polen – mal abgesehen vom „Elephanten im Porzellanladen", der ohnehin unbedacht, unreflektiert, stupide bzw. idiotisch handelt und sich insofern gar keine Gedanken über sein Verhalten macht.
 


 
Was ist uns also wichtiger
 


 
a) das Objekt  
 
b) das Subjekt  
  
 


 
?
 


 
 


 
Wir können sowohl das Objekt (einen Anderen, das Gegenüber) als auch das Subjekt (uns selbst, die eigene Person) belügen.
 


 
Die Kunst in dieser Angelegenheit ist, mit Mitteln der sozialen Kompetenz  
 


 
a) Aufrichtigkeit (Expression der eigenen Gefühle, ohne sich zu verstellen bzw. sich zu verbiegen)
 


 
und
 


 
b) Authentizität (Echtheit und Glaubwürdigkeit)
 


 
zu leben, ohne dabei unhöflich zu sein oder dem/der Anderen vor den Kopf zu stoßen.
 


 
Es ist eine Kunst, diplomatisch zu sein.
 

 
Es ist eine Kunst, sozial kompetent zu sein.


 
Wir haben dabei in unserem Leben die Aufgabe, diese Kunst im Laufe unseres Lebens zu erlernen.
 

 
Es geht darum, aufrichtig zu sein, indem unser Selbst (also die eigene Person) lernt, Denken („Meinung“), Handeln („Verhalten“) und Fühlen („Stimmung“) in Einklang und Harmonie übereinstimmen zu lassen. Wir werden umso mehr krank, je unstimmiger wir unser Selbst vorfinden. Wir sind umso unglücklicher, je unstimmiger wir sind. Im umgekehrten Schluss bleiben wir immun, gesund und stark, je stimmiger unser Selbst ist.
 

Lüge(n) erzeugt Stress. Stress macht krank. So einfach ist die Formel.
 


 
Wer sich um ein Höchstmaß an Aufrichtigkeit und Authentizität bemüht, reinigt damit sein Innerstes und betreibt insofern eine Art „Seelenhygiene“.
 


Unser Selbst sollte stimmig sein. Dazu müssen wir selbstbestimmt agieren. Um selbstbestimmt agieren zu können, müssen wir uns eine eigene Meinung bilden und einen eigenen Standpunkt einnehmen. „Verstellen“ bedeutet dabei auch: ich habe keinen eigenen Standpunkt, sondern mein Denken, Fühlen und Handeln gehen auseinander, so dass die eigene Person mit fortschreitender Zeit neben (!) sich steht: sie wird quasi „verrückt“.  
 

 
Je mehr wir zu verbergen haben, je mehr wir uns verstellen müssen, desto „verrückter“ werden wir.  
 


Beim „Verrückt-Sein“ herrschen in uns:
 

1. Dissonanz und Disharmonie (Unstimmigkeit von Denken, Handeln und Fühlen)
 
2. Distanz (Denken, Handeln und Fühlen sind entfernt voneinander)
 
3. Diskrepanz (Widersprüchlichkeit im Denken, Handeln und Fühlen)
 
4. Disharmonie (Fehlen des Einklangs von Denken, Handeln und Fühlen)
 


Identität lernen wir bereits mit Erziehung bzw. Sozialisation.

 
Wenn Kinder Dissonanz, Distanz, Diskrepanz und Disharmonie zwischen Denken, Handeln und Fühlen ihrer Bezugspersonen erleben und nicht zur Kompensation fähig sind, werden zukünftige Konflikte und Krisen in der Entwicklung des Kindes programmiert.  
 


Je mehr Zwei-geteilt-Sein im Sinne der mangelnden Identität beim Heranwachsenden erlebt wird, die nicht kompensiert wird, desto stärker wird eine Vulnerabilität (Verletzlichkeit) in der betreffenden Person erzeugt.  
 

Im Gegensatz dazu müsste Folgendes erreicht und erlernt werden:

 
Entwicklung und Stärkung der ...
 
1. Identität (Übereinstimmung im Denken, Fühlen und Handeln).
 
2. Differenzierungsfähigkeit (Unterscheidung bzw. Entscheidung zwischen mehreren Möglichkeiten).
 
3. sozialen Kompetenz (adäquates Verhalten in sozialen Interaktionen).
 
4. Autonomie (Unabhängigkeit und Selbstbestimmung: Fähigkeit, richtiges Handeln selbst definieren zu können und die eigene Person als unabhängig zu erleben).
 
5. Sensibilisierung für die Gesetze der Polarität, der Resonanz und von Ursache und Wirkung.
 

VI. Zusammenfassung
 
1.) Leben bedeutet keine Langeweile, sondern eine Vielfalt an Möglichkeiten, Situationen und Erfahrungen.
 
2.) Wir können, dürfen (und müssen) Vieles im Leben erlernen.

3.) Es gibt keinen perfekten Menschen: jeder Mensch macht Fehler.
 



Aspekte zum Thema: „Umgang miteinander“

 
Vgl. dazu folgenden Link unter:

 
 

Manche Menschen haben eine positive Ausstrahlung. Sie wirken zufrieden und haben in aller Regel wenig Konflikte mit ihren Mitmenschen.
 

Andere Menschen wiederum neigen zur Hysterie: sie fühlen sich ständig "persönlich angegriffen" und reagieren bei der kleinsten Kleinigkeit genervt, gereizt und sehen sich genötigt, emotional zu werden, sich zu echauffieren, zu explodieren und aus der Haut zu fahren.
 

Woran liegt das? Der eine so - der andere so...?
 

Soziale Interaktionen finden überall statt. Wir müssen sozial kompetent sein und werden.
 

Was bedeutet das?
 

Wikipedia schreibt dazu (Art. „Soziale Interaktion“):

Soziale Interaktion bezeichnet das wechselseitig aufeinander bezogene Handeln (oder Beeinflussen) von Akteuren (oder Gruppen), also das Geschehen zwischen Personen, die aufeinander reagieren, miteinander umgehen, einander beeinflussen und steuern.“
 
Vgl. Wikipedia, Art. "Soziale Interaktion":
 

Zum Umgang miteinander gehört zweifelsohne „soziale Kompetenz“. Soziale Kompetenz ist ein „Komplex von Fähigkeiten, die dazu dienen, in Kommunikations- und Interaktionssituationen entsprechend den Bedürfnissen der Beteiligten Realitätskontrolle zu übernehmen und effektiv zu handeln. Als effektiv kann Handeln bezeichnet werden, wenn sich dadurch positive (erwünschte) Konsequenzen maximieren und negative (unerwünschte) minimieren lassen.“ (Vgl. Wikipedia, Art. Soziale Kompetenz).
 

 
Mit "sozialer Kompetenz" ist die Fähigkeit gemeint, sich im gesellschaftlichen Rahmen in allen in Frage kommenden Situationen adäquat verhalten zu können.
 

Es gibt drei verschiedene Grundsituationen:

1.) mein Recht durchsetzen.
 
2.) die gleichgeordnete Beziehungsebene leben.
 
3.) um Sympathie bei Dritten werben müssen.
 

Beispiele für sozial kompetentes Verhalten:


-Konflikte nicht entstehen zu lassen, sie zu lösen bzw. auszuhalten.
 

-um Sympathie werben zu können.


 
-Kritik wertschätzend üben und Kritik annehmen zu können.


 
-Nein sagen zu können, wenn ich etwas nicht will.


 
-sich in den Anderen / die Andere empathisch hinein fühlen zu können und erspüren zu können:
 
--> Wie geht es ihm/ihr gerade?

--> Was könnte sie/er gerade brauchen?

 


 
-eine Partnerschaft führen zu können.


 
-in der Lage zu sein, für ein gutes Klima sorgen zu können.


 
-eigene Bedürfnisse zur Sprache zu bringen und es zu schaffen, dass diese erfüllt werden.


 
-zu wissen, wann ich im Recht bin und dieses durchsetzen zu können.


 
-ein Gespräch am Laufen halten zu können.


 
-jemanden auf der Straße ansprechen zu können und ihn/sie nach der Uhrzeit zu fragen.


 
-sich teamorientiert verhalten zu können.
 


 


 
Im Rahmen der sozialen Kompetenz können wir drei Situationen von sozialen Interaktionen unterscheiden – bezogen auf „Du“ und „Ich“:
 


 
1.) Objektiv im Recht sein:
 
„Ich“ = groß; „Du“ = klein.
 


 
2.) Um Sympathie werben müssen:
 
„Ich“ = klein; „Du“ = groß.
 


 
3.) Die Beziehungsebene leben:
 
„Ich“ und „Du“ sind gleich groß.
 


 
Vgl. dazu: Hinsch/Wittmann, Soziale Kompetenz kann man lernen
 
 


 
Es gibt viele beispielhafte Situationen dafür. Für jede Situation sei ein Beispiel genannt:
 


 
zu 1.) Reklamation einer gekauften Hose, die einen Mangel hat. Innerhalb von 14 Tagen kann ich diese in aller Regel umtauschen bzw. ich habe ggf. das Recht, den Kaufpreis (sc. das Geld) für die Hose zurückzufordern. Das „Du“ wäre dann in dieser Situation eine Firma bzw. ein Verkäufer, bei dem ich etwas gekauft habe.
 


 
zu 2.) Wenn ich um eine Gehaltserhöhung bitte, bin ich nicht im Recht. Stattdessen muss ich um „Sympathie“ werben und mich um gute Argumente bemühen. Mein Chef ist das „Du“. Er sitzt in dieser Situation am „längeren Hebel“.
 


 
zu 3.) Unter Partnern in einer Liebesbeziehung, aber auch unter Kollegen, Bekannten und Freunden herrscht in aller Regel die Beziehungsebene.
 


 


 


 
Abschließende Aspekte zum Thema "Vom Umgang miteinander"
 


 
1.) Oftmals übernehmen wir in beruflichen Situationen eine Rolle. Wir haben und sind zwar eine Persönlichkeit, die sich durch verschiedene Merkmale auszeichnet. Trotzdem stehen wir oftmals in einer Rolle. Im Wesentlichen lassen sich vier Extreme dabei unterscheiden (Fritz Riemann, Grundformen der Angst):
 


 
a) die schizoide Persönlichkeit: der ruhige, distanzierte, schüchterne Typ.
 


 
b) die depressive Persönlichkeit: der einfühlsame, Nähe-suchende und Nähe-aufbauende und harmoniebedürftige Typ.
 


 
c) die zwanghafte Persönlichkeit: der wissenshungrige, ordentliche Typ, dem Regeln wichtig sind.
 


 
d) die hysterische Persönlichkeit: der lockere, gesellige Typ, der gerne im Mittelpunkt steht und der gerne bewundert werden möchte.
 


 


 
Rolle meint hier auch: jeder spielt eine Rolle und hat eine Bedeutung und ist quasi für das Gruppengefüge wichtig. Fällt einer innerhalb dieses Gruppengefüges weg, so entsteht ein Gefälle: es ändert sich etwas innerhalb der Gruppendynamik.
 


 


 
2.) Zur sozialen Kompetenz gehören im Wesentlichen:
 


 
a) Teamfähigkeit.
 
b) Kritikfähigkeit.
 
c) Konfliktfähigkeit.
 


 


 
Zu a) Teamfähigkeit
 


 
Wir können unterscheiden zwischen „Gruppen“ und „Teams“.
 


 
Ein Team ist auch eine Gruppe. Additiv im Vergleich zu einer Gruppe ist bei einem Team die „Lösung einer bestimmten Aufgabe oder die Erreichung eines bestimmten Zieles“. Teamfähigkeit bedeutet also in diesem Zusammenhang, alle Fähigkeiten zu besitzen bzw. anzuwenden, damit die jeweilige Gruppe eine bestimmte Aufgabe lösen kann bzw. ein bestimmtes Ziel erreicht.

 


 


 
Zu b) Kritikfähigkeit
 


 
Vgl. dazu mein Blogbeitrag "Kritik" durch Klick auf folgenden Link:
 


 
 


 


 
Zu c) Konfliktfähigkeit
 


 
Bei einem Konflikt gibt es eine „Berührung“ (ein „Aneinandergeraten“) von mindestens zwei Parteien.

 


 
Konfliktfähigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang:
 


 
a) Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen.
 
b) Konflikte aushalten und ausstehen zu können.
 
c) Konflikte lösen zu können.
 


 


 


 
Vgl. dazu auch A. Hugo-Becker/H. Becker, Psychologisches Konfliktmanagement. Menschenkenntnis. Konfliktfähigkeit. Kooperation, 4. Aufl. 1992.
 


 


 


 


 
3.) Soziale Kompetenz geht oftmals mit „Angst“ und „Unsicherheit“ einher.
 


 
Auch hier unterscheiden wir vier Typen:
 


 
a) schizoid
 
b) depressiv
 
c) zwanghaft
 
d) hysterisch
 


 
Manchmal herrscht dabei die Angst vor Ablehnung oder die Angst, Fehler zu machen. Oftmals steht wiederum hinter dieser Angst die Angst vor Bestrafung, was tiefenpsychologisch auf Konflikte während unserer Kindheit zurückzuführen ist.[6]
 


 


 
4.) Bei sozialen Interaktionen sind zwei Gruppen zu unterscheiden, die aus einem „Ich“ bzw. „Wir“ und einem „Du“ bzw. „Ihr“ zusammengesetzt sind.
 


 
Beide Gruppen können in sich Störungen aufweisen in Form von aggressivem Verhalten. Auch hier können die vier bereits genannten Gruppen (schizoid, depressiv, zwanghaft und hysterisch) unterschieden werden.
 


 
Wie verhält sich in der Regel der schizoide Typus?
 
Antwort: distanziert, still, ruhig, in sich gekehrt
 


 
Wie verhält sich in der Regel der depressive Typus?
 
Antwort: Er baut Nähe zu anderen auf, verhält sich empathisch und harmonisch und versucht, es allen recht zu machen.
 


 
Wie verhält sich in der Regel der zwanghafte Typus?
 
Antwort: Er benutzt in aller Regel Wissen, um Macht zu demonstrieren, verhält sich rechthaberisch und zeigt sich als „Besser-Wisser“.
 


 
Wie verhält sich in der Regel der hysterische Typus?
 
Antwort: Er agiert mehr mit Schein als mit wahrem Sein, d. h. er hat nicht viel Selbstbewusstsein und muss von daher oft mit der Lüge agieren, um nicht seine Unwissenheit preis zu geben. Er stellt sich gerne in den Mittelpunkt, um von anderen bewundert zu werden.
 


 
5.) Was bedeutet Aggression?
 


 
Aggression (lateinisch aggressiō vom Deponens aggredī sich zubewegen auf [etw./jdn.]; heranschreiten; sich nähern; angreifen) ist eine feindselig angreifende Verhaltensweise eines Organismus.“ (Vgl. Wikipedia, Art. Aggression).
 


 
Einige Menschen sprechen oft von „persönlichen Angriffen“ gegen sie selbst. Wie ist das zu verstehen? Es geht eben um diese Konfliktsituationen, die oftmals mit Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Standpunkten einhergehen.
 


 
Meinungsverschiedenheiten werden oftmals – wenn sie nicht gelöst werden – im direkten Kommunikationsverhalten als persönliche Angriffe gedeutet, bewertet und empfunden.
 


 
6.) Friedemann Schulz von Thun beschreibt innerhalb der Kommunikation von „Senden“ und „Empfangen“ vier Ebenen:
 


 
a) die Sachebene.
 
b) die Selbstoffenbarungsebene.
 
c) die Appellebene.
 
d) die Beziehungsebene.
 


 
Vgl. dazu: Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden
 


 
7.) Handlungsmöglichkeiten im Umgang miteinander
 


 
a) den / die Andere(n) ignorieren (Ignoranz) im Sinne von "nicht beachten" bwz. "keine Aufmerksamkeit" schenken.
 


 
b) kontrovers, sachlich bzw. aggressiv diskutieren.
 


 
c) tolerant sein (die Meinung des / der Anderen stehen lassen können).
 


 
d) zustimmen, die Meinung des / der Anderen gut finden, akzeptieren („liken“).
 


 
e) deeskalierend einwirken.
 


 
f) moderat sein und moderierend einwirken.
 


 
g) rausgehen aus der Situation und erstmal Abstand gewinnen.
 


 
h) gewaltfrei kommunizieren.
 


 
i) erkennen, dass der / die Andere(n) ein Problem hat bzw. haben (Neid, Aggression, Unsicherheit u. a.).
 


 
j) friedvoll sein und eine Aura des Friedens ausstrahlen und innehaben („Friede sei mit dir“).
 


 
k) Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis stärken uns in und bei Konfliktsituationen.
 


 
l) Erkenntnis: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.“: So, wie du andere behandelst, so wird man manchmal auch selbst behandelt.
 


 
m) nicht das „ius talionis“ (Talion) anwenden, sondern die Goldene Regel.
 


 
n) nicht „Öl ins Feuer gießen“, sondern sich zurücknehmen und deeskalierend agieren.
 


 
o) Eigene Bedürfnisse als Mangelerscheinungen erkennen.
 


 
Bspp.:
 


 
---> Das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit kann ein Mangel an vorherigem Interesse seitens anderer Mitmenschen sein.
 


 
---> Das Bedürfnis nach Geltung kann ein Mangel an Selbstbewusstsein sein.
 


 
---> Das Bedürfnis nach Essen und Trinken ist in aller Regel ein Mangel an Sättigung.
 


 


 
p) Erkenntnis: Muss ich den / die Andere(n) immer verstehen? Wichtiger wäre zunächst, mich selbst verstanden und erkannt zu haben und dementsprechend zu achten, zu lieben und zu respektieren (Selbstliebe). Den / die Andere(n) verstehen zu wollen ist oftmals mit Spekulation verbunden.
 


 
q) sich bei dem / der / den Anderen entschuldigen bzw. um Entschuldigung bitten, wenn eigenes Fehlverhalten erkannt wurde. Die Gegenseite sollte dann diese Entschuldigung akzeptieren.
 


 


 
8.) Fazit


 
Zur Realität gehört das Verhalten von uns Menschen. Wir können uns nicht "nicht verhalten" (Paul Watzlawick).
 


 
Zu unserem Verhalten zählen wir:
 


 
a) schizoide Typen
 
b) depressive Typen
 
c) zwanghafte Typen
 
d) hysterische Typen
 


 
Fritz Riemann hat untersucht, welche biographischen Hintergründe jeder dieser vier Typen hat. Weiterhin hat er untersucht, wie sich diese vier Typen in Bezug auf "Angst", "Aggression" und in Bezug auf "Liebe" verhalten.
 
Konflikte bzw. Meinungsverschiedenheiten können in aller Regel nicht vermieden werden.
 


 
Soziale Kompetenz ist wichtig, um im gesellschaftlichen Miteinander zurechtzukommen. Soziale Kompetenz beschreibt eine Fähigkeit, die zum Erfolg führt. Was im Einzelnen dabei unter Erfolg zu verstehen ist, wird separat zu diskutieren, zu analysieren und zu definieren sein.
 


 


 
Menschen haben bestimmte "Rollen" inne, übernehmen diese Rollen oder die Rollen werden ihnen zugetragen:
 


 
·der Spaßvogel, Clown, Comedian
 
·der Bequeme, Phlegmatiker, der träge und oberflächliche
 
·die fleißige Biene, die Mutter Teresa, der/die Aufopfernde
 
·der Querulant, Störenfried, die Nervensäge
 
·der Schweiger, der Ruhepol
 
·der Denker, Kritiker, der Wissbegierige
 
·der Paragraphenreiter, der Pharisäer, der Perfektionist
 
·der Lügner, Betrüger, Kriminelle
 
·der Ästhet, Künstler, Schauspieler
 
·der Angsthase, Hypochonder
 
·der Leitende, Chef, Beschützer, Antreiber
 


 


 
Die Welt leidet darunter, dass ein Mangel an Teamfähigkeit besteht.  
 


 
Was macht ein gutes Team aus?
 


 
Zunächst die Erkenntnis:
 


 
„Wir sind ein Team mit gemeinsamen Zielen.“
 


 
Dann die Fähigkeit, …
 


 
·dem anderen wertschätzend entgegen zu treten.
 


 
·dem anderen zuhören zu können, um ihn zu verstehen.
 


 
·sich selbst verstehen, regulieren und kontrollieren zu können (Selbstdisziplin, Selbstkritik, Selbsterkenntnis, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein).
 


 
·ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu übernehmen.
 


 
·sich leiten zu lassen, sofern die Leitung gerecht und unterstützenswert ist.
 


 
·Verbesserungen und Problemlösungen zu entwickeln.
 


 
·Konflikte nicht entstehen zu lassen bzw. sie auszuhalten und sie nicht eskalieren zu lassen.
 


 
·zu erkennen, was mich als Individuum glücklich macht.
 


 
·mit dem Absoluten (Krankheit, Leiden, Tod) umzugehen.
 


 
·auf den Menschen, der uns fremd ist, zuzugehen.
 


 
·inklusiv zu denken und dennoch das Eigene zu betonen.
 


 
·motiviert zu sein ohne den Anderen unter Druck zu setzen.
 


 
·die eigene Intention zugunsten der Ziele des Teams zurückzustellen.
 


 
·offen für Neues zu sein.
 


 
·die „Wahrheit“ und nicht die Lüge im Augen zu behalten.
 


 


 
Kant war in der Lage, ein solches Verhalten mit dem sog. „kategorischen Imperativ“ zu­sammenfassen zu können.
 


 
Er meinte damit: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns zu einem allgemeinen Ge­setz werden könnte.“
 


 
Mit anderen Worten:
 


 
Bemühe dich stets um ein ethisch richtiges Verhalten und suche stets nach der Wahrheit!
 
 
 

Rainer Langlitz
 
 


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