Einführung in die Bibel

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Einführung in die Bibel

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Theologoumena · Sonntag 15 Nov 2020
Einführung in die Bibel

- Allgemeine Einleitung in die Bibel -

1. Allgemeines
1.1 Woher kommt das Wort "Bibel"?
1.2 Was bedeutet das Wort „Testament“ im biblischen Sinne?
1.3 Wann wurde die Bibel kanonisch?
2. Inhaltliches zur Bibel im Allgemeinen
3. Das Alte Testament im Überblick
4. Geschichtliches zum Alten und Neuen Testament
5. Jesus und die Evangelien im Neuen Testament
6. Exegese
7. Formen und Gattungen in der Bibel

Zu 1.1. Woher kommt das Wort "Bibel"?

Das Wort "Bibel" kommt aus dem Griechischen und bezeichnet dort im Plural "die Bücher". Im Lateinischen ist daraus ein weibliches Hauptwort im Singular geworden, "die Bibel". Die Bibel ist in Wirklichkeit eine Art "Bibliothek", eine Sammlung von Büchern. Diese Büchersammlung enthält eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Werke, die in zwei Teile aufgeteilt werden können: Altes Testament (AT) und Neues Testament (NT).
Vgl. zur Entstehung der Bibel folgendes Video


Zu 1.2 Was bedeutet das Wort „Testament“ im biblischen Sinne?

Das Wort "Testament" hat hier nicht den juristischen Sinn, den wir aus der Alltagssprache kennen. Es handelt sich vielmehr um eine Übernahme des lateinischen Begriffs "testamentum", mit dem das hebräische Wort "berit" (= Bund) wiedergegeben wurde. So berichtet das Alte Testament vom Bund Gottes mit seinem Volk Israel, dessen Mittler Moses war. Das Neue Testament findet im Neuen Bund in Jesus seine Vollendung.

Vgl. dazu aber folgendes Video zum Thema "Jüdische und christliche Bibel"

Vgl. dazu auch Erich Zenger, Das Erste Testament: Die jüdische Bibel und die Christen

Link 1

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Zu 1.3 Wann wurde die Bibel kanonisch?

Kanon (griech. = Richtschnur) meint die Sammlung und Abgrenzung der biblischen Bücher. Die Entstehung des Kanon ist sowohl für das AT als auch für das NT ein Entwicklungsprozess. Er ist für das AT erst auf der jüdischen Synode von Jamnia um das Jahr 100 n. Chr. abgeschlossen, für das NT im wesentlichen um 200, endgültig im 4. Jh.

Die Juden erkennen nur die 39 hebräisch geschriebenen Bücher (geschrieben etwa zwischen ca. 1000 v. Chr. und ca. 200 v. Chr.) als kanonisch an. Das AT wird teilweise auch "Hebräische Bibel" genannt, da die ursprüngliche Sprache des AT (mit Ausnahme von kleinen Stücken, die in Aramäisch geschrieben sind) das Hebräische ist.

Innerhalb der katholischen Kirche gelten auch die sechs griechisch geschriebenen Bücher als (deutero)kanonisch, während die protestantische Kirche dabei von "Apokryphen" spricht.

Das AT wurde im 3. Jh. v. Chr. aus der hebräischen Sprache ins Griechische übersetzt "Septuaginta".



2. Inhaltliches zur Bibel im Allgemeinen

Die Hebräische Bibel hat drei Teile:

2.1 das Gesetz
2.2 die Propheten
2.3 die Schriften

Das für alle Christen gleiche Neue Testament umfasst 27 Bücher.

Das "Gesetz" findet sich auch unter dem Namen "Torah" oder "die fünf Bücher Mose" oder auch "Pentateuch"

Am Anfang der Propheten stehen die drei großen Bücher: Jesaja, Jeremia und Hesekiel (Ezechiel).
Das Jesajabuch enthält Überlieferungen von zwei oder drei Propheten, die man entsprechend (Proto-) Jesaja (proton; griech. = erster; Kap. 1 - 39), Deuterojesaja (griech. = zweiter Jesaja; Kap. 40 - 55) und Tritojesaja (griech. = dritter Jesaja; Kap. 56 - 66) nennt.

Die zwölf "kleinen Propheten" von Hosea bis Maleachi nennt man auch Dodekapropheton (griech. = zwölf Propheten).
Unter Schriftpropheten versteht man jene, deren Prophetie in eigenen Büchern überliefert ist (z. B. Jeremia im Unterschied zu Elia).

In den Weisheitsschriften (etwa Hiob, Sprüche, Prediger) hat sich jüdische Lebenserfahrung und Weltbeobachtung niedergeschlagen. Das Buch Prediger wird manchmal auch mit seinem hebräischen Namen Kohelet oder mit dem griechischen Ecclesiastes angegeben, Hiob in der Schreibweise Ijob, Sprüche mit Proverbia (lat. = Sprichwörter). Canticum Canticorum (lat. = Lied der Lieder) ist eine andere Bezeichnung für das Hohelied. Auch die Psalmen (griech. = geistliches Lied) zählen zu den weisheitlichen Schriften.

Apokryphen (griech. = verborgene Schriften) sind jüdische Schriften, die zwischen 300 v. Chr. und 70 n. Chr. entstanden sind. Sie finden sich in der griechischen Septuaginta, nicht jedoch in der älteren hebräischen Fassung des AT. In der röm.-kath. Kirche werden die Apokryphen zum Kanon gezählt gemäß der Tradition der Septuaginta und gemäß der von ihr abhängigen lateinischen Vulgata. Die Apokryphen bilden eine wichtige Brücke zwischen der Welt des AT und der Zeit des NT. Es handelt sich um die Bücher Judit, Weisheit Salomos, Tobias, Jesus Sirach, Baruch, die beiden Bücher der Makkabäer, Stücke zu den Büchern Ester und Daniel sowie das Gebet Manasses.


Das NT beginnt mit den vier Evangelien (Evangelium, griech. = frohe Botschaft, gute Nachricht). Es folgt die Apostelgeschichte, die auch mit dem lat. Namen "Acta" (lat. = Taten) zitiert wird.

Unter den Briefen stehen an erster Stelle die Paulusbriefe. Bei einigen ist die Verfasserschaft umstritten (z. B. Kolosserbrief oder Pastoralbriefe), so dass sie dann auch Deuteropaulinen (griech. = "zweiter Paulus", gemeint sind unbekannte Paulusschüler) genannt werden. Zu den Pastoralbriefen zählt man die beiden Timotheusbriefe und den Titusbrief.

Als Kirchenbriefe oder Katholische Briefe (katholisch ist die Abkürzung für griech. "kat holon kosmon" = den ganzen Erdkreis betreffend = allgemein) fasst man den Jakobusbrief, die beiden Petrus- und die drei Johannesbriefe sowie den Judasbrief zusammen, weil sie an keine bestimmten Adressaten bzw. an einen sehr allgemein gehaltenen Adressatenkreis gerichtet sind.
Apokalypse (griech. = Offenbarung) nennt man u. a. das Buch der Johannes-Offenbarung.



Zu 3. Das Alte Testament im Überblick

DAS ALTE TESTAMENT

I. Der Pentateuch

1. Buch Mose (50 Kapitel): "Genesis"

Erzählungen von Menschen auf dem Wege vom Misstrauen zum Glauben
Die Urgeschichte: Genesis 1 - 11
Diese 11 Kapitel handeln vom Menschen, von der Welt und von Gottes Vorgeschichte mit seinem Volk. Sie sind so etwas wie ein Prolog oder eine Ouvertüre, in der das eine große Grundmotiv der Bibel anklingt: in allem, was die Bibel von Gottes Geschichte mit seinem Volk berichtet, geht es um die Menschheitsgeschichte als ganze. Es geht um die ganze von Gott geschaffene Wirklichkeit.
1, 1 - 2, 4a
Die Schöpfung (Priesterschrift)
2, 4b - 4, 26
Die Schöpfung und Einbruch der Sünde (Jahwist)
5
Stammbaum von Adam bis Noah
6 - 9
Verderbnis der Menschheit, Sintflut, Noahs Söhne
10
Völkertafel
11, 1 -9
Der Turmbau zu Babel
11, 10 - 32
Stammbaum von Noah bis Abraham
12 - 26
Abraham und sein Sohn Isaak
27 - 36
Isaaks Sohn Jakob betrügt seinen Bruder Esau. Jakob wird danach durch bittere Erfahrungen zu einem Kämpfer für Gottes Sache (= Israel) und versöhnt sich mit Esau.
37 - 50
Erzählung von den zwölf Söhnen Jakobs ("Josefserzählung")


2. Buch Mose (40 Kapitel): "Exodus"

Das Volk Israel wird aus der Unterdrückung in die Freiheit einer neuen, menschlichen Lebensordnung geführt.
1 - 18
Im Buch Exodus wird das Grundthema der Geschichte Gottes mit seinem Volk entfaltet. Diese Geschichte beginnt mit der Rettung aus einer Not (1 -18). Mose führt das gefangene Volk aus Ägypten in die Freiheit und gibt ihm Mut (Glauben) in vielen Gefahren.
19
Ankunft am Berg Sinai
20
Die zehn Gebote (neue Lebensordnung)
21 - 40
Gebote, Gesetze, Anordnungen


3. Buch Mose (27 Kapitel): "Levitikus"

Dieses Buch betrifft Ordnungen und Gesetze und ist nach den Leviten genannt, die im Gottesdienst eine große Rolle spielen. Es enthält nach einigen Erzählungen über Aaron und seine Söhne endlose Vorschriften für den Gottesdienst.


4. Buch Mose (36 Kapitel): "Numeri"

Dieses Buch enthält Aufzählungen und Ordnungen, berichtet über die Erlebnisse des Volkes Israel in der Wüste und bringt weitere Gesetze.


5. Buch Mose (34 Kapitel): "Deuteronomium"

Dieses Buch enthält Ordnungen, Vorschriften und Gesetze. Es fasst noch einmal Gesetz und Auszug aus Ägypten zusammen. Es endet mit dem Tod Moses.


II. Geschichtsbücher

Buch Josua (24 Kapitel)
Das Volk Israel erobert und verteilt das ihm von Gott zugesprochene neue Land, in dem es mit seiner neuen Glaubensordnung (Gebote) leben will.
Die Geschichtsbücher vom Buch Josua bis zum 2. Königsbuch handeln von der Zeit der Sesshaftigkeit: vom Betreten des Landes (Josua 1 ff.) bis zum Verlassen des Landes (Babylonisches Exil).
Das Buch Josua hat folgenden Aufbau:
1 - 12
Bericht über die Führung Josuas, des Nachfolgers von Mose. Er erobert für das Volk Israel das Land Kanaan (Palästina).
12 - 22
Listen über die Neuverteilung des Landes
23 - 24
Josua ermahnt vor seinem Tod das Volk zum Glauben.


Buch der Richter (21 Kapitel)
Dieses Buch zeichnet die Geschichte aus der Zeit auf, als es in Israel keinen König gab. Es traten Richter (Befreier) auf.

Buch Rut (4 Kapitel)
Dieses Buch ist eine Erzählung über die Jugend der Urgroßmutter Davids (Rut): Rut zieht als junge Witwe mit ihrer Schwiegermutter als Fremde in das Land Israel und lernt dort mit Hilfe der Schwiegermutter ihren Mann kennen.

Das 1. Buch Samuel (31 Kapitel)
Das von den andersgläubigen Völkern bedrohte und bekämpfte Volk Israel wählt sich wie die anderen Völker Könige. Sie sollen das Volk nach den Geboten Gottes gerecht und vertrauensvoll führen.
1 - 3
Geburt und Berufung Samuels zum Propheten
4 -6
Geschichten von der Bundeslade, einem Kasten, in dem das Volk die Gebote und andere für den Glauben wichtige Gegenstände aufbewahrte.
7 - 8
Samuel führt das Volk.
9 - 31
Die Geschichten vom ersten König Saul, der gut und tapfer war, aber dann schwermütig und misstrauisch wurde, und von seinem jungen Freund-Feind David.

Das 2. Buch Samuel (24 Kapitel)
Dieses Buch enthält weitere Geschichten von König David.

Das 1. Buch der Könige (22 Kapitel)
Das Volk Israel ist groß, stark und reich geworden. Es baut für den unsichtbaren Gott einen prächtigen Tempel in Jerusalem, der Hauptstadt des neuen Königtums und Staates. Doch im Jahre 932 v. Chr. spaltet sich das Königtum in zwei Staaten (Nord- und Südreich): Israel im Norden mit der Hauptstadt Samaria. Juda im Süden mit der Hauptstadt Jerusalem.
Einige ihrer Könige lassen sich auf andere Götter ein. Dagegen treten Propheten auf, mutige Gottesmänner, die für den echten Glauben Israels und für Gerechtigkeit kämpfen.
1 - 11
Geschichten vom klugen König Salomo und dem Bau des Tempels in Jerusalem.
12 - 16
Spaltung in zwei Staaten und Geschichten von deren Königen.
17 - 22
Geschichten vom Propheten Elia

Das 2. Buch der Könige (25 Kapitel)
In diesem Buch werden weitere Geschichten der Könige und Propheten bis zum Untergang der beiden Staaten berichtet. Der Staat Israel wurde 722 v. Chr. durch die Assyrer und der Staat Juda wurde 587 v. Chr. durch die Babylonier zerstört.
1 - 13
Geschichten vom Propheten Elisa und seinem Kampf mit den Königen um Gerechtigkeit und Glauben.
14 - 25
Geschichten der Könige in Israel und Juda bis zum Untergang dieser beiden Staaten.

Das 1. Buch der Chronik (29 Kapitel)
Dieses Buch erzählt noch einmal die Geschichte von der Zeit Davids bis hin zur Gefangenschaft. Eingangs erscheinen hier Namenslisten von Adam bis David. Der Stil dieses Buches ist genauer und weniger farbig als in den Samuel- und Königsbüchern.
In diesem Buch wird dem Gottesdienst besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Es stammt aus Priesterkreisen nach der Gefangenschaft in Babylon.

Das 2. Buch der Chronik (36 Kapitel)
Dieses Buch stellt eine Fortsetzung bzw. eine Wiederholung der Königsgeschichten dar.
1 - 9
König Salomo und der Bau des Tempels
10 - 36
Geschichten von den weiteren Königen bis zum Untergang der Staaten.

Das Buch Esra (10 Kapitel)
Seit dem Jahr 538 v. Chr. dürfen die Juden wieder zurück aus der Verbannung in ihre Heimat. Gruppen von ihnen kommen nach Jerusalem und versuchen, den zerstörten Tempel wieder aufzubauen. Ein Mann namens Esra übernimmt die Leitung und bringt sie dazu, sich nicht mit der andersgläubigen Bevölkerung zu vermischen, um den Glauben zu erhalten.

Das Buch Nehemia (13 Kapitel)
Ein Mann namens Nehemia leitet den Wiederaufbau der zerstörten Stadtmauern von Jerusalem und festigt den Glauben des Volkes.

Das Buch Esther (10 Kapitel)
Dieses Buch enthält die Geschichten von den in Persien gebliebenen Juden, die - weil sie anders leben und glauben als die Perser - benachteiligt und unterdrückt werden sollen. Ein jüdisches Mädchen, Esther, wird die Frau des Königs und kann ihren eigenen Leuten helfen.


III. Die Dichtung und die Weisheitsbücher
Das Buch Hiob (42 Kapitel)
Dieses Buch ist ein erschütterndes Gedicht über das menschliche Leiden und die Frage nach Gottes Gerechtigkeit. Es stellt die Frage nach dem "Warum" und ist ein Schrei nach einer direkten Antwort Gottes. Gott offenbart sich in diesem Buch. Er offenbart sich durch die Größe der Natur als einer, dessen Gedanken wir nicht folgen können: Hiob, ein reicher, gläubiger und guter Mann, verliert alles. Er wird am Ende jedoch wieder in einen noch besseren Zustand versetzt.
1 + 2 + 42
Erzählungen über Hiob
3 - 41
Gedichte zu diesem Thema (Ist Gott gerecht?)

Das Buch der Psalmen (Psalter in Form von 150 Psalmen)
Die Psalmen sind Gebete und Gesänge zugleich. Sie sind an Gott gerichtet. In diesen Psalmen bringen Menschen ihre Freude und ihren Dank, ihre Sorgen und ihre Angst, ihre Klage und Bitte, ihre Bitte und Hoffnung und ihr Vertrauen als Gebet zum Ausdruck.

Das Buch der Sprüche Salomos (31 Kapitel)
Es handelt sich bei den Sprüchen Salomos um Lebens- und Glaubenserfahrungen, die in kurzen Sprichwörtern zusammengefasst sind.

Das Buch des Predigers Salomo (12 Kapitel)
Dieses Buch beinhaltet Gedichte über den Sinn des Lebens.

Das Hohelied Salomos (8 Kapitel)
Dieser Name ist eine Erfindung Martin Luthers , mit dem er den hebräischen Titel ("Lied der Lieder") übersetzte. Es beinhaltet eine Sammlung von Liebesgedichten.


IV. Die prophetischen Bücher
Die prophetischen Bücher schildern das Ringen um die Treue des Volkes zu Gott, dem es immer wieder untreu wurde. Es sind jene Worte, die auf den Straßen und Plätzen von Jerusalem und auch anderswo erklangen, und Aussprüche Gottes, die aufgeschrieben wurden.

Das Buch des Propheten Jesaja (66 Kapitel)
Jesaja lebte ungefähr 150 Jahre vor der Gefangenschaft. Er ist der klassische Prophet, dessen Wort niederschmettert und tröstet. Der sehr ermutigende Teil von Kapitel 40 bis zum Schluss stammt von späteren Schülern seiner Schule. Die Kapitel 40 - 55 (der Deuterojesaja) haben dabei einen besonderen Glanz. Es sind Worte der Kritik und Mahnung, der Hoffnung und des Vertrauens.
1 - 35
Reden des Propheten Jesaja (um 700 v. Chr. in Jerusalem)
36 - 39
Berichte über Jesaja aus der Zeit der Bedrohung Jerusalems durch die Weltmacht Assyrien
40 - 55
Reden eines unbekannten Propheten aus der Zeit der Verschleppung des Volkes (550 v. Chr.)
56 - 66
Reden eines oder mehrerer späterer Propheten

Das Buch des Propheten Jeremia (52 Kapitel)
Jeremia lebte in einer Zeitenwende: vor und während des Beginns der Gefangenschaft.
1 - 25
Reden des Propheten Jeremia um 600 v. Chr. in Jerusalem, als das Nordreich Israel schon zerstört war: Ankündigung der Katastrophe für Jerusalem als Strafe Gottes wegen Ungerechtigkeit und falschem Glauben.
27 - 29
Jeremias Auseinandersetzung mit anderen Propheten
30 - 35
Worte der Hoffnung für die verschleppten Israeliten in Babylonien:
Gott wird einen neuen Bund schließen (Kap. 31, Verse 31-34).
36 - 51
Reden des Propheten über andere Völker
52
Späterer Bericht über die Zerstörung Jerusalems

Klagelieder Jeremias (5 Kapitel)
Es handelt sich um eine Klage um das zerstörte Heiligtum, dem Tempel, in Jerusalem und wurde kurz nach der Zerstörung 587 v. Chr. in Jerusalem gedichtet.
1 - 5
Jerusalem (Zion) liegt zerstört am Boden. Die Feinde triumphieren. Zerbrochen sind die Befestigungen, verödet ist der Ort schöner Feste. Hungrig und ohne Trost sitzen die übriggebliebenen Einwohner in den Trümmern. Gott ist wie ein Feind gegen die Stadt gewesen. Die Schuld des Volkes war zu groß. Es wollte das Unheil nicht kommen sehen. Gott hat recht. Die verstörte Gemeinde soll es einsehen und den Weg zu neuem Vertrauen finden. Es soll heimkommen zu Gott.

Das Buch des Propheten Hesekiel (Ezechiel) (48 Kapitel):
Es ist die Zeit der Gefangenschaft. Hesekiel wurde bei der ersten Eroberung Jerusalems im Jahre 598 v. Chr. verschleppt. Er richtet seine Botschaft an seine Landsleute in Babylonien. In seinem inhaltsreichen Buch gibt es immer etwas zu schauen: symbolische Handlungen, Visionen, stark ausgearbeitete Vergleiche. Das Buch endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die neue Zeit und den neuen Tempel.
1 - 24
Reden und Aktionen bis zur Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr.:
Das Gericht Gottes kommt! Erkennt es an!
25 - 32
Für die Glaubenden gibt es Hoffnung; die, die Böses tun, gehen zugrunde.
33 - 39
Zukunftsbilder von der Neuschaffung des Volkes Gottes:
ein neues Herz und ein neuer Geist (Kap. 36), tote Gebeine werden wieder lebendig (Kap. 37).
40 - 48
Neuordnung des Gottesstaates

Das Buch des Propheten Daniel (12 Kapitel)
Das Buch Daniel ist anders als die Bücher Jesaja, Jeremia und Hesekiel. Das Buch Daniel handelt von Geschichten von Daniel, einem jüdischen Mann, der im 6. Jh. v. Chr. in Babylonien in der Verbannung lebt und dort ein hoher Beamter am Hofe des Königs wird. Der erste Teil dieser Geschichten besteht aus Erzählungen, der zweite aus Visionen, in denen in geheimnisvollen Traumbildern die großen treibenden Kräfte der Geschichte dargestellt werden.
1 - 6
Erzählungen von Daniel und seinen drei Freunden am Hof des babylonischen Königs. Sie halten fest an ihrem Glauben, werden deswegen in den Feuerofen in die Löwengrube geworfen. Daniel deutet die Träume des Königs.
9
Ein Gebet Daniels für das Volk um Vergebung.
7 - 12
Traumbilder und Zukunftsvisionen, die Daniel von der Völkergeschichte , dem Ende der Zeit und dem Kommen Gottes sieht.

Das Buch des Propheten Hosea (14 Kapitel)
Das Buch handelt von Hosea, ein Mann, den seine Frau verlassen hat. Seine misslungene Ehe lässt ihn das Drama zwischen JHWE und Israel miterleben. Hosea lebte und wirkte von 750 v. Chr. bis zur Zerstörung 722 v. Chr. Es war eine Zeit voller Kriege und Revolutionen.
1 - 14
Glaubt der Liebe Gottes. Ihr habt genug Enttäuschungen und böses Unheil erlebt, weil ihr euch von ihm angewandt habt wie eine untreue Frau von ihrem Mann. Kehrt zu eurer ersten Liebe zurück, zu Gott! Ihr seid trotz allem sein Volk.

Das Buch des Propheten Joel (4 Kapitel)
Die Reden von Joel sind aus der Zeit um 400 v. Chr. nach der Verbannung des Volkes im wiederaufgebauten Jerusalem.
1 - 2
Riesige Heuschrecken-Schwärme verderben das Land, fressen alles leer. Das Land vertrocknet ohne Regen. Besinnt Euch! Wendet Euch zu Gott!
3 - 4
Gott wird die Welt gewaltig verändern. Er wird Gericht halten und denen, die glauben, einen neuen Geist geben.

Das Buch des Propheten Amos (9 Kapitel)
Amos stammte aus dem Südreich Juda. Er war Schafhirte und Feigenzüchter. Um 750 v. Chr. trat er im Nordreich auf und führte dort harte Reden gegen die Gottesdienste in den Tempeln: Gott will keine feierlichen Opfer, sondern Gerechtigkeit unter den Menschen! Deswegen wurde er dort ausgewiesen und kehrte in seine Heimat Juda zurück.
1 - 6
Sammlung von Worten des Amos: Wer Gott nicht ernst nimmt, nicht verantwortlich und gerecht nach seinen Geboten lebt, der wird furchtbar erschrecken und zugrunde gehen.
7, 10 - 17
Bericht über die Vertreibung des Amos aus dem Heiligtum Bethel im Nordreich.
7 - 9
Zukunftsbilder, die Amos schaute: Unglück und Heil kommen beide von Gott. Ankündigung eines Erdbebens.

Das Buch des Propheten Obadja (1 Kapitel)
Worte des Propheten kurz nach der Zerstörung Jerusalems (587 v. Chr.) in Juda: Ansage der Strafe für das schadenfrohe Nachbarvolk Edom, Zukunftshoffnung für das geschlagene Volk Juda.

Das Buch des Propheten Jona (4 Kapitel)
Dieses Buch ist eine märchenhafte Erzählung aus der Zeit um 300 v. Chr.. Jona soll die heidnische Stadt Ninive zur Besinnung rufen. Jona will sich diesem Auftrag Gottes aber entziehen, wird unterwegs bei einem Seesturm von den Schiffen ins Meer geworfen und von einem riesigen Fisch verschlungen. Im Bauch des Fisches kommt er zur Besinnung, betet und wird gerettet. Er geht nach Ninive. Die Leute dort ändern ihr Leben, und Gott verschont die Stadt. Darüber ärgert sich Jona, bis er durch ein merkwürdiges Erlebnis mit einer Rizinusstaude einsieht, dass Gott recht hat.

Das Buch des Propheten Micha (7 Kapitel)
Mutige Worte des Propheten Micha aus der Zeit 740 bis 700 v. Chr. (ein Zeitgenosse Jesajas) gegen die Achtung des Reichtums und die Bosheit der Mächtigen. Liebe zu den Menschen und zu Gott: das allein ist wirklich gut! Dann wird Friede und Hoffnung sein. Sonst geht alles kaputt.

Das Buch des Propheten Nahum (3 Kapitel)
Worte des Propheten: Das gewalttätige Volk der Assyrer wird von den Babyloniern und den Medern besiegt, seine Hauptstadt Ninive zerstört (612 v. Chr.). Das unterdrückte Volk Israel und Juda atmen auf: Das ist Gottes gerechte Strafe für die Bösen.

Das Buch des Propheten Habakuk (3 Kapitel)
Der jüdische König Josia verlor 609 v. Chr. sein Leben. Der Prophet Habakuk klagt über die Gewalttätigkeit, die brutale Gewinnsucht und über die Bosheit in der Welt. Aber Gott bleibt gerecht, wenn es auch lange dauert, bis er die Bosheit ausrottet. Der Gerechte wird im Glauben leben.

Das Buch des Propheten Zefanja (3 Kapitel)
Worte des Propheten um 630 v. Chr.: Der Tag des Gerichtes Gottes wird kommen! Die hochmütigen Geschäftemacher und die leichtfertigen Prahler, die sagen: "Gott wird uns schon nichts tun" - sie werden vor Angst vergehen. Kein Reichtum wird helfen. Nur die bescheidenen Menschen, die Gott vertrauen und gerecht leben, werden Zukunft haben.

Das Buch des Propheten Sacharja (14 Kapitel)
1 - 8
Nächtlich geschaute Bilder und andere Worte des Propheten Sacharja aus der Zeit des Wiederaufbaus des Tempels in Jerusalem um 518 v. Chr.: Jetzt kommt Gott zu uns, die Zeit des Heils beginnt!
9 - 14
Sammlung verschiedener Worte späterer Propheten: Gott macht sein Volk groß. Der gerechte, gute König kommt auf einem Esel! Gott ist der König der Welt.

Das Buch des Propheten Maleachi = "mein Bote" (3 Kapitel)
Dieses Buch enthält sechs Reden eines ungenannten Propheten aus der Zeit nach 515 v. Chr., als der Tempel wieder aufgebaut war: Gott hat euch lieb! Aufstrahlen wird die Sonne des Heils über denen, die trotz allem treu an Gott glauben - er wird Elend und Not aufheben.


Zu 4. Geschichtliches zum Alten und Neuen Testament
Die "Geschichte Israels" beginnt nach der "Landnahme".
Ab der Landnahme können wir vier Hauptepochen der Geschichte Israels unterscheiden:
0. Nomadische Vorzeit
I. Vorstaatliche Frühzeit
II. Königszeit
III. Exil
IV. Nachexilische Zeit
Der Name "Israel" taucht zum ersten Mal in der Merenptah-Stele um 1230 v. Chr. auf.  
Das Gebiet, in dem sich die wesentlichen Ereignisse der Geschichte Israels abgespielt haben, heißt im AT Kanaan, später "Palästina" (Philisterland).
Bis 2000 v. Chr.
In Palästina lebt eine semitisch sprechende Bevölkerung. Es gibt gut ausgebaute Städte: Jericho, Ai, Meggido, Hazor. Es herrscht ein reger Kulturaustausch mit Ägypten.
2000 - 1800 v. Chr.
Die palästinischen Stadtstaaten bekämpfen sich untereinander.
Im Osten macht sich das "Altbabylonische Reich" breit.
1800 - 1600 v. Chr.
Herrschaft der Hyksos über Syrien-Palästina, Ägypten, oberes Zweistromland.
1600 - 1300 v. Chr.
Palästina unter ägyptischer Herrschaft.
Pharaonen drängen die Hyksos zurück.
1457 im 23. Regierungsjahr des Königs Thutmosis III. Schlacht bei Meggido.
1274 v. Chr.
Schlacht bei Kadesch der Ägypter gegen die Hethiter.
Kadesch wird Grenze zwischen Ägyptern und Hethitern.
um 1200 v. Chr.
Ende des Hethiterreiches
Beginn der Landnahme der späteren Stämme Israels
Der Zusammenschluss der israelitischen Stämme erfolgte erst, nachdem sie in Kanaan sesshaft geworden waren.
Liest man jedoch die 5 Bücher Mose, so ist dort der Zusammenschluss schon für die Vorzeit angenommen.
Es gab Überlieferungen von Erlebnissen einzelner Stämme, die später übernommen wurden.
Weiterhin gab es eine große Zahl selbstständiger Überlieferungen (Sagen und Märchen u. a.) einzelner Stämme.
Die Verfasser der "5 Bücher Mose" werden in diesem Zusammenhang "Deuteronomisten" genannt.
Die Deuteronomisten verbanden die verschiedenen Überlieferungen zu einem Ganzen, indem sie den theologischen Gedankengang des "Bekenntnisses" beibehielten.
Dieses "Bekenntnis" Israels manifestiert und bezieht sich auf folgende Themen:

    • die Zeit der Väter
    • der Bund am Sinai
    • die Herausführung aus Ägypten ("Exodus")
    • die Zuteilung des Kulturlandes


zu I. Vorstaatliche Frühzeit

1100 - 1000 v. Chr.
Landausbau
Richterzeit
Jahwekriege

Zitat aus Wikipedia, Art. Heiliger Krieg, Aufruf vom 18.11.2020:

"Der Ausdruck „Krieg JHWHs“ ist jedoch im 4. Buch Mose, im Buch der Richter, im ersten und zweiten Samuelbuch oft anzutreffen. Gerhard von Rad führte die dort geschilderten Einzelschlachten aus der Frühzeit der Israeliten in einem Aufsatz von 1947 auf eine charismatisch gelenkte Kriegführung eines Zwölfstämmebundes zurück und löste damit eine bis heute anhaltende Forschungsdebatte aus. Seine Grundthese einer besonderen vorstaatlichen, von einer  israelitischen Amphiktyonie gebildeten sakralen Institution wurde seit 1972 durch Nachweise genauer altorientalischer Parallelen widerlegt. Die literarische Tradition einer von JHWH gelenkten Kriegführung hat sich gleichwohl in der Bibel von frühen Anfängen der Toraverschriftung bis zur späten jüdischen Apokalyptik durchgehalten und zu großen prophetischen Friedensvisionen fortentwickelt.[7]

Vorstaatliche Zeit

Im Mirjamlied, das als Keimzelle der Erzählung vom Auszug aus Ägypten gilt, heißt es (Ex 15,21 EU):

Singt dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben! Rosse und Wagen warf er ins Meer.

Die Israeliten sahen ihre Rettung vor dem übermächtigen Heer des Pharao, das ohne ihr Zutun im Schilfmeer versank, als Wundertat ihres Gottes (Ex 14,14 EU): JHWH kämpft für euch, ihr aber werdet ruhig sein. Gott blieb für sie fortan der eigentlich Kämpfende in sonst auswegloser Lage (v. 3ff):

Der Herr ist ein Krieger, Jahwe ist sein Name. […] Deine  Rechte, Herr, ist herrlich an Stärke; deine Rechte, Herr, zerschmettert  den Feind.

Dieser nach Salomos Tempelbau vorangestellte Psalm blickt auf die Siege über feindliche Nachbarvölker zurück, durch die König David das Großreich Israel schuf (v. 14–18). Vorausgegangen waren die Wüstenzeit und Landnahme (etwa 1200–1000 v. Chr.), die das 4. Buch Mose („Buch der Kriege JHWHs“, Num 21,14 EU) und das Buch Josua als überwiegend kriegerische Eroberung, Vertreibung und teilweise Ausrottung der Bewohner Kanaans darstellen.[8]

Dem historischen Verlauf näher kommt das Buch Richter: Danach waren die JHWH-Kriege spontane Verteidigungsfeldzüge einiger der Zwölf Stämme Israels.  Sie stellten nur dann ein gemeinsames Heer auf, wenn feindliche Angriffe, meist Raubzüge, die Existenz einzelner Stämme bedrohten. Diese Abwehrschlachten wurden später dem ganzen schon sesshaft gewordenen und  im Glauben an JHWH geeinten Stämmebund zugeschrieben. Dieser hatte  keine festen Anführer und keine politische und kultische Zentralmacht. Einzelne fühlten sich von Fall zu Fall vom Heiligen Geist ergriffen und legitimiert, einen Krieg JHWHs  auszurufen und die wehrfähigen und kampfbereiten Israeliten zu sammeln. Diese charismatischen Heerführer nannten sich „Richter“ im Sinne von  „Retter“, da ein JHWH-Krieg Israels Lebensrecht schützen sollte (Ri 5,11 EU; 1 Sam 12,7 EU). Verstreute Notizen zeigen nach Gerhard von Rad dessen Grundmotive:[9]

      
    • Der vom Geist Gottes ergriffene Anführer bläst die Posaune und sendet Boten zu den am meisten gefährdeten Stämmen, um ein Heer aufzustellen (Ri 6,34ff).
    • Als Zeichen der Dringlichkeit führen die Boten blutige Stücke eines zerteilten Opfertieres (1Sam 11,7) oder einer von den Angreifern  ermordeten Frau mit (Ri 19,29).
    • Die „Mannschaft JHWHs“ – nur Landbauern als Fußvolk ohne Pferde und  Streitwagen – sammelt sich in einem Lager (Ri 5,11.13; 20,2). Die  wehrfähigen, nach Stämmegruppen eingeteilten Männer werden sakral geweiht (Dtn 23,9ff; Jos 3,5; 1Sam 21,5f).
    • Alle, die ein neues Haus gebaut haben, einer Ernte entgegensehen, frisch vermählt oder furchtsam sind, werden entlassen (Dtn 20,5–8; Ri  6,3).
    • Opfer werden dargebracht (1Sam 7,9; 13,9f).
    • Ein „Seher“ befragt Gott (Ri 20,23.27; 1Sam 7,9). Erhält er die Zusage JHWH hat die Feinde in deine Hand gegeben  (Jos 2,24; 6,2; Ri 3,27f; 4,7.14; 7,9.15 u. a.), ruft der Heerführer  die Krieger zu Furchtlosigkeit auf, da Gott ihnen „voranziehe“ (Dtn  20,4; Ri 4,14).
    • Posaunenblasen und lautes Geschrei eröffnen den Kampf (Jos 6,5; Ri  7,20), in den JHWH mit Naturmächten wie Wind, Hagel, Wasserfluten eingreift.
    • Die Feinde zittern und verzagen (Ex 15,14ff; Dtn 2,25; Jos 5,1; 1Sam  4,7f). Der „Gottesschrecken“ überfällt sie und versetzt sie in panische  Angst, schlägt sie in die Flucht oder stürzt sie in tödliche Verwirrung  (Ex 23,27; Dtn 7,20.23; Jos 10,10; 24,12; Ri 4,15; 7,21f).
    • Nach dem Sieg wird der „Bann“ vollstreckt: nach Jos 6,18f und 1Sam 15 an allen überlebenden Feinden,  nach Dtn 20,16f nur an männlichen Kämpfern, die ein Kapitulationsangebot zuvor ausschlugen. Die Beute der Besiegten wird JHWH geweiht und teils  verbrannt, teils verteilt.
    • Das Heer wird mit dem Ruf Zu deinen Zelten, Israel! entlassen.
            

Besonders in den Kämpfen mit den Philistern wurde die Bundeslade, eine Art mobiler Gottesthron, mitgeführt, um Siegesgewissheit und Kampfbereitschaft zu erhöhen. Die Eroberung kanaanäischer Städte wie Jericho wurde rückblickend als Ausrottung der Besiegten auf Befehl Gottes dargestellt (z. B. Jos 6,21; Dtn 25,17ff).
Israels erster König Saul wurde nach 1Sam 15,2f.9f verworfen, weil er das Banngebot gegenüber den Amalekitern nicht vollständig erfüllt habe. Auf der Mescha-Stele dokumentiert der Moabiter-König Mescha, wie er auf Befehl seines Gottes eine israelitische Stadt einnahm, deren Einwohner und Vieh allesamt tötete und die Beute seinem Gott weihte. Der „Bannfluch“ war also keine Besonderheit Israels (Ri 11,24). Dessen Nachbarvölker wurden nach der deuteronomistischen Redaktion (nach 586) gerade nicht vernichtet, damit spätere Generationen Israels das Kriegführen nicht verlernten (Ri 3,1–3).[10]
Im Anschluss an Ex 14,14 reduziert das Richterbuch die menschliche Mitwirkung an Gottes Krieg und betont immer stärker seine alleinige Rettungstat. Nach dem ersten überlieferten Krieg JHWHs lobt die Prophetin Debora noch die Beteiligten, die „JHWH zu Hilfe eilten“, und tadelt die Nichtbeteiligten (Ri 5,23). In einer Gottesrede vor den Stämmevertretern in Sichem heißt es dagegen (Jos 24,12):
Und ich sandte Angst und Schrecken vor euch her, die trieben sie vor euch weg, die beiden Könige der Amoriter, und nicht dein Schwert oder dein Bogen.
Auch Ri 6 stellt Gottes Kriegführung gegen menschliche Militärmacht: Gideon muss von 32.000 Mann alle bis auf 300 entlassen. Die hoffnungslos unterlegene Minderheit besiegt die haushoch überlegenen Midianiter nur durch nächtliche Umstellung ihres Lagers, Posaunenlärm und die so erzeugte Furcht. Diesen Akzent setzt auch die Erzählung vom jungen Hirten David, der den schwerbewaffneten Philister Goliat nur mit einer Steinschleuder besiegt (1Sam 17,45ff):
Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Sichelschwert, ich  aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heere, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast. […] Alle Welt soll  erkennen, dass Israel einen Gott hat. Auch alle, die hier versammelt sind, sollen erkennen, dass der Herr nicht durch Schwert und Speer  Rettung verschafft; denn es ist ein Krieg des Herrn und er wird euch in  unsere Gewalt geben."
Zitat Ende.


zu II. Königszeit (Liste der Könige)
um 1000 v. Chr.
"Zeit der gemeinsamen Reiche"
-Saul
-David (Hauptstadt Jerusalem)
-Salomo (Tempelbau)
um 926 v. Chr.
Reichsteilung
(1. festes Datum der Geschichte Israels)
"Zeit der getrennten Reiche" (1. Könige 12)
-Nordreich Israel
-Südreich Juda
733 v. Chr.
Syrisch-ephraimitischer Krieg gegen Juda (2. Könige 16) (Jesaja 7)
732 v. Chr.
Gebietsverluste Israels (2. Könige 15,29)
"Zeit Judas"
722 - 720 v. Chr.
Eroberung und Ende des Nordreiches Israel durch die Assyrer unter Sargon II.
701 v. Chr.
Belagerung Jerusalems durch die Assyrer unter Sanherib (Sohn Sargons II.)
(2. Könige 18 - 20) (Jesaja 1, 4 - 8; 36 - 39)
612 v. Chr.
Zerstörung Ninives durch die Babylonier
622 v. Chr.
Reform unter König Josia (Kultreform Josias)
(2. Könige 22ff)
ab 605 v. Chr.
Babylonische Vorherrschaft
597 v. Chr.
1. Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier


zu III. Exil
587 v. Chr.
endgültige Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier
(2. Könige 24ff) (Jeremia 27ff) (Klagelieder)
 
zu IV. Nachexilische Zeit
539 - 333 v. Chr.
Persische Vorherrschaft (Perserreich)
539 v. Chr.
Babylon fällt an die Perser (Jesaja 46ff)
520 - 515 v. Chr.
Wiederaufbau des Tempels
(Esra 5ff) (Haggai) (Sacharja)
ab 333 v. Chr.
Hellenistisches Zeitalter (Hellenismus)
333 v. Chr.
Alexander der Große besiegt bei Issos die Perser (Schlacht bei Issos)
164 v. Chr.
Wiedereinweihung des Tempels während des Makkabäeraufstandes
64 v. Chr.
Eroberung Palästinas durch die Römer (Römisches Palästina seit 63 v. Chr.)

Bei der Beurteilung des Geburtsjahres Jesu herrscht Unstimmigkeit:
Nach Lukas 2, 1.2 fand die Geburt Jesu statt, als Quirinius Statthalter von Syrien war. Historisch belegt ist die Statthalterschaft des Quirinius erst ab 6 n. Chr.
Nach Matthäus 2, 13 -16 steht die Geburt Jesu in Zusammenhang mit Herodes, der bereits 4 v. Chr. gestorben war.
Abraham Schalit schreibt in "König Herodes - Der Mann und sein Werk", 2. Aufl. 2001, Seite 275:
"Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Censusperiode des Herodes, im Gegensatz zu der fünfjährigen, die in Rom galt, und der vierzehnjährigen im ptolemäisch-römischen Ägypten, sechs Jahre betrug. [...] FN 438
Zitat aus FN 438:
"Über die Geschichte der Zensur und der Zensoren in Rom vgl. Madvig, o. c., I, S. 393 ff.; über die Zensur in der Kaiserzeit vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht, II³/1, 337 ff.; ferner über den Census in den kaiserlichen Provinzen: o. c., II³/2, S. 1091 ff. Augustus veranstaltete im Jahre 28 v. Chr. in seinem sechsten Konsulat einen Census, ohne die Censur auszuüben; sein Kollege war M. Vipsanius Agrippa. Der Census wurde zum zweiten Male im Jahre 8 v. Chr. durchgeführt, diesmal von Augustus allein. Den dritten und letzten Census hielt Augustus im Jahre 14 n. Chr. ab, zusammen mit Tiberius (vgl. Suetonius, divus Augustus, 27, 5: recepit et morum legumque regimen aeque perpetuum, quo iure, quamquam sine censurae honore, censum tamen populi ter egit, primum ac tertium cum collega, medium solus; Res gestae divi Augusti, II, 8, § 2 [p. 84 Gagé; R. g. d. Au. ed. Mommsen². p. 36 ss.]: Et in consulatu sexto censum populi conlega M. Agrippa egi; II, 8, § 3 [p. 86 Gagé; R. g. d. Au. ed Mommsen², p. 38 s.]."
Zitat Ende.
[...]
Zitat aus FN 439:
"Es sei hier angemerkt, dass die Annahme, Herodes habe alles sechs Jahre einen Census veranstaltet, vielleicht ein wenig Licht werfen kann auf die ebenso berühmte wie schwierige Frage, die durch den Bericht des Lukasevangeliums, 2, 1-12, angeregt worden ist."
Zitat Ende.
Vgl. dazu auch Adolf Martin Ritter, Band I Alte Kirche - Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, 6. Aufl. 1994, Seite 3.

27 v. Chr. - 14 n. Chr.
Augustus Kaiser
(Lukas 2)
37 - 4 v. Chr.
Herodes I (der Große)
(Matthäus 2)
ca. 7 v. Chr.
Geburt Jesu
6 n. Chr. - 11 n. Chr.
Steuerregistrierung durch Quirinius (kaiserliches Oberhaupt von Syrien).
Judäa ist Teil der römischen Provinz Syria

Lukas 2,1.2:

"1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. 2 Diese Einschreibung geschah als erste, als Quirinius Statthalter von Syrien war."
Matthäus 2, 13 - 16:
"13 Als sie aber hingezogen waren, siehe, da erscheint ein Engel des Herrn dem Josef im Traum und spricht: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter zu dir und fliehe nach Ägypten, und bleibe dort, bis ich es dir sage! Denn Herodes wird das Kind suchen, um es umzubringen. 14 Er aber stand auf, nahm das Kind und seine Mutter des Nachts zu sich und zog hin nach Ägypten. 15 Und er war dort bis zum Tod des Herodes; damit erfüllt würde, was von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, der spricht: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen." 16 Da ergrimmte Herodes sehr, als er sah, dass er von den Weisen hintergangen worden war; und er sandte hin und ließ alle Jungen töten, die in Bethlehem und in seinem ganzen Gebiet waren, von zwei Jahren und darunter, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erforscht hatte."
Zum Problem der Datierung der Geburt Jesu vgl. Wikipedia, Art. Publius Sulpicius Quirinius, Aufruf vom 19.11.2020:

Zitat:

"Laut dem Evangelium nach Lukas (Lk 2,2) erging das Gebot des Kaisers Augustus, eine „Einschreibung“ der Reichsbevölkerung vorzunehmen, „als Quirinius[15] Statthalter in Syrien war“. Die Statthalterschaft des Quirinius in Syrien ist ab 6 n. Chr. belegt, und seit dieser Zeit gehörte auch Judäa  zur Provinz Syrien. Nach der Darstellung im Evangelium nach Matthäus (Mt 2 EU) wurde Jesus jedoch in der Zeit Herodes des Großen geboren, der ihn beseitigen lassen wollte (Kindermord in Bethlehem). Herodes starb 4 v. Chr. – spätestens in diesem Jahr war die Geburt Jesu. Auch nach Lukas (Lk 1,5 EU) gehört Jesu Geburt in die Zeit des Herodes. Diese Angaben passen also nicht zusammen.


Volkszählung als literarisches Mittel
Viele Theologen meinen, dass die Angabe einer Volkszählung im Lukas-Evangelium ein literarisches Mittel sei, das erklären sollte, warum es zur Geburt Jesu in Bethlehem kam: Auch diese sei gemäß dieser Betrachtungsweise nicht als historische Angabe zu werten, sondern als Ausdrucksmittel der Messianität Jesu.
Gerd Theißen und Annette Merz vermuten, „daß Lukas nicht zueinander passende chronologische Angaben versehentlich falsch harmonisiert hat“.[16]
Einige Theologen halten die Angaben des Lukas („des Historikers“) für historisch. Frederick Fyvie Bruce übersetzt Lukas 2,2 folgendermaßen:
„Diese Registrierung fand vor derjenigen statt, die vorgenommen wurde, als Quirinius Statthalter von Syrien war“[17]
Neben dieser Übersetzungsmöglichkeit bespricht Bruce in seinem Artikel über Quirinius in Das große Bibellexikon  auch Anhaltspunkte dafür, dass Quirinius bereits um 7 v. Chr. für Syrien zuständig gewesen sei und dass es schon damals eine Volkszählung  gegeben habe.[18]
Die Annahme eines Zensus des Quirinius bereits zur Zeit des Herodes kann daran anknüpfen, dass Lukas 2,2 sagt, dass es sich dabei um „die erste“[19] Zählung gehandelt habe – also scheint Lukas von zumindest zwei Zählungen gewusst zu haben. Dagegen wird eingewandt, dass diese Zeit bei Flavius Josephus ausführlicher dargestellt wird und dieser von keinem solchen Zensus berichtet; außerdem wirken die jüdischen Reaktionen auf den Zensus des Quirinius so, dass man an einen Zensus der Römer nicht  gewöhnt war.
Theodor Zahn meint, dass Flavius Josephus „über diese Zeit schlecht unterrichtet ist“. Joazar war der letzte von Herodes dem Großen eingesetzte und von Archelaus im Winter 4/3 v. Chr. abgesetzte Hohepriester. Er übte auf die Bevölkerung bei der ersten „Einschreibung“ einen besänftigenden  Einfluss aus. Es ist nicht bekannt, dass Joazar später noch einmal  Hoherpriester gewesen wäre. Josephus berichtet, dass ein gewisser Judas  im Sommer 4 v. Chr. einen Aufstand in Galiläa anzettelte. Dieser könnte  identisch sein mit jenem Judas aus Galiläa, von dem Josephus berichtet, dass er einen Aufstand gegen die römische Steuererhebung anzettelte (wobei Josephus hier voraussetzt, dass es sich um einen anderen Judas handelt, und dass dieser Aufstand um 7 n. Chr. in Galiläa stattfand). Zahn hält es für möglich, dass Quirinius in den Jahren bis 4 v. Chr. als  Beauftragter des Augustus in Syrien und benachbarten Regionen tätig war  (und dabei auch die erwähnte Schätzung durchführen ließ), und  anschließend Statthalter von Syrien wurde.[20]
Die Annahme einer Volkszählung noch zur Zeit von König Herodes begegnet dem Einwand, dass sich Rom damals in die inneren Angelegenheiten Judäas nicht einmischte.
Theo Mayer-Maly betrachtet diesen Zensus vom römischen Recht her. Er vermutet einen  Provinzialzensus; da es unter Augustus viele solcher Zensus gab, habe  Lukas von einer Einschreibung der ganzen bewohnten Erde gesprochen. Im  Rahmen einer Volkszählung wurden von den peregrini Kopfsteuern erhoben. Dieser erste von Quirinius in Syrien durchgeführte Zensus  könnte sich über mehrere Jahre hingezogen haben, vielleicht von 7 v. Chr. bis 7 n. Chr.[21] Henrike Maria Zilling hält es für möglich, dass Rom, als das Ende der Regierungszeit Herodes’ des Großen absehbar war, beschloss, den syrischen Statthalter oder einen Legaten mit kaiserlichem Sondermandat (Quirinius?) zu entsenden und eine Art Vorzensus zur Vorbereitung einer eventuellen späteren Provinzialisierung durchzuführen.[22]
Einen Überblick über die Forschung mit sorgfältiger Würdigung dieses historischen Ansatzes bietet Martin Hirschmüller: Der Zensus des Quirinius.[23]"
Zitat Ende.

14 n. Chr. - 37 n. Chr.
Tiberius Kaiser
18 n. Chr. - 36 n. Chr.
Kajaphas Hohepriester in Jerusalem
(Markus 14, 53ff)
(Matthäus 26, 57ff)
(Johannes 11, 49 - 52)
4 v. Chr. -  ca. 36 n. Chr.
Herodes Antipas Herrscher über die Provinzen Judäa und Galiläa


26 - 36 n. Chr.
Pontius Pilatus römischer Prokurator in Judäa
Aufruhr in Jerusalem: Pilatus lässt kaiserlich-militärische Feldzeichen / Kaiserbilder in Jerusalem aufstellen.

Zitat:

Link

"Kaiserbildnisse waren im gesamten Römischen Reich jedoch ähnlich präsent wie heutzutage die Landesflagge. Unter anderem auch an den Feldzeichen römischer Legionen war ein solches Porträt  integriert. An ihnen entzündete sich ein Konflikt, den Flavius Josephus schildert:
"Dieser [Pontius Pilatus, Anm. d. Verf.] ließ nachts und noch dazu verhüllt die Bilder des Kaisers, die sich auf den Feldzeichen befinden, heimlich  nach Jerusalem bringen. Das rief am folgenden Tag eine ungeheure Bestürzung unter den Juden hervor, zunächst natürlich unter den Einwohnern der Stadt, die beim Anblick der Standarten ganz außer Rand  und Band gerieten, da man damit ihre Gesetze mit Füßen getreten hatte, nach denen es unstatthaft war, welches Bild auch immer in der Stadt  anzubringen. Die Gärung unter den Stadtbewohnern ergriff aber auch das Volk in der Provinz, so dass es massenhaft nach Jerusalem strömte. Man  brach nun gemeinsam nach Cäsarea auf, um Pilatus zu bestürmen, dass er  die Feldzeichen aus Jerusalem fortbringen lassen und die Gesetze ihrer  Väter respektieren möge. Pilatus weigerte sich, ihre flehentliche Bitte  zu erfüllen, worauf sich die Juden mit dem Angesicht zur Erde warfen und  fünf Tage und Nächte unbeweglich in dieser Lage verharrten. Am sechsten  Tag setzte sich Pilatus im großen Stadium auf seinen Amtssessel und  rief die jüdische Menge zu sich, scheinbar in der Absicht, ihnen seine  Antwort mitzuteilen, während er in Wirklichkeit seinen Soldaten ein  Zeichen gab, zu gleicher Zeit mit ihren waffenstarrenden Reihen die  Juden einzuschließen. Als sich die Juden von einer dreifachen  Schlachtreihe umstellt sahen, erstarb ihnen ob des unerwarteten Anblicks zuerst das Wort im Munde; als aber dann Pilatus ihnen sagte, er werde sie niederhauen lassen, wenn sie die Bilder des Kaisers nicht zulassen  wollten, und den Soldaten auch schon den Wink gab, blank zu ziehen, da  stürzten sie alle miteinander, wie auf ein verabredetes Zeichen, auf die  Erde nieder, beugten ihren Nacken und schrien, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als das Gesetz übertreten. Hocherstaunt über eine so feurige Religiosität gab Pilatus den Befehl, die Standartenbilder sogleich aus Jerusalem zu entfernen."

Zitat Ende.

28 n. Chr.
Auftreten Johannes des Täufers
Taufe Jesu durch Johannes d. Täufer
(Matthäus 3, 1 - 12)
(Lukas 3)
(Markus 1, 6 - 9)

ca. 30 n. Chr.
öffentliches Auftreten des Jesus von Nazaret in Galiläa
Vgl. dazu Lukas 3,23:
"Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat [...]"

ca. 33 n. Chr.
Kreuzigung des Jesus von Nazaret

Aus Markus 14, 1.2 geht hervor:

"1 Es war aber nach zwei Tagen (sc. in zwei Tagen) das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester[2] und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List greifen und töten könnten; 2 denn sie sagten: Nicht an dem Fest, damit nicht etwa ein Aufruhr des Volkes entsteht."

Zitat Ende.

Pessach ist ab dem 15. Nisan.

Zitat Wikipedia, Art. Pessach, Aufruf vom 18.11.2020:

"Pessach, auch Passa, Passah oder Pascha genannt (hebräisch פֶּסַח pésach,  pésach?/i; aramäisch פַּסְחָא pas’cha; (Septuaginta und NT:) griechisch πάσχα pás’cha, deutsch ‚Vorüberschreiten‘), gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Das Fest erinnert an den Auszug aus Ägypten (Exodus), also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei, von der das 2. Buch Mose im Tanach erzählt. Die Nacherzählung (Haggada) dieses Geschehens verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer zentralen Befreiungserfahrung.
Pessach wird von Juden in der Woche vom 15. bis 22., in Israel bis zum 21. Nisan gefeiert.[1] Es ist ein Familienfest mit verschiedenen Riten, das mit dem Sederabend am 14. Nisan eingeleitet wird und mit einem einwöchigen Verzehr von Matzen einhergeht, weswegen es auch „Fest der ungesäuerten Brote“ heißt."

Zitat Ende.

Man nimmt anhand von Markus 15, 1ff und anhand von Matthäus 27, 1ffan, dass die Kreuzigung Jesu unmittelbar vor dem Beginn des Pessachfestes statt gefunden haben muss.
Zitat aus Wikipedia, Art. Chronologie des Lebens Jesu, Aufruf vom 18.11.2020:
"Eine Chronologie des Lebens Jesu zielt darauf ab, die Zeitskala für die historischen Ereignisse im Leben Jesu  zu etablieren. Dazu haben verschiedene Forscher jüdische und  griechisch-römische Dokumente und astronomische Kalender mit den  neutestamentlichen Berichten korreliert, um die wichtigsten Ereignisse in Jesu Leben zu datieren.
Zwei wesentliche Methoden werden verwendet, um das Geburtsjahr Jesu abzuschätzen: eine basiert auf den Evangelienberichten über seine Geburt während der Herrschaft von König Herodes, und die andere Methode zählt die Jahre rückwärts von seinem angegebenen Alter von „ungefähr 30 Jahren“, als er zu predigen begann. Die meisten Forscher vermuten auf dieser Grundlage ein Geburtsdatum zwischen 6 und 4 v. Chr.[1][2][3][4][5]
Drei Details werden herangezogen, um das Jahr zu bestimmen, in  dem Jesus zu predigen begann: die Erwähnung seines Alters von „ungefähr 30 Jahren“ während des „fünfzehnten Jahres“ der Herrschaft von Kaiser Tiberius, eine andere Textstelle, die sich auf das Datum des Tempelbaus in Jerusalem bezieht und noch eine weitere über den Tod Johannes des Täufers.[6][7][8][9][10][11] Demnach begann Jesus um 28–29 n. Chr. zu predigen und Anhänger zu sammeln. Gemäß den synoptischen Evangelien predigte Jesus mindestens ein Jahr und gemäß Johannes drei Jahre lang.[6][8][12][13][14]
Fünf Ansätze werden verwendet, um das Datum der Kreuzigung Jesu zu bestimmen. Ein Ansatz verwendet nichtchristliche Quellen wie Josephus und Tacitus.[15][16] Ein anderer zählt rückwärts von dem historisch datierten Gerichtsprozess des Apostels Paulus vor dem römischen Prokonsul Gallio 51/52 n. Chr. in Korinth, um das Datum der Bekehrung des Paulus zu  schätzen. Beide Ansätze führen zu 36 n. Chr. als Obergrenze für die  Kreuzigung.[17][18][19] Daher stimmen Forscher allgemein überein, dass Jesus zwischen 30 und 36 n. Chr. gekreuzigt wurde.[8][17][20][21] Isaac Newtons  astronomische Methode berechnet diejenigen antiken Passahtermine (immer durch einen Vollmond definiert), denen unmittelbar ein Freitag vorausging gemäß allen vier Evangelien; demnach bleiben zwei mögliche  Kreuzigungstermine übrig: Freitag, den 7. April 30 oder Freitag, den 3. April 33 n. Chr.[22] In der Mondfinsternis-Methode wird die Aussage des Apostels Petrus, dass der Mond bei der Kreuzigung zu Blut wurde (Apg 2,14–22 EU),  auf die Mondfinsternis vom 3. April 33 n. Chr. bezogen; allerdings sind  sich Astronomen uneins, ob die Mondfinsternis so weit westlich wie Jerusalem sichtbar war. Die neuere astronomische Forschung verwendet den  Kontrast zwischen dem synoptischen Datum des letzten Passahmahls Jesu  einerseits und dem Datum des späteren „jüdischen Passahs“ von Johannes  andererseits, um zu berechnen, dass Jesu letztes Abendmahl am Mittwoch, den 1. April 33 und seine Kreuzigung am Freitag, 3. April 33  stattfanden."

Zitat Ende.

33 oder 35 n. Chr.
Bekehrung des Paulus

ca. 35 n. Chr.
Paulus in Jerusalem

48 oder 49 n. Chr.
Apostelkonzil

ca. 50 - 52 n. Chr.
Paulus in Korinth

ca. 52 - 55
Paulus in Ephesus und Mazedonien

52 ff. n. Chr. Paulusbriefe:
1. Thessalonicherbrief

55/56 n. Chr.
1. Korintherbrief

56 n. Chr.
Galaterbrief

ca. 56 - 58 n. Chr.
Paulus in Jerusalem gefangen

56/57 n. Chr.
2. Korintherbrief

58 n. Chr.
Römerbrief

ca. 58 - 60 n. Chr.
Paulus in Rom

ca. 60 n. Chr.
Paulus in Rom hingerichtet

62/63 n. Chr.
Philipperbrief, Philemonbrief, Kolosserbrief

66 ff. n. Chr.
Jüdischer Aufstand

70 n. Chr.
Zerstörung Jerusalems

nach 70 n. Chr.
Markusevangelium

80/100 n. Chr.
Matthäusevangelium, Lukasevangelium, 1. Petrusbrief

85/95 n. Chr.
Hebräerbrief

vor 95 n. Chr.
Jakobusbrief

ca. 95 n. Chr.
Johannesapokalypse

vor 100 n. Chr.
Apostelgeschichte

um 100 n. Chr.
Johannesevangelium

um 180 n. Chr.
Kanon des NT relativ abgeschlossen (Canon Muratori).


Zu 5. Jesus und die Evangelien im Neuen Testament
Was wissen wir über den historischen Jesus?

Vgl. dazu Dr. Karsten Jung zum Thema: Jesus: Historischer Jesus - kerygmatischer Christus

Eine exakte Biographie Jesu ist nicht rekonstruierbar, da die Evangelien (hier: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) nicht als Biographie, sondern als Urkunden des "Glaubens an Jesus Christus" geschrieben wurden.

Das Neue Testament steht in der Spannung zwischen dem Problem des "historischen Jesus" und der Bedeutung, die Jesus und dessen Verkündigung für die ersten Christinnen und Christen hatte.

Die Evangelien sind nicht an biographischen Fakten über Jesus interessiert, sondern sie weisen auf die Heilsbedeutung Jesu hin.

Die Evangelien sind keine historischen Berichte über Jesus, sondern sie stellen eine Predigt der frühen Christen dar und verkünden damit Jesus Christus als Auferstandenen.

Die Evangelien sind geprägt durch die Erfahrung und die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Insofern ist die Darstellung des irdischen Jesus und seines Wirkens in den Evangelien bereits von der Erfahrung seiner Auferstehung bestimmt.

Die Evangelien deuten - beeinflusst von der Erfahrung der Auferstehung - das Leben und das Sterben Jesu.

Von dieser Erfahrung her werden einzelne Jesuserzählungen wie auch der Aufriss seines Lebens und Wirkens entworfen und gestaltet.

Außerdem gibt es keine direkten schriftlich-literarischen Aufzeichnungen von den Worten und vom Wirken Jesu. Was wir von den Worten und dem Wirken Jesu wissen, wurde zunächst in Gestalt mündlicher Rede geformt und überliefert.

In der Antike war es nicht üblich, die Entwicklung einer Persönlichkeit biographisch exakt aufzuzeichnen, sondern von Interesse war die öffentliche Rolle und das nach außen gerichtete Wirken einer Person. Biographische Einzelheiten werden in der Regel nur dort vermerkt, wo sie in einer Beziehung zu dieser öffentlichen Person stehen.

Die große Weltbühne hat seinerzeit kaum von ihm Notiz genommen. Seine Geschichte taucht weder in römischen Staatsakten und Annalen noch in einem jüdischen Geschichtswerk auf.

Neben dem NT gibt es nur wenige außerchristliche Quellen, die Jesus überhaupt erwähnen.

Eine Übersicht über diese außerchristlichen Quellen ist über folgenden Link einsehbar:

Link

Beispiele:

a) aus den Annalen des römischen Historikers Tacitus (Ann 15,44) aus dem Anfang des 2. Jh. n. Chr.:

Link

Zitat:

"auctor nominis eius, Christus, Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat; repressaque in praesens exitiabilis  superstitio rursum erumpebat, non modo per Iudaeam, originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque."

"Ihr Namensgeber, Christus, war unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Für kurze Zeit war jene heillose Schwärmerei dadurch unterdrückt, brach aber aufs Neue aus, nicht allein in Judäa, von wo das Unheil ausgegangen war, sondern auch in der Hauptstadt, in die von überallher alle Gräuel und Schändlichkeiten zusammenströmen und Anklang finden."

Zitat Ende.

b) aus dem Werk des jüdisch-hellenistischen Historikers Flavius Josephus in seinem Werk "Jüdische Altertümer"

Link

Zitat:

"ἀδελφὸν ’Ιησοῦ τοῦ λεγομένου Χριστοῦ, ’Ιάκωβος ὄνομα αὐτῷ"

"Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus"

Zitat Ende.

Die vier Evangelien, die in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. entstanden sind, stellen also demnach keine objektive, sondern eine subjektiv gefärbte literarische Berichterstattung, die sowohl Geschichtliches als auch Glaubensinhalte beinhaltet, die nach religiösen, symbolischen und theologischen Gesichtspunkten geordnet sind.

    
    • Religiös insofern, als dass sie zu einer neuen Religion geführt haben.
    • Symbolisch insofern, als dass sie spezifisch christliches Gedankengut beinhalten und kennzeichnen.
    • Theologisch insofern, als dass sie die Überlieferung und Berichterstattung über Jesus als Sohn Gottes darstellen.

Die Verfasser der Evangelien greifen auf eine mündliche Überlieferung der Ereignisse um Jesus zurück.

Die Evangelisten sind in diesem Sinne keine Kritiker Jesu, sondern sie sehen und erkennen in Jesus den verheißenen Messias. Als solchen verkündigen diese Jesus auch in ihren Evangelien.

Die Evangelisten wollten in ihren Evangelien keine objektiven geschichtlichen Ereignisse über Jesus festhalten. Sie berichten zwar geschichtlich über Jesus, aber sie deuten das Berichtete in einer bestimmten, dem Glauben an Jesus entsprechenden Weise.

Die Überlieferung über Jesus wurde dabei nur in kleinen Gruppen der engsten Anhängerschaft weitergegeben. Wegen der Verfolgungssituation im römischen Reich mussten diese Gruppen weitgehend im Verborgenen bleiben und sich an geheimen Orten treffen.

Ein erstes Evangelium schreibt Markus kurz vor der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr.

Als Hinweis für die Datierung des Markus-Evangeliums gilt der Hinweis im Kapitel 13 Verse 1 und 2:

"1 Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagt einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude! 2 Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen[1] gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird."   

Hintergrund ist, dass historisch der jüdische Tempel 70 n. Chr. tatsächlich zerstört wurde und Markus 13, 1.2 als "vaticinium ex eventu" gilt.

Matthäus und Lukas schreiben ihr Evangelium nach der Zerstörung Jerusalems und benutzen einerseits das Markus-Evangelium und andererseits eine Sammlung von Jesus-Worten, die sogenannte "Logien-Quelle", die in der Forschung einfach "Q" für "Quelle" genannt wird. Dies ist die klassische "Zweiquellentheorie", die bis heute Gültigkeit hat. Diese Zweiquellentheorie schließt ein, dass Matthäus und Lukas noch eigenes Gut ("Sondergut") mitverwertet haben.

Ein Vergleich zwischen den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas zeigt, dass diese drei Evangelien im Aufbau, in der Auswahl und in der Anordnung des Überlieferungsstoffes sehr oft auch im Wortlaut übereinstimmen, so dass sie nebeneinander gedruckt werden können. Sie bilden eine "Zusammenschau" (Synopse) und werden deshalb "synoptische Evangelien" der drei "Synoptiker" genannt.

Das vierte kanonische Evangelium ("Johannes-Evangelium") hat sowohl literarisch als auch theologisch einen völlig anderen Charakter

a) hinsichtlich der Form.
b) hinsichtlich der Redeweise Jesu.

In der Forschung gilt der Konsens, dass das Johannes-Evangelium das zuletzt geschriebene kanonische Evangelium ist (ca. um 100 n. Chr.). Anders sieht es der Neutestamentler Klaus Berger.

Zitat aus Wikipedia, Art. Evangelium nach Johannes, Aufruf vom 18.11.2020:

"Heutzutage datieren Vertreter der historisch-kritischen Schule das Johannesevangelium aus inneren Gründen meist auf das Ende des ersten Jahrhunderts. Als frühestes Datum kommen für viele Exegeten die Jahre nach 80 in Frage, da das Johannesevangelium eine fortgeschrittene Entfremdung vom synagogalen Judentum dokumentiere (9,22 EU, 12,42 EU, 16,2 EU) und auf den so genannten „Synagogenausschluss“ für Abtrünnige historisch zurückblicke. Nach Udo Schnelle wird von 11,48 EU die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 bereits vorausgesetzt.

[...]

Klaus Berger (1997) vertritt die Ansicht, das Johannesevangelium sei früh entstanden. In seinem Buch Im Anfang war Johannes versucht er, die übliche Datierung zu widerlegen. Ein zentrales Argument ist dabei die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70, die keinen Niederschlag im Johannesevangelium gefunden habe (auch nicht in 2,19 EU und 11,48 EU), obwohl dieses Ereignis Christen wie Juden erschüttert haben müsse."

Zitat Ende.


Die vier Evangelien innerhalb des Neuen Testaments stellen also einerseits Glaubenszeugnisse dar und enthalten zugleich auch historische Informationen.

Insofern sind die Evangelien als Bestandteil des Neuen Testaments Grundlage und Orientierungspunkt christlichen Glaubens.

Der christliche Glaube orientiert sich einerseits an einem Menschen (Jesus von Nazaret) und bekennt ihn zugleich als Jesus Christus und als Sohn Gottes, dem als Christus verschiedene Hoheitstitel zugeordnet werden:

a) Menschensohn in Anlehnung an Daniel 7, 13
(Markus 8, 31)

b) Sohn Gottes
bei der Taufe in Markus 1, 11
beim Bekenntnis des Petrus in Matthäus 16, 16
bei der Verklärung in Matthäus 17, 5
bei der Kreuzigung in Matthäus 27, 54
in Selbstaussagen Jesu z. B. in Matthäus 11, 27

c) Davids Sohn in Zusammenhang mit Sacharja 9, 9, Matthäus 1,1ff und Lukas 19, 28 - 44

d) Kyrios, womit er, Jesus, Gott gleichgesetzt wird.

e) Messias / Christus (hebr. / griech. = Gesalbter)
Gesalbt wurden zur Zeit des AT Könige und Hohepriester.
Zur Zeit Jesu erwartete man in der Gestalt des Gesalbten den endzeitlichen Erlöser, der allem Elend und Unrecht ein Ende machen und sein weltweites Reich gründen wird.

Jesus selbst war mit der Selbstbezeichnung Messias zurückhaltend (Matthäus 26, 63).
Sein bevorstehendes Leiden passte nicht zum verbreiteten Bild vom Messias (Markus 8, 27 - 33).

Dennoch wählte die urchristliche Gemeinde für Jesus den Christustitel, weil sie damit bezeugen wollte, dass durch Jesu Kreuz und Auferstehung die für alle gültige Erlösung gekommen ist.



Zu 6. Exegese

Exegese (griech. = Auslegung) legt biblische Texte in ihrem ursprünglichen Zusammenhang aus.

Die historisch-kristische Auslegung untersucht die biblischen Texte mit den Mitteln der Geschichts- und Sprachwissenschaft (Philologie). Ihre Methoden sind:

a) Die "Textkritik" hat die Aufgabe, auf der Grundlagen von Textzeugen (Handschriften) den vermutlich authentischen Text festzustellen. Hierbei ist anzumerken, dass es einen wirklichen Urtext der ganzen Bibel nie gegeben hat, da die Schriften einzeln entstanden sind und einzeln überliefert und abgeschrieben wurden.

Neben anderen Handschriften sind hier vor allem der Codex Vaticanus aus dem 4. Jahrhundert, der Codex Sinaiticus (ebenfalls aus dem 4. Jahrhundert) sowie die 1947 in den Höhlen von Qumran am Toten Meer gefundenen Schriftrollen (Teile des AT, u. a. zwei Jesaja-Rollen).

b) Die "Überlieferungs- bzw. Traditionsgeschichte" ("Traditionskritik") zeichnet den Prozess nach, wie aus anfangs einzeln umlaufenden Erzählungsstoffen, Gesetzen, Sprüchen usw. eine einheitliche Textüberlieferung wurde bis zur schriftlichen Fixierung. Die traditionsgeschichtliche Forschung fragt u. a. nach Konzeption und Motiv der jeweiligen Sammler bzw. Redaktoren (lat. = Bezeichnung für Zusammensteller biblischer Texte). Diese Redaktoren bearbeiteten einzelne Texte und stellten sie unter dem Gesichtspunkt bestimmter theologischer Beweggründe zusammen. Insofern ist es die Aufgabe redaktionsgeschicthlicher Forschung, den theologischen Standort einer einzelnen Schrift herauszuarbeiten (evtl. in Abgrenzung zu dem, was der einzelnen Schrift vorlag).

c) Die "Literarkritik" versucht herauszufinden, welche Quellen Texte zustande gekommen sind. Die Quellenscheidung bemüht sich um die Rekonstruktion der Quellen, d. h. um die im vorliegenden Text verarbeiteten Texte. Indizien sind z. B. sprachliche Unterschiede zwischen Redaktion und Quelle oder das Vorhandensein wörtlicher Übereinstimmungen in anderen Texten, die auf die Benutzung derselben Quelle zurückgehen könnten.

Beim Pentateuch geht man z. B. von einer jahwistischen Quelle (Jahwist, abgekürzt "J"), von einer elohistischen Quelle (Elohist, abgekürzt "E"), von einer deuteronomistischen Quelle (Deuteronomist, abgekürzt "D") und von einer priesterlichen Quelle (Priesterschrift, abgekürzt "P") aus.

Auf die Quellentheorie zum NT wurde bereits hingewiesen: Nach der sog. "Zwei-Quellen-Theorie" lagen Matthäus und Lukas einerseits das ältere Markus-Evangelium, andererseits eine weitere, nicht erhaltene Quelle ("Q") vor. Letztere nennt man Logienquelle (griech. = Spruchquelle), da in ihr ausschließlich Worte Jesu gesammelt sind (also z. B. keine Wundergeschichten). Unter Sondergut versteht man Texte besonders bei Matthäus und bei Lukas, für die es bei den anderen Synoptikern keine Parallele gibt.

d) Die formgeschichtliche Forschung ("Formgeschichte") unterscheidet Texte nach ihrer literarischen Form, die sie als die kleinsten Einheiten betrachtet, aus denen die biblischen Texte zusammengewachsen sind (z. B. Hymnus, Klagelied, Gleichnis). Ferner sucht sie die gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Verhältnisse zu entdecken, unter denen eine Form entstanden und in denen sie beheimatet ist:

Sie fragt nach dem Sitz im Leben und geht davon aus, dass die verschiedenen Formen der Überlieferung in eine spezifische theologische und soziologische Situation gehören. So ist der "Sitz im Leben" der überlieferten Gebete die Gebetspraxis der Gemeinde. Beispielerzählungen und Gleichnisse sind in Unterweisung und Predigt verankert. Die Frage nach dem Sitz im Leben wird entfaltet in den Fragen:

"Wer ist es, der redet?"
"Wer sind die Zuhörer?"
Welche Stimmung beherrscht die Situation?"
"Welche Wirkung wird erstrebt?"

e) Die Textgeschichte sucht die Umstände zu erhellen, durch die biblische Texte im Verlauf ihrer Überlieferung durch Abschreiben und durch Übersetzung Veränderungen erfahren und Zusätze erhalten haben.





Zu 7. Formen und Gattungen in der Bibel

Die Bibel enthält unterschiedliche literarische Formen und Gattungen:

7.1 Gleichnis

7.1.0 Gleichnis
Ein Gleichnis im engeren Sinne schildert einen bekannten, immer wiederkehrenden Vorgang in Form eines Bildwortes.
(Markus 4, 31)

7.1.1 Parabel (griech. = das Danebengelegte)
Die Parabel ist eine häufige Form des Gleichnisses, in der an einem (!) überraschenden Vorgang das Reich Gottes beschrieben wird.
(Lukas 15, 11 - 32)

7.1.2 Allegorie (griech. = das anders Gesagte)
Eine Allegorie ist die Ausdeutung von Details, die einzeln übertragen werden können. Im Gegensatz zur Parabel gibt es also mehrere (!) Vergleichspunkte.
(Markus 4, 13 - 20)

7.1.3 Beispielerzählung
Eine Beispielerzählung finden wir im Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
(Lukas 10, 30 - 37)

7.1.4 Metapher (griech. = Übertragung)
Die Metapher ist ein rhetorisches Stilmittel, das einen meist abstrakten Sachverhalt anschaulich wiedergibt ("Licht der Welt", "Salz der Erde")
(Matthäus 7, 13f.)  

7.2 Paradigma
Ein Paradigma ist eine einfach erzählte, in sich geschlossene Erzählung wie Markus 3, 1 - 6. Vergleichbar ist die Novelle, die aber mehr Details bietet und breiter angelegt ist (etwa Markus 5, 1ff).

7.3 Apophthegma (griech. = Ausspruch)
Das Apophthegma ist eine Geschichte, deren Pointe ein Wort Jesu bildet. Hierzu gehören auch Streitgespräche wie Markus 2, 23 - 28 oder Markus 3, 1 - 6, in denen Jesus sich mit Gegnern auseinandersetzt.

7.4 Logion
Ein Logion (griech. = Wort, Mehrzahl: Logien) ist ein Wort (Jesu), evtl. auch ein Weisheits- oder Sprichwort.

7.5 Ätiologie (griech. = Lehre von der Ursache)
Eine Ätiologie erklärt, warum etwas so ist oder genannt wird (z. B.  1. Mose 18, 10 ff, besonders V. 19).

7.6 Legende (lat. = das Vorzulesende)
Die Legende geht meist auf einen historischen Kern zurück und handelt vom Leben oder den Taten einer Person (evtl. Lukas 2, 41 - 52).

7.7 Fabel
Die Fabel veranschaulicht einen Gedanken an Tiere oder Pflanzen (z. B. Richter 9, 8 -15).

7.8 Sage bzw. Mythos
Die Sage ist eine mündliche Erzählung außergewöhnlichen Inhalts, die an reale Orte und historische Personen bzw. Völker anknüpft. Kultische Sagen erklären die Heiligkeit eines Ortes, eines Kultgegenstandes oder eines kultischen Brauches .

Unter einem Mythos (griech. = Rede, Sage, Geschichte) versteht man eine Geschichte, die von Göttern und/oder deren Entstehung handelt. Ein mythologisches Element enthält in der Bibel z. B. 1. Mose 6, 1 - 4.

In der evangelischen Theologie tauchte bei Rudolf Bultmann der Begriff der Entmythologisierung auf. Danach verhüllt das zeitlich Bedingte (Zeitgebundene) die eigentliche Botschaft des NT, und diese (Botschaft) ist davon zu befreien, um den modernen Menschen ansprechen zu können (Hermeneutik).

7.9 Paränese (griech. = Ermahnung)
Die Paränese ist eine Mahnrede oder -schrift. Mit diesem Begriff kann auch die Lehre Jesu bezeichnet werden.

7.10 Hymnus
Der Hymnus ist ein ursprünglich oft von einem kultischen Tanz begleitetes Lied zur Ehre Gottes. Im NT z. B. Philipper 2, 6 - 11; 1. Timotheus 3, 16.

7.11 Genalogien (griech. = Geschlechter-Register)
Genealogien sind Aufzählungen von Namen, die die Herkunft einer Person oder einer Einrichtung von einem ganz bestimmten Ursprung her (z. B. Abraham) belegen wollen.



Rainer Langlitz




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