Wie oft gehen Sie noch in die Kirche?

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Wie oft gehen Sie noch in die Kirche?

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Freitag 25 Dez 2020

Wie oft gehen Sie noch in die Kirche?

- Wie kriminell, verlogen und überflüssig ist "die" Kirche? Eine Analyse zur Bedeutung des Christentums -



Wenn wir von der Bedeutung von etwas sprechen, dann sind mindestens „Ursache“, „Erscheinung“ und „Folgen“ eines Phänomens zu beurteilen. Die Bedeutung von etwas zu beurteilen meint, etwas zu analysieren und zu beurteilen.  Es geht um eine kritische Stellungnahme dieses Phänomens.

 
Die Beurteilung des Christentums soll von folgenden Aspekten geleitet sein:
 
 

1.    Theologie
 
a.    Erbsündenlehre
 
b.    Monotheismus
 
c.    Polytheismus
 
d.    Missionsbefehl und Christianisierung

 
2.    Psychologie
 
a.    Braune Farbe der Vatikan-Homepage
 
b.    Angst, Unsicherheit, Enge
 
c.    Strenge, Rigidität

 
3.    Politik
 
a.    Papsttum vs. Kaiser
 
b.    Reformation und Gegenreformation
 
c.    Trennung von Staat und Kirche
 
d.    Konkordate

 
4.    Sexualethik
 
a.    Rezeption Platons
 
b.    Körperfeindlichkeit
 
c.    Sexualfeindlichkeit
 
d.    Doppelmoral
 
e.    Pädophilie

 
5.    Antijudaismus
 
a.    Paulus
 
b.    Luther
 
c.    Pius XII. und der Holocaust
 
d.    Piusbrüder
 
e.    Vatikan

 
6.    Konservatismus
 
a.    Kontrolle
 
b.    Häresie, Hexenverbrennung, Hinrichtung
 
c.    Inquisition und Glaubenskongregation
 
d.    Tradition
 
e.    Angst vor Progression
 




 
Einleitung:

 
 
Wir sprechen in Bezug auf das Christentum von der Kirchengeschichte. Bereits mit dem Begriff der ecclesia (urspr. „Volksversammlung“) wird zweierlei deutlich:
 
a) es geht um einen Totalitätsanspruch.
 
b) es geht um eine Legitimation durch Gott.
 

Beides (Totalitätsanspruch und Legitimation durch Gott) ist problematisch und abzulehnen.

 
Im Folgenden soll dargestellt werden, inwiefern das Christentum eine problematische Religion darstellt.
 
 




 
Hauptteil:

Das Christentum erhebt einen Totalitätsanspruch. Katholisch bedeutet in diesem Zusammenhang „kat‘ holon (kosmon)“ = über die gesamte Welt. Das Christentum ist eine Fortführung des jüdischen Monotheismus, der als erstes im Alten Ägypten in Erscheinung trat. Das Alte Testament kennt die Auseinandersetzung und die Bekämpfung des Poly- und Henotheismus. Der Monotheismus war keineswegs von vornherein im Judentum präsent. Es fand eine Entwicklung statt, bis sich der Monotheismus schließlich durchgesetzt und etabliert hatte. Dabei stand fest: das Judentum ist das auserwählte Volk des alleinigen Gottes, dem es zu gehorchen gilt. Dieser Gott verlangt viel, so die Lehre (Torah) des Alten Testaments. Es gibt massig Gesetze, die einzuhalten sind. Werden diese Gesetze, die Gott selbst installiert hat, nicht befolgt, so erfolgt Strafe. Es geht um die Einhaltung von Geboten und Gesetzen, um sich vor einer Bestrafung Gottes in Schutz zu nehmen. Das Buch Levitikus ist ein Paradebeispiel hierfür. Die theistischen Vorstellungen, die mit dem Monotheismus verbunden sind, implizieren, dass Gott interveniert: er bestraft, er verlangt, er kontrolliert, er reglementiert. Das Christentum als jüdische Sekte geht nun aus dieser Ideologie hervor. Mit der Figur des Jesus von Nazareth im Neuen Testament bekommt diese Rigidität zunächst einen Hauch von Freiheit, Toleranz und Befreiung. Schnell wird mit der Theologie, die durch Paulus und seine Nachfolger in Erscheinung tritt, wieder eine Systematik und eine Fortführung jenes Totalitätsanspruches. Ob Jesus von Nazareth tatsächlich, historisch und realiter sozusagen auferstanden ist – wie auch immer man diese Vorstellung deuten mag – wissen wir nicht wirklich. Fakt ist, dass mit Paulus eine solche Botschaft ins Leben gerufen wird. Nach Paulus entsteht ein sogenannter Missionsbefehl, den der sog. auferweckte Christus kurz vor seiner Himmelfahrt an seine Jünger ausspricht: „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28, 19.20). Hierbei ist ein deutlicher Totalitätsanspruch zu erkennen. Wir kennen die Folgen dieser Mission: Christianisierung der Völker zum Teil mit perfiden und grausamen Methoden.

 
Als erster christlicher Missionar kann die Person des Paulus gesehen werden.
 
 

a) Missionsverbände
 
 
    • Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM, Deutschland, seit 1974)
     
    • Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM, Schweiz, seit 1972)
     
    • Arbeitsgemeinschaft Pfingstlich-Charismatischer Missionen (APCM, Deutschland, seit 1998)
     
    • Evangelisches Missionswerk in Deutschland (EMW, seit 1975)
     
    • Kongregation für die Evangelisierung der Völker (weltweite römisch-katholische Organisation seit 1622, Name seit 1967)
 
 

b) Missionsorden
 
 
    • Claretiner
     
    • Comboni-Missionare
     
    • Herz-Jesu-Missionare
     
    • Königin der Apostel
     
    • Marianisten
     
    • Maristen
     
    • Missionsgesellschaften Apostolischen Lebens
     
    • Pallottinerinnen
     
    • Päpstliches Institut für die auswärtigen Missionen
     
    • Salesianer Don Boscos
     
    • Steyler Missionare
     
    • Weiße Väter
 
 

c) Missionswerke
 
 
    • Berliner Missionswerk
     
    • Evangelisches Missionswerk
     
    • Evangelische Mission in Solidarität
     
    • Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen
     
    • Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche
     
    • Gossner Mission
     
    • Leipziger Missionswerk
     
    • Mission EineWelt
     
    • Norddeutsche Mission
     
    • Rheinische Missionsgesellschaft
     
    • Scripture Gift Mission
     
    • Vereinte Evangelische Mission
     
    • Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit

    • Allianz-Mission
     
    • Christliches diakonisches Hilfswerk Stephanus
     
    • Christus für alle Nationen
     
    • Deutsche Indianer Pionier Mission
     
    • Deutsches Mennonitisches Missionskomitee
     
    • Deutsche Inland-Mission
     
    • Europäisch-Baptistische Mission
     
    • Frontiers
     
    • Inter-Mission
     
    • Jugend mit einer Mission
     
    • Liebenzeller Mission
     
    • Missionskutter Elida
     
    • New Tribes Mission
     
    • Open Air Campaigners
     
    • Operation Mobilisation
     
    • Missionswerk Mitternachtsruf
     
    • Missionswerk Werner Heukelbach
     
    • OMF International
     
    • Osteuropamission International
     
    • Vereinigte Deutsche Missionshilfe
     
    • Volksmission entschiedener Christen

    • Campus Crusade for Christ International
     
    • Die Bruderhand
     
    • DMG interpersonal
     
    • Hilfe für Brüder
     
    • indicamino
     
    • Licht im Osten
     
    • Schweizerische Missions-Gemeinschaft (SMG)
 
    • Serving In Mission
     
    • Wycliff
     
    • Basler Mission
     
    • Deutsches Institut für Ärztliche Mission
     
    • Mission Aviation Fellowship
     
    • Shelter Now
     
    • SIL International

 
 
Dieser Aspekt der Totalität ist auch in der Lehre von der Erbsünde erkennbar. Der Mensch wird in seiner Gesamtheit (Menschheit) als sündig gesehen: er neigt dazu, Fehler zu begehen. Er braucht das Gesetz, das die Menschheit reglementiert, ordnet und sanktioniert.
 
 
Infolge der Torah und der darin enthaltenen Theologie ist das Judentum von Gott selbst legitimiert. Gott offenbart sich. Er wird akustisch wahrgenommen. Er erscheint und offenbart sich: Abraham, Mose und den Propheten (inkl. Jesus). Wie stark ist die röm.-kath. Kirche eigentlich - theologisch gesehen - monotheistisch eingestellt und wie stark polytheistisch? Die Verehrung der Heiligen und das Beten zu den Heiligen und auch zu Maria hat schon lange den Verdacht des Polytheismus aufkommen lassen.
 
 
Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, warum der Vatikan gerade die Farbe „braun“ für seine Website gewählt hat? Wofür steht „braun“? Braun kommt nicht im Regenbogen vor, es gibt kein braunes Licht, und der Himmel der nahezu in allen Farben getönt sein kann, kennt diese Farbe nicht. Doch braun ist uns seit Urzeiten vertraut, braun ist der Boden, die Erde, das Feste und Sichere unter unseren Füßen.
 
In der Nazi-Diktatur war braun Staatsfarbe. Der Ursprung der braunen Uniform kommt aus übersteigerter germanischer Mythologie. Die »Braunhemden« wollten bewusst Erinnerungen an die »Berserker«, die Bärentöter (einem archaischen, bärenfelltragenden Männerbund) wecken, und glaubten sich in diesem Sinne elitär außerhalb der Gesetze stehend. Sie verkörperten das Gesetz selbst, das Recht des Stärkeren, der töten darf und (aufgrund ihrer mystischen Schicksalsgläubigkeit) töten muss.
 
 
Braun ist darüber hinaus in der Lehre des Enneagramm eine Farbe der Angst und der Unsicherheit, die durch Enge und Einengung bedingt sind.

 
Und so sehe ich auch den Vatikan: als eine engstirnige, angstbesetzte und angstauslösende klerikale Gemeinschaft, die einen Totalitätsanspruch erhebt und die beansprucht, von Gott selbst legitimiert zu sein.

 
 
Mit der Tolerierung und dem Aufstieg des Christentums seit Konstantin d. Großen entwickelt sich ein Papsttum heraus, das als geistliche Macht der weltlichen Herrschaft der Kaiser gegenübersteht. In dieser Entwicklung erringt das Christentum deutlich machtpolitischen Einfluss. Kaiser, Könige und Fürsten des Mittelalters sind durchweg christlich. Päpste, Kaiser, Könige und Fürsten arbeiten dabei Hand in Hand und tragen zur Unterdrückung des Volkes bei. Im ausgehenden Mittelalter kommt es unter Luther zur sog. Reformation, die mit einer Gegenreformation seitens der röm.-kath. Kirche beantwortet wird. Kaiser, Könige und Fürsten bekennen sich zur christlichen Kirche und üben damit im Namen des Christentums und zum Zwecke der Mission mit politischen Mitteln Macht aus. Wir kennen dabei auch den Begriff des Konkordats, das einen Vertrag zwischen weltlicher und geistlicher Macht darstellt (Wormser Konkordat als Abschluss des Investiturstreites, Reichskonkordat mit Hitler oder auch das Konkordat unter Franco). Die Macht des Christentums wird schließlich unter Bismarck eingeschränkt. Es erfolgt eine Trennung von Staat und Kirche, die bis heute Gültigkeit hat. Allerdings sind moderne Staaten weiterhin mit den christlichen Kirchen eng verbunden. So zieht der Staat für die Kirchen Steuern ein. Der Staat zahlt die Gehälter von Religionslehrern an Schulen. Last but not least sind die Kirchen in allen Staatsbereichen vertreten: staatlich subventionierte und in christlicher Trägerschaft befindliche Krankenhäuser, Christliche-Demokratische Parteien (CDU, CSU) und ein Ethikrat, in dem christliche Theologen präsidieren und die Regierung beraten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

 
 
Durch das Christentum kennen wir bedingt durch eine Rezeption der Philosophie Platons eine Körper- und Sexualfeindlichkeit. Platon lehrte, dass der Körper das eigentlich Wichtige, nämlich die Seele, quasi gefangen hielt. Der Tod stelle eine Befreiung der Seele dar. Der Körper wurde dabei geringer geachtet als die sog. Seele. So sieht der röm.-kath. Katechismus im Abschnitt 2352 Masturbation als „schwere ordnungswidrige Handlung“. Im Abschnitt 2357 ruft der Vatikan homosexuelle Menschen zur Keuschheit und damit zum Verzicht sexuellen Verhaltens auf. Dass hier eine Doppelmoral vorliegt, muss nicht näher beleuchtet werden. Priester haben Sex mit Frauen, Männern und vergreifen sich in Form von Pädophilie sogar an Kindern. Wenn Platon von dieser Deformität seiner Seelenlehre erfahren würde, hätte dies Platon sicherlich schwer getroffen, denn Platons Werke sind nicht ausschließlich sexualfeindlich. Während der Begriff des Eros nirgends im Neuen Testament vorkommt, wird das Thema Eros unter den antiken Philosophen sehr wohl diskutiert und auch praktiziert: im Lehrer-Schüler-Verhältnis gibt der Lehrer seinen Samen und damit seine Weisheit im Analverkehr erotisch an seinen Schüler weiter. Dabei galt eine freiwillige päderastische Beziehung zwischen dem Eromenos und dem Erastes, wie u. a. in Platons Werk „Symposion“ nachzulesen ist:

 
„Deshalb wenden sich denn auch die von diesem Eros Beseelten dem männlichen Geschlechte zu, indem sie das von Natur Kräftigere und Verständigere lieben. Und man kann auch bei der Knabenliebe selbst leicht die rein von diesem Eros Getriebenen unterscheiden; denn sie lieben nicht Kinder, sondern erst die, welche schon zu Verstande kommen; dies fällt aber ungefähr mit der Zeit des ersten Bartwuchses zusammen.“ Platon, Symposium 671.

 
 
Ein weiteres Thema, das es zu erwähnen gilt, wenn von der Bedeutung des Christentums die Rede sein soll, ist der Antijudaismus:
 
 
Bereits mit Paulus und später mit den Evangelien setzt eine Abspaltung, eine Abkehr und ein Antijudaismus ein. Eine Person, die Judas genannt wird, soll gemäß Aussage der Evangelien Jesus verraten haben. Hierin erkenne ich einen bewussten Antijudaismus in den Evangelien. Ich gehe davon aus, dass jener Person ("Judas"), die Jesus verraten haben soll, bewusst der Name "Judas" gegeben wurde, um Juden zu diffamieren, zu diskreditieren und zu denunzieren. Doch bereits bei Paulus ist ein noch deutlicherer Antijudaismus erkennbar, der den Evangelien vorausgeht. Paulus wendet sich vom mosaischen Gesetz der Strenge ab und sieht keine Notwendigkeit mehr zur Beschneidung von Neugeborenen. Es gibt konkrete neutestamentliche judenfeindliche Äußerungen (z.B. im Galater- und Hebräerbrief), nämlich, dass die Angehörigen des Judentums in ihrer heilsgeschichtlichen Sendung durch die Angehörigen des Christentums abgelöst worden seien. Hier ist der Ursprung der in der Geschichte so wirkmächtigen und gleichzeitig fatalen "Substitutionslehre" zu finden, die das Christentum an die Stelle des ursprünglich von Gott erwählten Volkes setzt. Die Juden werden damit des Gottesbundes enterbt (z.B. Gal 4, 21-31; Mk 12, 9-11). Aus der ambivalenten Situation von jüdischem Ursprung und Konkurrenz zum Judentum entwickelte sich eine immer stärker werdende antijüdische Tradition. Besonders folgenreich war die Anschuldigung des Christusmordes: „Diese [Juden] haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen.“ (1Thess 2,15).

 
 
Dieser Antijudaismus ist auch bei Martin Luther zu entdecken. Seit dem Holocaust wurden die Ursachen und Folgen von Luthers Judentexten wissenschaftlich intensiv untersucht. Nach heutigem Forschungskonsens waren sie noch nicht von Rassismus, sondern von seiner antijudaistischen Theologie bestimmt. Diese trug jedoch erheblich dazu bei, dass viele Protestanten den Antisemitismus übernahmen und der nationalsozialistischen Judenverfolgung zustimmten oder nicht widerstanden. Seit den 1960er Jahren distanzieren sich viele evangelische Kirchen öffentlich von Luthers judenfeindlichen Aussagen.

 
 
Während des Holocaust ist die Person des Papstes Pius XII. zu nennen. Papst Pius XII. (1939-1958) soll neuen Aktenfunden zufolge genauer über den Holocaust informiert gewesen sein als bislang bekannt. Wie die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" unter Bezug auf Recherchen des Kirchenhistorikers Hubert Wolf mit Hilfe der Vatikanischen Archive berichtet, hätten ihm im September 1942 seine Mitarbeiter einen Bericht des amerikanischen Botschafters beim Vatikan, Myron Charles Taylor, über die Gräueltaten der Nazis vorgelegt. Konkret sei es in dem Bericht an Pius XII. um die Liquidierung des Warschauer Ghettos und die Verschleppung Hunderttausender Menschen in Konzentrationslager gegangen.

 
 
Ein Skandal darüber hinaus ist die Leugnung des Holocaust durch den Klerikalen Richard Nelson Williamson, der zur erzkonservativen katholischen Piusbruderschaft gehört. Der Brite war weltweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem er im Januar 2009 in einem Fernsehinterview den Holocaust geleugnet hatte. Er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben seien", aber "nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern", hatte er im schwedischen Fernsehen gesagt. Dies sorgte auch deshalb für Empörung, weil Papst Benedikt XVI. kurz danach die Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Pius-Bischöfen aufhob. Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat wegen der Holocaust-Leugnung Strafbefehl gegen Williamson erlassen. 2013 wurde Williamson vom Amtsgericht Regensburg wegen Volksverhetzung zu 90 Tagessätzen à 20 Euro verurteilt. Außerdem hatte Williamson die Kosten des Verfahrens zu tragen.

 
 
Problematisch könnte in diesem Zusammenhang auch die Anerkennung Palästinas als Staat durch den Vatikan aus dem Jahr 2015 sein. Die meisten westlichen Staaten wollen diesen Schritt erst nach einer Friedenslösung mit Israel gehen.
 
 
Als letzten Punkt möchte ich den Konservatismus der Kirche benennen, den ich bei allen christlichen Gruppen erkenne. Kontrolle und Angst vor Progression sind dabei vorherrschend. Traditionsbewusstsein und die Verteidigung der christlichen Lehre stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie der Kampf gegen Häresie (von der offiziellen Kirchenmeinung abweichende Lehre), die historische Einrichtung der Inquisition, der Verbrennung und Hinrichtung von andersgläubigen Menschen sowie der Kreuzzüge im 13. Jh. zur Verteidigung des Hl. Landes gegen Muslime. Die Inquisition des Mittelalters steht dabei im direkten Zusammenhang mit der Kongregation für die Glaubenslehre (oft kurz Glaubenskongregation genannt) als Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche. Ihre Aufgabe ist es, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und vor Häresien zu schützen. Diese Kongregation wurde von Papst Paul III. 1542 gegründet. Im 20. Jahrhundert wurde dieses Glaubens- und Sittenlehren-Wächteramt auch als Heiliges Offizium bezeichnet.




 
 
 
 
Fazit / Schluss / Resümee

Alles in allem wirkt im Christentum ein Konservatismus und Traditionalismus, der keinen oder nur wenig Realitätsbezug hat.

Die Welt verändert sich.

Die Kirche scheint jedoch in Vielem der Realität hinterher zu hinken.

Sie erscheint nicht zeitgemäß.
 
 
Auch die Kleidung der Priester, Bischöfe, Kardinäle und des Papstes befremdet mich persönlich. Sie erinnert mich einerseits an die Kleidung der Kaiser und Könige des Mittelalters. Andererseits frage ich mich, ob diese Kleidung noch zeitgemäß, angemessen und notwendig ist.

 
 

 
 
Besonders die Sexualethik der röm.-kath. Kirche wirkt auf mich und auf andere Menschen mehr als befremdlich.

 
 
Mit einem gewaltigen Reichtum an Gold, Gebäuden, Kunstschätzen und anderen finanziellen Mitteln übt die christliche Kirche enorme Macht und Einfluss aus. Der Sozialwissenschaftler Carsten Frerk untersuchte 2001 das Vermögen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Nach seinen Berechnungen summierten sich Ende 2002 die Werte von Grundbesitz, Immobilien, Geldanlagen und Beteiligungen der katholischen Kirche und der zu ihr gehörenden Institutionen auf ein Vermögen von 270 Milliarden Euro. Die römisch-katholische Kirche sei mit 8250 km² Grundeigentum größter privater Grundbesitzer in Deutschland. Frerk führte im Jahr 2013 neue Berechnungen durch, nach denen sich das Vermögen der katholischen Kirche 2013 auf bis zu 200 Milliarden Euro belief. Haupteinnahmequellen der Kirche seien die Kirchensteuer, Vermögenserträge und Staatsleistungen.

 
 
Der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner beschreibt in seinem zehnbändigen Werk „Kriminalgeschichte des Christentums" detailliert Verfehlungen, die den verschiedenen christlichen Kirchen, Konfessionen, Sekten, Sonderbünden und ihren Repräsentanten sowie christlichen Herrschern im Verlauf der Geschichte des Christentums angelastet werden. Das Werk umfasst die Kirchengeschichte von ihren biblischen Ursprüngen bis ins 18. Jahrhundert.

 
 
Mehr als dreieinhalb Jahrhunderte vergingen, bis Galileo Galilei rehabilitiert wurde. Mit einem "Mea culpa" bat Johannes Paul II. am 12. März 2000 um Vergebung für Versäumnisse der Kirche und Fehler ihrer Gläubigen. Es fiel dabei jedoch kein Name, es gab keinen Hinweis auf Inquisition, Hexenverbrennung, Kreuzzüge oder Galilei.
 

Im Jahr 2013 wurde das Wort "Protz-Bischof" als Bezeichnung für Franz-Peter Tebartz-van Elst in die Medienlandschaft getragen.
 
 
2013 trat der amtierende Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) – gebeugt und machtlos der eigenen Kirche gegenüberstehend – vom Papstamt zurück. Die inneren Intrigen, Machenschaften und Skandale aber auch seine damit verbundene Ohnmacht hatten ihn auch angesichts seines fortgeschrittenen Alters so sehr geschwächt, dass er scheinbar keinen anderen Ausweg mehr sah, als die Macht und die Aufgabe einem anderen anzuvertrauen. Auch dieser Rücktritt steht für eine weitere innerliche Erschütterung der Kirche: in 2000 Jahren Kirchengeschichte ist bisher nur ein einziger Rückzug aus freien Stücken bekannt. 1294 gab auch der völlig überforderte Papst Coelestin V. nach nur fünf Monaten freiwillig sein Amt auf.


Wen wundert es da, wenn nicht nur bedingt durch Pädophilie-Skandale und durch Säkularisierung den Kirchen immer mehr Glaubensmitglieder wegfallen?
 
„Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben 2019 massiv an Mitgliedern verloren: Insgesamt traten mehr als eine halbe Million Katholiken und Protestanten aus den Glaubensgemeinschaften aus - so viele wie nie zuvor.“
 
 
So war im Juni 2020 auf tagesschau.de online zu lesen:


 
Eine 2019 veröffentlichte Studie prognostiziert den beiden großen Kirchen in Deutschland eine düstere Zukunft:
 
 
Nach den Berechnungen, die Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen (deutscher Wirtschaftswissenschaftler mit Ausrichtung auf Finanzwissenschaft und Sozialpolitik, Professor an der Universität Bergen und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erstellt hat, wird sich die Zahl der Kirchenmitglieder und die Finanzkraft der Kirche bis 2060 um die Hälfte verringern.

 
 
Hatte die Kirche von ihrem Worte her „ecclesia“ (Volksversammlung) noch einen Totalitätsanspruch – auch vom Hintergrund des matthäischen und damit von Gott legitimierten Missionsbefehls – so sieht die Realität nach 2000 Jahren einer militärischen und kriminellen Kirchengeschichte nun eher desaströs aus:

 
 
Der Mensch ist weiterhin an existentiell-religiösen Fragen möglicherweise interessiert. Was den Menschen jedoch im 21. Jahrhundert n. Chr. weniger zu interessieren scheint, sind langweilige Gottesdienste sonntags zwischen 10 und 11 Uhr. Die Menschen des 21. Jahrhunderts lassen sich eher psychotherapeutisch begleiten als weniger vom Seelsorger. Die gläubigen Menschen des 21. Jahrhunderts leben Freiheit unabhängig von der Absolution des Priesters. Sie sehen es oftmals nicht mehr ein, die 8 oder 9 % ihrer Lohnsteuer einem „Protz-Bischof“ bzw. einem realitätsfremden, verlogenen und kriminellen „Pädophilen-Verein“ zu schenken.
 
 
Menschen erkennen, dass sie an Gott glauben können – unabhängig von der Kirche.
 
 

Das Internet hat dazu beigetragen, dass es zu einem Ansehens- und Interessenverlust gekommen ist:
 
 
Durch die Bereitstellung von Informationen und durch journalistische Aufklärung hat sich das Interesse der Kirchenmitglieder verlagert. Online-Medien berichten schnell und investigativ über Skandale. Der Internet-Nutzer kann sich auf diese Weise, wann er will, schnell und ausführlich über alles Mögliche durch Surfen informieren und Erkundigungen einholen.

Der sonntägliche Gang in die Kirche, der jahrzehntelang bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Gang und Gäbe war, hat sich nun "fast" wie in Luft aufgelöst. Auf den Kirchenbänken sitzen sonntags immer weniger Gottesdienstbesucher. Außer der älteren Generation oder außer an Kasualien-Gottesdiensten wie Taufe oder Hochzeiten bzw. außer an den Osternachtsgottesdiensten oder am Heiligabend scheint so gut wie keiner mehr in die Kirche gehen zu wollen – es sei denn im Urlaub, wenn der ein oder der andere einmal ein paar nette Erinnerungsphotos von (k)alten, historischen Kirchengemäuern, von gold-geschmückten Altären oder von Kirchenruinen machen möchte.


Rainer Langlitz


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