Gibt es einen normalen Menschen?

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Gibt es einen normalen Menschen?

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Soziale Kompetenz · Sonntag 17 Mai 2020

Gibt es einen normalen Menschen?

- Vom Zusammenhang zwischen Sympathie und Normal-Sein -


Normalität und der Begriff „normal“ leiten sich ab von lat. „norma“ und meinen im Deutschen: "Richtschnur, Maßstab, Regel, Vorschrift".
 
Es gibt DIN-Normen.

Eine Norm ist so etwas wie ein Durchschnitt, an dem wir uns orientieren können. Der Begriff „enorm“ meint in diesem Zusammenhang „außerhalb“ der Norm.

 
Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass es normal oder unnormal unter uns Menschen nicht (!) gibt. Ein Mensch ist ein unverwechselbares Individuum. Es gibt denselben Menschen nirgends auf der Welt. Jeder Mensch ist einzigartig.
 
Bei der Frage, ob eine Persönlichkeit normal ist, sollen folgende Fragen unterstützen:
 
 
Bin ich normal...
 
 
·bei Bindungsunfähigkeit?
 
·bei einem bestimmten Fetischismus?
 
·bei aggressivem Verhalten (verbal oder physisch)?
 
·bei sozialer Phobie?
 
·bei erhöhter Internetpräsenz?
 
·bei einem bestimmten Essverhalten?
 
·bei einem bestimmten Tages-und Nachtrhythmus?
 
·bei einer bestimmten Unsicherheit?
 
·bei einer bestimmten Unfähigkeit, sich zu freuen oder bei fehlendem Sinn für Humor?
 
·bei zu wenig oder zu viel gelebtem Sex?
 
·bei einer bestimmten Form des "Aberglaubens"?
 
·bei einer übertriebenen Form "Gesundheitsbewusstseins“?
 
·wenn man keine oder nur wenig Freunde hat?
 
·wenn man mit 30 noch im Elternhaus wohnt?
 
·wenn man den vollen Mülleimer nach zwei Tagen immer noch nicht ausgeleert hat?
 
·wenn ich regelmäßig morgens nicht aufstehen kann?
 
·wenn ich ständig nur kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse habe?
 
·wenn es einem schwer fällt "Nein" sagen zu können?
 
·wenn ich mit 56 eine/n 20-jährige/n Partner/in suche?
 
·wenn ich nicht kritikfähig bin?
 
·wenn ich als Deutscher 1993 geboren bin und nicht englisch sprechen kann?
 
·wenn ich jede Woche mehr als drei Flaschen Bier oder Wein trinke?
 
·wenn ich ständig lachen muss und keine Trauer zulassen kann?
 
·wenn ich Perfektionist sein will?
 
·wenn ich permanent nach Erfolg strebe?
 
·wenn ich dauernd jemandem helfen möchte?
 
·wenn ich dieselbe Kleidung länger als zwei Tage trage?
 
·wenn ich mehr als drei Zigaretten pro Tag rauche?
 
·wenn ich schon länger als 1 Jahr nicht mehr beim Zahnarzt war?
 
·wenn ich jeden Tag "Nudeln mit Ketchup" esse?
 
·wenn man Angst hat in öffentlichen Toiletten das Urinal zu benutzen?
 
·wenn ich mir mit 40 kein Auto leisten kann?
 
·wenn ich "tuckig" bin?
 
·wenn ich mich schon seit zwei Tagen nicht mehr geduscht habe?
 
·wenn ich heute mit einem Mann, morgen mit einer Frau, übermorgen wieder mit einem Mann usw. schlafe?
 
Die Liste ist unbegrenzt! Was ist normal? Wer legt Normalität fest? Wer kann von sich sagen, dass er/sie normal ist? Normal ist an und für sich ein mathematischer Begriff und heißt so viel wie "Durchschnitt". Bestimmte Gruppen von Menschen (z. B. die "Gesellschaft", aber auch z. B. die Familie) legen für sich fest, was für sie als "normal" gilt. Das ist in der Regel identitätsstiftend und gibt der jeweiligen Gruppe einen äußeren Rahmen. In der Regel legt diese Gruppe dann auch bestimmte Regeln fest, an die sich die Gruppe halten muss. Wir können andere besser annehmen und finden sie dementsprechend sympathischer, wenn wir das subjektive Gefühl haben: "Die oder der ist normal ("durchschnittlich"). Er/sie ist kein Exot und gehört keiner Randgruppe bzw. Minderheit an, die uns möglichweise suspekt ist und die in uns Angst auslösen könnte." Das Normale ist uns sympathisch, das "Unnormale" macht uns Angst. Wir haben Berührungsängste und damit Angst, Nähe zu diesem Gegenüber aufzubauen. Im Extremfall können paradoxe Ängste entstehen, die sich in Aggressionen ausdrücken und entladen können, die mitunter ein Symptom sein können für die unbewusste Unfähigkeit, die eigene Angst wahrnehmen, reflektieren und bearbeiten zu können, und gleichzeitig für den vorhandenen Wunsch nach Nähe, worin sich diese Paradoxie bemerkbar macht. Denn es ist leichter von der eigenen Angst abzulenken, nicht bei sich zu bleiben und sich nicht selbst fragen zu müssen, zu beobachten oder sich selbst auch mal selbstkritisch in Frage zu stellen. Es ist eben menschlich, emotional zu werden und sich zu echauffieren, d. h. aus sich heraus zu fahren, aus sich heraus zu bewegen ("aus der Haut zu fahren") und aggressiv zu werden, d. h. an jemanden gewaltsam heranzutreten und dabei nicht bei sich bleiben zu können. Viele Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang auch davon, dass sich die häusliche Wohnung sehr oft mit der inneren seelischen Situation spiegelbildlich verhält / korrespondiert. Mit anderen Worten: Herrscht in meiner Wohnung und in meinem Lebensumfeld Unordnung, dann herrscht auch Unordnung in meiner Seele (und umgekehrt!). Aus Angst vor dieser Unnormalität und der damit verbundenen Unfähigkeit, diese Angst durch Kontaktaufnahme und Berührung abzubauen, kann weitere Angst und im Extremfall auch eine daraus resultierende Gewaltspirale entstehen. Je größer das innere und damit auch das äußere Chaos, desto höher ist oftmals auch die Gewaltbereitschaft. In der Geschichte der Menschheit ist das sog. "Unnormale" schon oft ausgegrenzt, diskriminiert, sabotiert, isoliert, vergast, erhängt, gesteinigt, verbrannt worden. Dieses Verhalten basiert jedoch immer auf Angst, die sich xenophobisch im Extremfall durch kalte und kalkulierte Aggression zu entladen versucht. Dies ist auch der Grund, warum bestimmte Minderheiten immer wieder zu "Sündenböcken" abgeurteilt werden. Dies ist im Grunde genommen nichts Anderes als die Darbringung eines Opfers ("Sündenbock"), um von der eigenen Angst abzulenken, die in dieser von der Angst heimgesuchten Person bzw. in dieser Gruppe wildwüchsig wie ein Krebsgeschwür wuchert. Ich lenke damit von meiner Angst ab. Und da diese/r Unnormale mir eben unsympathisch ist, versuche ich ihn/sie (Hexen, Juden, Behinderte, Schwule, Ausländer, Flüchtlinge, Kranke, Andersgläubige, ethnische Minderheiten etc.) eben zu beseitigen, denn es herrscht die Auffassung, dass nur das "Normale" das "Normale" sei (um ein kleines Wortspiel zu verwenden...).

Personen übernehmen bzw. spielen oftmals eine Rolle. Damit ist gemeint, dass der jeweilige Mensch als Person von außen gesehen und betrachtet wird. Gerade in Gruppen werden Personen als sympathisch bzw. als unsympathisch wahrgenommen. Wir finden in der Regel unser Gegenüber dann sympathisch, ...


...wenn wir uns in diesem Gegenüber "gespiegelt" fühlen, d. h. auch, wenn wir uns in ihm/ihr in irgendeiner Weise (wieder-) erkennen können - auch bekannt unter dem Sprichwort "Gleich und gleich gesellt sich gern!".


...wenn wir in diesem Gegenüber keine Konkurrenz erkennen, denn wenn das Gegenüber eine Konkurrenz ("Mitläufer, Mitstreiter") darstellt, dann löst dies in einem schwachen Ego Angst aus (z. B. in Form von Minderwertigkeitsgefühlen). Das Ego fühlt sich dadurch an seinen inneren begrenzten Horizont erinnert und fühlt sich eingeengt.


...wenn wir in diesem Gegenüber erkennen, dass er / sie auch nur ein bloßer Mensch ist mit Fehlern und Schwächen, der also kein Über-Mensch ist, sondern dem es auch mal schlecht gehen kann und der also auch mal in leidvolle Situationen geraten kann.


...wenn er / sie ein positiver und fröhlicher und in gewissem Sinne erfolgreicher und möglichst auch ein gesunder und ausgeglichener Mensch ist. Das wiederum hat damit zu tun, dass wir mit kranken Menschen in der Regel nicht gut umgehen können. Wir wollen nicht mit ihnen mitleiden und uns deren Leid zu unserem eigenen Leid machen. Deswegen finden wir dementsprechend in der Regel fröhliche, erfolgreiche und gesunde Menschen sympathischer.


...wenn wir in diesem Gegenüber erkennen, dass er/sie "normal" ist.


...wenn wir in diesem Gegenüber einen gewissen "Nutzen" erkennen, denn so gut wie jeder Mensch neigt in gewisser Weise zum Egoismus. Das ist zum Teil auch wichtig und ein Zeichen von Gesundheit. Es gibt aber auch Menschen, die nutzen in ihrem "Egoismus" andere aus und missbrauchen sie damit. Die Sympathie ist dann ausbeuterisch intendiert.


...wenn wir in diesem Gegenüber eine Ergänzung erkennen können. Viele Menschen verspüren einen inneren, seelischen und gefühlsmäßigen Mangel, unter dem sie mehr oder weniger leiden und den sie deswegen auszugleichen versuchen. Insofern wird dann ein solches Gegenüber als sympathisch empfunden, weil in diesem Gegenüber in diesem Fall dann die Ergänzung bzw. der Ausgleich des subjektiv empfundenen Mangels vorgenommen werden soll - auch bekannt unter dem Stichwort "Gegensätze ziehen sich an!"

Wir sollten den Begriff "normal" ggf. im Bereich der Statistik verwenden, um auszudrücken, wie bestimmte Verhaltensweisen von uns Menschen gehäuft vorkommen. Ein einzelnes Verhalten sollte jedoch nicht als "normal" oder als "unnormal" bezeichnet werden.
Wir leben als Individuen zumeist in einer Gemeinschaft bzw. in einer Gruppe:
---> Partnerschaft und Familie
---> Verein etc.
---> Staat(en)
Gruppen machen Regeln, Ordnungen und Gesetze notwendig.
Innerhalb dieser Gruppe gilt es, diese Regeln einzuhalten.
Es gibt immer wieder Abweichler von Regeln, was Ursachen hat.
Manchen Menschen ist die Sympathie der Mitmenschen gar nicht wichtig. Sie verhalten sich wie der sprichwörtliche "Elephant im Porzellanladen" und ecken überall und ständig an.
Dies führt in der Regel dazu, dass solche Menschen als unsympathisch angesehen werden, weil sie ständig für Unfrieden und für Störung sorgen.
Menschen, die als unsympathisch gesehen werden, wäre geraten, soziale Kompetenz zu erlernen:

Rainer Langlitz
 
 


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