Genuss und Genießen

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Genuss und Genießen

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag 09 Aug 2020

Genuss und Genießen

- Wie genießen wir? Warum ist es wichtig zu genießen? -

 
Was bedeutet Genuss?
 
„Genuss ist eine positive Sinnesempfindung, die mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist. Beim Genießen wird mindestens ein Sinnesorgan erregt.“

 
Quelle: Wikipedia, Art. Genuss, Aufruf vom 09.08.2020.
 
 
Klassischerweise werden im allgemeinen Sprachgebrauch fünf Sinne mit ihren Organen unterschieden:
 
1. Hören, die auditive Wahrnehmung mit den Ohren (Gehör, hören).
 
2. Riechen, die olfaktorische Wahrnehmung mit der Nase (Geruch, riechen).
 
3. Schmecken, die gustatorische Wahrnehmung mit der Zunge (Geschmack, schmecken).
 
4. Sehen, die visuelle Wahrnehmung mit den Augen (Gesicht, sehen).
 
5. Tasten, die taktile Wahrnehmung mit der Haut (Gefühl, fühlen).
   

Warum sind „Genießen und Genuss“ wichtig?

 
Bereits in der Antike wird das Thema „Genuss“ in der Philosophie behandelt. Mit der philosophischen Strömung des Hedonismus (von altgriechisch ἡδονή hēdonḗ, deutsch ‚Freude, Vergnügen, Lust, Genuss, sinnliche Begierde‘) wurde gelehrt, dass einzig Lust bzw. Freude und die Vermeidung von Schmerz bzw. Leid innerlich im Menschen wirksam sind. Es ging darum, Freude und Lust zu steigern und gleichzeitig Schmerz und Leid zu minimieren. Epikur beschreibt mit dem Wort 'Lust' die Lebenslust als Prinzip gelingenden Lebens.

 
Wir könnten das Leben beschreiben in Form einer Sinuskurve: es gibt „Aufs“ und „Abs“. Es gibt im Leben Höhen und Tiefen – gute und schlechte Zeiten. Was wäre das Leben, wenn es nur Mühsal, nur Last, Schmerz und Leid wäre? Wer wollte dann leben? Das Leben ist eine Mischung aus Anstrengung und Entspannung. Schon die Mönche lebten im Prinzip des „ora et labora“ („bete und arbeite“). Wer nur die Sonne und das schöne Wetter kennen gelernt hat, weiß dies oftmals nicht zu schätzen. Wer im Reichtum und im Luxus aufgewachsen ist, weiß es oftmals nicht zu schätzen, was es heißt, genug zu essen zu haben bzw. ein Dach über dem Kopf zu haben. Wer immer nur das Positive kennt und einseitige Erfahrungen im Leben gemacht hat, ist manchmal undankbar und verwöhnt.

 
Ich will jedoch damit nicht sagen, dass wir erst Leid erfahren müssen, um genießen zu können. Es handelt sich vielmehr um ein Faktum des Lebens, dass es Höhen und Tiefen gibt.


Genießen und Genuss sind deswegen wichtig, weil wir dadurch das Leben als lebenswert erleben.
 
Wir wollen uns dazu sieben Regeln für den Genuss anschauen:
 
7 Regeln für den Genuss
 
1. Genuss braucht Zeit.
 
Manager arbeiten viel. Dafür bekommen sie in aller Regel viel Geld. Doch wieviel Zeit zum Lebensgenuss haben diese Menschen eigentlich?


 
2. Genuss muss erlaubt sein.
 
Ich erlebe die röm.-kath. Kirche und manche anderen Religionen als genussfeindlich. Sexualität wird funktionalisiert. Sexualität als Funktion zum Kinder-Gebären? Wo bleiben die Lust, das Genießen, die Freiheit und das Erlaubt-Sein von Sexualität, die dem Genuss dient?


 
3. Genuss geht nicht nebenbei.
 
Beim Frühstück mit dem morgendlichen Kaffee und der Dusche am Morgen sind viele Menschen schon gedanklich an einem anderen Ort.
 
„Ein in der Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne. Er sagte: ‚Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich spreche, dann spreche ich …‘ Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: ‚Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?‘ Er sagte wiederum: ‚Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich spreche, dann spreche ich …‘ Wieder sagten die Leute: ‚Das tun wir doch auch!‘ Er aber sagte zu ihnen: ‚Nein, wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.‘“


 
4. Jedem das Seine.
 
Wir Menschen sind verschieden. Während der eine jedes Jahr zum Genießen einen Urlaub am Meer, in der Sonne und am Strand braucht, reicht dem Anderen dies oder jenes. Wir Menschen sind individuell. Jeder ist anders. Es gibt nicht zwei identische Menschen. Von Friedrich dem Großen (Friedrich II., 1712 – 1786) stammt die bekannte Redewendung: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“ (Friedrich II., der Große; 1712 – 1786). "Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall." Was einer Person nicht gefällt, kann eine andere Person durchaus mögen. Die Geschmäcker sind verschieden.
 

5. Weniger ist mehr.
 
Luxus und Genuss können zur Sucht werden. Das erleben wir bei manchen Prominenten, Schauspielern und Personen in der Öffentlichkeit. Dieses Leben ist begrenzt. Luxus und Genuss sind nicht exponentiell, sondern partiell. Dies bedeutet, dass Luxus und Genuss nicht unendlich steigerbar („exponentiell“) sind, sondern im Wechsel in Form einer Sinuskurve erfahrbar sind. Minimalisten („Weniger ist mehr“) sind manchmal glücklicher, weil sie bereits mit Wenigem schon sehr glücklich und zufrieden sind.
 

6. Ohne Erfahrung kein Genuss.
 
„Als Erfahrung bezeichnet man die durch Wahrnehmung und Lernen erworbenen Kenntnisse und Verhaltensweisen oder im Sinne von „Lebenserfahrung“ die Gesamtheit aller Erlebnisse, die eine Person jemals hatte, einschließlich ihrer Verarbeitung.“ Wir sind auf dieser Welt, um Erfahrungen zu sammeln. Wer nur Bücher liest (Theoretiker), fehlt oft die Lebenserfahrung. Wir müssen bei weitem nicht alles in Erfahrung bringen. Zum Genuss gehört aber die Erfahrung in Form von Sehen/Schmecken/Hören/Fühlen und Tasten.
 

7. Genuss ist alltäglich.
 
Warten Sie mit dem Genießen nicht, bis Sie Urlaub haben, die Jahresbilanz abgeschlossen ist, oder die Kinder ihre Schularbeiten geschrieben haben. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit zum Genießen - planen Sie es in Ihren Alltag ein und lassen Sie sich die Minuten, die nur Ihnen gehören, nicht nehmen.


 
Vgl. dazu auch die folgende Seite im www:
   
Zum Abschluss Horaz: carpe diem Ode 1,11
 
„Du sollst nicht erfragen (es zu wissen ist ein Frevel), welches Ende die Götter mir, welches dir bereithalten, Leuconoe, und du sollst keine babylonische Astrologie versuchen. Besser, alles ertragen, was auch sein wird! Ob Jupiter mehr Winter gewährt oder ob es der letzte ist, der jetzt durch entgegengestelltes Gestein das Tyrrhenische Meer bricht, du sollst klug sein, den Wein klären und aufgrund der kurzen Zeit die ausgedehnte Erwartung beseitigen. Während wir sprechen, entflieht die neidische Zeit: Nutze den Tag, sei möglichst wenig vertrauensselig gegenüber dem nächsten Tag.“

 
Genießen Sie die Zeit! Genießen Sie den Moment und den jetzigen Tag.

 
Ihnen eine gute Zeit!

 
Rainer Langlitz
 


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