Die neue Religion der Lustbefriedigung als Einleitung des Endpunktes des Christentums

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Die neue Religion der Lustbefriedigung als Einleitung des Endpunktes des Christentums

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Theologoumena · Donnerstag 29 Apr 2021
Die neue Religion der Lustbefriedigung als Einleitung des Endpunktes des Christentums

Vom Aufstieg, Abstieg und vom Zerfall der Macht des Christentums

Pfingsten gilt als das Fest der Entstehung der Kirche – wie geht es jedoch mit dem Christentum im 21. Jahrhundert weiter?
 
  • Weihnachten – das Fest der Geburt Jesu.
  • Ostern – das Fest der Auferstehung Jesu.
  • Himmelfahrt – das Fest der Allgegenwart Jesu.
  • Pfingsten – das Fest der Entstehung der Kirche Jesu
       

Das Christentum hat erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Weltgeschichte genommen:

Ausgehend von der Missionierung des Paulus, über Konstantin d. Gr., die Kaiser- und Papstzeit, den Konkordaten als Vertrag zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft (imperium und sacerdotium) bis hinein ins 20. Jahrhundert.

Noch heute tragen CDU und CSU das „C“ für "Christentum und christlich" in ihrem Parteinamen.

Scheinbar sind diese Parteien stolz auf dieses "C".

Natürlich: es gibt für alles Vor- und Nachteile.

Überwiegen die Vorteile, die mit dem Christentum gekommen sind, den Nachteilen?

Wie geht es mit dem Christentum im 21. Jahrhundert weiter?

Das Christentum trifft sich zwar weiterhin zum Beten und zum theologischen Diskutieren - wahre Einflussnahme des Christentums im Sinne einer Machtausübung scheinen jedoch vorbei zu sein.

Mit der neuen Religion in Form jeglicher Lustbefriedigung scheint der westlich orientierte Mensch die von der Kirche proklamierten, propagierten und gepredigten Verbote und die Entsagung von Lust, Lachen und Liebe kompensieren zu wollen.

An dieser Stelle seien fünf Stationen des Christentums genannt:

  1. Ostern – Himmelfahrt – Pfingsten: Das Leben Jesu, sein Kreuzestod und die Botschaft von der Auferstehung Jesu bis zur Entstehung der christlichen Urgemeinde
  2. Der Übergang der neuen Religion in die hellenistisch-römische Welt: die Missionsreisen des Paulus und die Anfänge des Heidenchristentums
  3. Die Nachfolger des Paulus, der beginnende Streit um die religiöse Einheit des Christentums und die Entwicklung des Christentums von einer verfolgten Religion zur Staatsreligion: die apostolischen Väter, die christlichen Apologeten und die Verfolgung der Christen bis zur Ernennung des Christentums als Staatsreligion
  4. Kampf und Konkordat: die Gestaltung der Realität des Christentums durch weltliche und geistliche Herrschaft bis ins 20. Jahrhundert
  5. Der Schwund des Einflusses des Christentums auf die Gestaltung der Realität im 20./21. Jahrhundert (Kirchenaustritte seit 1990 in Deutschland jedes Jahr zwischen ca. 100.000 und 200.000)


  • Wie wird die zukünftige Entwicklung des Christentums aussehen?

  • Wie lange wird es dauern, bis der Konservatismus der röm.-kath. Kirche den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts anerkennen wird?

  • Welcher Stellenwert kommt dem Thema „Monotheismus“ und Religion zu im 21. Jahrhundert angesichts von Digitalisierung, Globalisierung und Klimaveränderung?
  

Wer mag Aussagen über die 6. Station des Christentums treffen?


Exkurs: Die Entstehung und die Entwicklung der christlichen Kirche bis ins 20. Jahrhundert

Ostern – Himmelfahrt – Pfingsten: Das Leben Jesu, sein Kreuzestod und die Botschaft von der Auferstehung Jesu bis zur Entstehung der christlichen Urgemeinde
Das Leben des historischen Jesus lässt sich nur fragmentarisch rekonstruieren. Die Überlieferungen über ihn sind nicht in historischer Absicht verfasst, sondern von einem besonderen christlichen Glauben an ihn, wobei Jesus selbst nicht dem Christentum, sondern zeitlebens dem Judentum angehörte. Die außerchristliche Bezeugung ist minimal. Aus den biblischen Überlieferungen geht hervor, dass er als Wanderprediger wirkte und einen Kreis von Schülern um sich sammelte. Der Ruf von einem Wundertäter wird mit ihm in Verbindung gebracht. Der Kampf Jesu mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ist geschichtlich greifbar. Auch der Kreuzestod Jesu scheint eine geschichtliche Tatsache zu sein. Die Kreuzigung Jesu kann um das Jahr 30 datiert werden. Der Kreuzestod Jesu sprengte den Kreis seiner Anhänger auseinander und trieb sie nach Galiläa zurück. In Galiläa erfolgte ein Umschwung: durch mehrere Visionen kamen die Jünger Jesu zu der Gewissheit, Jesus sei auferstanden. Die Jünger erkennen den irdischen Jesus wieder und bezeugen seine Auferstehung. Ostern wird damit in der christlichen Kirche zum Fest der Auferstehung Jesu. In den vierzig Tagen bis zur Himmelfahrt Christi ist den Jüngern und ersten Zeugen der auferstandene Christus begegnet. Himmelfahrt Jesu bedeutet, dass der Geist Jesu überall auf der Welt erfahrbar wird. Die Osterzeit umfasst 50 Tage: Ostersonntag bis zu einem weiteren Sonntag, dem sog. Pfingstsonntag und dem Pfingstwunder als Entstehung der christlichen Kirche. 50 Tage nach Ostern ereignet sich also Pfingsten (Pfingsten = pentekoste = griech. = fünfzig). In der Apostelgeschichte im Kapitel 2 (Verse 1 – 36) beschreibt Lukas ein ekstatisches Phänomen (Zungenreden; vgl. dazu auch 1. Kor 12-14; 1. Thess 5,19; Röm 8,26): das sog. „Pfingstwunder“. Auch Johannes 20,22 beschreibt ein Anhauchen der Jünger i.V.m der Zusage der Vergebung (vgl. dazu auch Matthäus 16,19; 18,18). Pfingsten als Fest der Entstehung der Kirche in Form der Ausgießung des Heiligen Geistes umschreibt die Person Jesu in ihrer Bedeutung für die Welt. Mit Pfingsten versammelt sich die zersprengte Jüngerschaft Jesu von neuem. Sie nimmt ihren Sitz in Jerusalem und bildet dort eine messianische Gemeinde, die eine ganze Fülle an Glaubens- und Lebensformen beinhaltete (Sitte der Taufe, enge Gemeinschaft in regelmäßigen Versammlungen zum Gebet und zum Brotbrechen, Witwen- und Armenpflege). Der Gemeinde stand eine Leitungsgruppe voran. Seit den vierziger Jahren begegnet in Jerusalem ein Kollegium von Presbytern. Diese Gemeinde ist die älteste Erscheinungsform der Kirche (Urgemeinde).
 
In Bezug auf die Person Jesu stehen folgende Fragen im Raum:

Hielt sich Jesus selbst für den Messias und in welchem Sinne?
 
Bezeichnete er sich als den Menschensohn oder hat ihm erst die Urgemeinde diese Bezeichnung in den Mund gelegt?
 
Wurde das Evangelium ( = die frohe Botschaft von dem durch Christus – besonders durch seinen Tod – beschafften Heil) von der Urgemeinde geschaffen oder bereits durch Jesus vorweggenommen?
 
Wie stand Jesus zum Gesetz?
 
Hat Jesus bewusst die Kirche gestiftet oder war diese vielmehr die von ihm ungeahnte Folge seines Wirkens?
 
Hat Jesus das Abendmahl eingesetzt oder welchen Sinn und welche Worte verband er mit dem letzten Mahl vor seinem Scheiden?



Die Jesus-Ablehnung der Juden und die Entwicklung der Juden- und Heidenchristen  
Die Entwicklung des palästinensischen Judenchristentums seit dem Apostelkonvent in Jerusalem (um das Jahr 43/44) war einerseits begleitet vom Emporblühen von heidenchristlichen Gemeinden und andererseits von einer Mehrheit im jüdischen Volk, die den Glauben an Jesus ablehnte. Ein Teil dieser Juden, die nicht an Jesus glaubten, war den Judenchristen freundlich gesinnt. Ein anderer Teil von jenen nicht-jesus-gläubigen Juden war jenen Judenchristen gegenüber von tiefster Abneigung erfüllt. Durch diesen Hass kam auch Jakobus, der Führer der Urgemeinde, ums Leben. Die ersten Missionare waren Hellenisten, die aus Jerusalem geflüchtet waren. Diese gründeten in Antiochia die erste gemischte Gemeinde, die aus geborenen Juden und aus geborenen Heiden bestand (Apostelgeschichte 11,19.20). In kurzer Zeit erwuchs in Antiochia ein zweiter Mittelpunkt des Christentums. Paulus schließlich wird zum bedeutendsten Missionar des antiken Christentums: er trug von Antiochia aus das Evangelium in die benachbarten Provinzen. Das Verhältnis der Judenchristen zu den Heidenchristen blieb trotz der Person des Paulus feindselig.  



Der Übergang der neuen Religion in die hellenistisch-römische Welt: die Missionsreisen des Paulus und die Anfänge des Heidenchristentums
Die erste Missionsreise des Paulus fand im Jahr 47 statt und wird in der Bibel in Apg 13–14 beschrieben. Sie dauerte ungefähr ein Jahr. Ausgangs- und Endpunkt war Antiochia am Orontes, das heutige Antakya in der Türkei.
Die zweite Missionsreise des Paulus wird in der Bibel in Apg 15–18 beschrieben. Die Reise fand ungefähr in den Jahren 49 bis 52 statt. Ausgangs- und Endpunkt war Jerusalem. Die Reise führte durch die Städte in Kleinasien, welche bereits auf der ersten Missionsreise besucht worden waren sowie durch weite Teile des heutigen Griechenlands. Route und Dauer waren nicht im Voraus geplant, sondern wurden von Ereignissen unterwegs bestimmt.
Die dritte Missionsreise des Paulus wird in der Bibel in Apg 18–21 beschrieben. Die Reise fand ungefähr in den Jahren 52 bis 56 statt und führte zu einem großen Teil durch dieselben Gegenden wie die zweite Missionsreise. Ausgangspunkt war Antiochia am Orontes, der Endpunkt Jerusalem.
Bei einer vierten Reise gelangt Paulus nach Rom. Das Lebensende des Paulus ist in der Forschung umstritten.



Die Nachfolger des Paulus, der beginnende Streit um die religiöse Einheit sowie die Entwicklung von einer verfolgten Religion zur Staatsreligion: die apostolischen Väter, die christlichen Apologeten und die Verfolgung der Christen bis zur Ernennung des Christentums als Staatsreligion
Ab dem Jahr 50 entsteht eine Vielzahl von Schriften. In den Kanon des Neuen Testaments wurden auch Briefe des Paulus aufgenommen. Der Römerbrief des Paulus setzt bereits eine große Gemeinde aus geborenen Heiden und aus geborenen Juden voraus. Dieser Brief entstand wahrscheinlich in Korinth im Winter 54/55 oder im Frühjahr 55 bzw. 57 n. Chr., wo Paulus sich während seiner dritten Missionsreise drei Monate lang aufhielt.
 
Über die Schriften des Paulus hinaus gibt es auch nachpaulinische neutestamentliche Schriften.
Weiterhin sind die Schriften der sogenannten apostolischen Väter zu nennen. Als apostolische Väter werden christliche Autoren von kirchlich bedeutsamen Schriften aus dem späten ersten und der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts bezeichnet.
 
Gewöhnlich werden heute zu den apostolischen Vätern gezählt
  • Clemens von Rom
  •  
  • der unbekannte Verfasser des sogenannten Zweiten Clemensbriefs
  •  
  • Ignatius von Antiochien
  •  
  • Polykarp von Smyrna
  •  
  • Papias von Hierapolis (nur Zitate aus seinen Schriften sind erhalten)
  •  
  • Quadratus von Athen (nur ein kurzes Zitat ist erhalten)
  •  
  • Hermas, der sonst unbekannte Verfasser des Hirten des Hermas
  •  
  • der unbekannte Verfasser der Didaché (Zwölfapostellehre)
  •  
  • der unbekannte Verfasser des Barnabasbriefs
  •  
  • der unbekannte Verfasser des Briefs des „Mathetes“ an Diognetus (Mathetes bedeutet „Jünger“ und ist kein Eigenname)

Ca. 115 führt Xystus I. in Rom das Osterfest ein, das allmählich die ganze Kirche erobert.

Um 200 bezeugen Irenaeus und Tertullian Rom die Autorität einer apostolischen Stadt.

Kalixt I. (217 – 221) bezieht Mt. 16,18 auf den römischen Bischof und wird damit Schöpfer der Papstidee. Tertullian und Origenes polemisieren dagegen.

Besonders unter Kaiser Diokletian (ca. 245 – 316) hatten die Christenverfolgungen wieder zugenommen. Diokletian wollte alte heidnische Kulte wieder aufleben lassen und zu einer Art Staatsreligion machen. Aber seine antichristliche Politik scheiterte und wurde von einem seiner Nachfolger Kaiser Konstantin I. (ca. 285 – 337) aufgehoben.

Kirchenväter des 3. Jahrhunderts
  • Origenes
  •  
  • Tertullian
  •  
  • Clemens von Alexandria
  •  
  • Cyprian von Karthago
  •  
  • Dionysius von Alexandria
  •  
  • Hippolyt von Rom
  •  
  • Minucius Felix
 
Im Jahr 306 wird also Konstantin der Große römischer Kaiser. Folgenreich war seine Regierungszeit vor allem aufgrund der von ihm eingeleiteten konstantinischen Wende, mit der der Aufstieg des Christentums zur wichtigsten Religion im Imperium Romanum begann. In den Jahren nach 313 privilegierte Konstantin das Christentum (313 = Mailänder Toleranzbeschlüsse). Es ging plötzlich um die Einheit der christlichen Lehre und des Reiches. Es bestand ein innerchristliches und kaiserliches Bemühen um die Einheit der Kirche. In den folgenden Jahrzehnten wurde über Orthodoxie und Häresie entschieden.
 
325 berief Konstantin d. Gr. das Erste Konzil von Nicäa ein, um innerchristliche Streitigkeiten beizulegen. Arius, geb. um 260, war einer der Presbyter in Alexandrien. Die Presbyter bildeten zusammen mit dem Bischof (Episkopos) das Presbyterium. Der arianische Streit (318 – 381) hatte die Frage zum Inhalt, wie das Verhältnis von Gott Vater und seinem ewigen Sohn Christus zu glauben und zu bezeugen sei (Verhältnis des Sohnes zum Vater). Der Arianismus beinhaltet folgende Thesen:

  • Der Sohn hat einen Anfang.
  • Der Sohn ist das erste Geschöpf Gottes.
  • Er ist wandelbar bzw. veränderlich.
     
Damit bestritt Arius die Wesensgleichheit (usia) Christi (Sohn) mit dem Vater.

Nur Gott sei der allein Ewige und Ungezeugte.
 
Das Konzil von Nicaea (1. Ökumenisches Konzil) verurteilte im Jahr 325 den Arianismus.
 
Weiterhin beschloss das Konzil von Nicaea (Nicäa) die Gleichstellung der Patriarchen von Alexandrien, Antiochien, Jerusalem und Rom.

In einer zweiten Phase des arianischen Streites (325 – 361) standen sich gegenüber:

  • Homousianer (Nizäner)
  • Homöusianer (Rechtsorigenisten)
   
Der arianische Streit mündete schließlich in eine dritte Phase: trinitarischer Streit: 361 – 381.

Die Synode von Konstantinopel (2. Ökumenisches Konzil) legte 381 endgültig das nizänische Dogma fest (Nicaenum oder auch Nicaeno-Constantinopolitanum genannt).
 
Unter Kaiser Theodosius I. (379 – 395) wird das Christentum am 27. Februar 380 zur Staatsreligion erhoben. Das Dekret des oströmischen Kaisers Theodosius I. hatte weitreichende Folgen: Es verband die jüdisch-christlichen Wurzel des europäischen Kontinents mit der griechisch-römischen Kultur.



Die Teilung des römischen Reiches ab 395 und die Entwicklung des Christentums bis ins 20. Jahrhundert
Nach dem Tod Theodosius I. kam es zur Teilung des Imperium Romanum in eine westliche und eine östliche Hälfte, in der jeweils ein Kaiser residierte. Der erste oströmische Kaiser war Theodosius’ älterer Sohn Arcadius, der erste weströmische Kaiser sein jüngerer Sohn Honorius. Kaiserresidenz des Ostens war Konstantinopel, im Westen residierte der Hof zunächst in Mailand, später dann meist in Ravenna sowie vereinzelt auch in Rom.

Unter Leo d. Gr. (* 400 † 461) erlangt die Papstidee volle Ausprägung: dem Nachfolger Petri ist übertragen:

  • das höchste Richteramt über die ganze Christenheit (Schlüsselgewalt durch Mt. 16,19)
  • die oberste Verwaltung der Kirche (Joh. 21,15)
  • das höchste Lehramt (Lk. 22,32)
     
Zwar erklärte das Konzil von Chalkedon (451) die Gleichrangigkeit der Bischöfe von Rom und Konstantinopel, wogegen Leo d. Gr. jedoch protestierte. Dennoch war der Kulturunterschied zwischen der griechischen und der römisch-germanischen Welt im 5. Jahrhundert offen zu Tage getreten. Die Patriarchen von Rom und Konstantinopel befanden sich also im Rangstreit: In den Jahren 484 – 519 sind Westkirche und Ostkirche getrennt (Schisma).

Im 7. Jahrhundert kommt eine weitere monotheistische Religion zur Erscheinung:
 
Mit der Geburt Mohammeds ca. 570 erscheint 610 ein weiterer Offenbarungsmittler. Diese Offenbarung erfährt ihre Niederschrift im Koran.

Das 7. Jahrhundert erscheint als Expansion des Islam. Beginnend mit der Eroberung Mekkas im Jahr 630 beginnt die islamische Expansion in Form der Eroberungen der Araber und die damit einhergehende Ausdehnung des Islam bis ins 8. Jahrhundert.
 
In der Schlacht von Tours und Poitiers im Oktober 732 besiegten die Franken unter dem Kommando von Karl Martell die nach Gallien vorgestoßenen muslimischen Araber und stoppten deren Vormarsch im Westen.

Das 8. Jahrhundert bis zum 10. Jahrhundert (1000) ist weiterhin durch die Christianisierung der Germanen und der Slawen gekennzeichnet. Als Slawen wird die nach Bevölkerungszahl größte Gruppe von Ethnien in Europa bezeichnet, die seit dem 6. Jahrhundert vor allem das östliche Mitteleuropa, Osteuropa und Südosteuropa bewohnen. Karl d. Gr. (768 – 814) vollendet die Christianisierung Deutschlands durch Eingliederung der Friesen und Sachsen. Nach 1000 erfolgt die endgültige Christianisierung Norwegens durch Olav d. Hl.

Die Jahrhunderte 9 – 13 werden zum Kampf zwischen Imperium (weltliche Macht) und Sacerdotium (geistliche Macht). Dieser Kampf ist engstens verflochten mit dem Auf und Ab des Kaisertums wie des Papsttums. Der Investiturstreit stellt den Höhepunkt dieses Kampfes im mittelalterlichen Europa dar, der 1122 im Wormser Konkordat seinen Abschluss findet.

Theologisch und wissenschaftlich prägt die Epoche der Scholastik die Zeit vom 11. bis zum 14. Jahrhundert.

Im 10. Jahrhundert bildete sich das sogenannte Heilige Römische Reich (lateinisch Sacrum Imperium Romanum oder Sacrum Romanum Imperium) unter der Dynastie der Ottonen aus dem ehemals karolingischen Ostfrankenreich heraus. Mit der Kaiserkrönung Ottos I. am 2. Februar 962 in Rom knüpften die römisch-deutschen Herrscher (wie zuvor die Karolinger) an die Idee des erneuerten Römerreiches an, woran bis zum Ende des Reiches zumindest prinzipiell festgehalten wurde. Der Zusatz deutscher Nation (lateinisch Nationis Germanicæ) wurde ab dem späten 15. Jahrhundert gelegentlich gebraucht. Das Reich blieb ein monarchisch geführtes, ständisch geprägtes Gebilde aus Kaiser und Reichsständen mit nur wenigen gemeinsamen Reichsinstitutionen. Der Name des Reiches war die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser vom Spätmittelalter bis 1806 und leitete sich vom Anspruch der mittelalterlichen römisch-deutschen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren.  
 
Das 14. bis 16. Jahrhundert kann mit den Begriffen „Renaissance“, „Humanismus“ und „Reformation“ und deren Folgen zusammengefasst werden.

Das Jahr 1555 stellt dabei einen wichtigen Etappenschritt dar: am 25. September 1555 wird auf dem Reichstag zu Augsburg zwischen Ferdinand I., der seinen Bruder Kaiser Karl V. vertrat, und den Reichsständen ein Reichsgesetz des Heiligen Römischen Reiches geschlossen, das als Augsburger Reichs- und Religionsfrieden (oft kurz Augsburger Religionsfrieden) bezeichnet wird. Dieses Reichsgesetz erlaubte den Anhängern der Confessio Augustana (eines Bekenntnistextes der lutherischen Reichsstände von 1530) dauerhaft ihre Besitzstände und freie Religionsausübung.

Im 16. Jahrhundert bildet sich die anglikanische Kirche heraus. Ausgangspunkt für diese reformatorische Entwicklung in England des 16. Jh. war ein Konflikt zwischen dem englischen König Heinrich VIII. und dem Papst. Der König wollte seine Ehe auflösen lassen, da aus ihr kein männlicher Thronfolger hervorgegangen war. Der Papst lehnte dies ab. Deshalb wandte sich der König gegen die römische Kirche, ließ sich zum Oberhaupt der englischen Kirche ernennen und verlangte 1534 von allen Beamten und Geistlichen den Suprematseid. Nach dem Tod Heinrich VIII. setzte unter Maria I. eine vorübergehende Rekatholisierung ein. Unter ihrer Nachfolgerin Elisabeth I. (Königin von 1558 – 1603) wird die anglikanische Kirche endgültig zur Staatskirche in England.

Das 17. Jahrhundert ist vor allem durch den Kampf der Gegenreformation gekennzeichnet, der bis ins 18. Jahrhundert hineinreicht. Dieser Kampf findet vor allem im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) seinen Ausdruck. Der Kampf der katholischen Kirche um die Wiedergewinnung der verlorenen Gebiete (Rekatholisierung) ist eng verkoppelt gewesen mit innen- und außenpolitischen Bestrebungen der Staaten – insbesondere mit dem Kampf der Habsburger um die Vorherrschaft in Europa. Die Habsburger stellten seit der Wahl König Albrechts II. 1438 – mit Ausnahme Kaiser Karls VII. (1742–1745) – alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Ende 1806.

Im 19./20. Jahrhundert sind das 1. und 2. Vatikanische Konzil sowie die Ökumene-Bewegung in Bezug auf das Christentums zu nennen.



Exkurs Ende.


Das Christentum trat auf die Weltbühne und ist zwar noch voll präsent.

Während das Christentum noch bis ins 20. Jahrhundert auch politisch wesentlich Einfluss auf die Weltgeschichte nehmen konnte, entwickelt sich das Christentum nun allerdings phänomenologisch vom politischen Einfluss her eher absteigend.

Wir erkennen dies in Deutschland an Wahlumfragen:
 
Grüne liegen im April 2021 deutlich vor CDU/CSU.

Die Frage der Klimaveränderung und die wirklichen Herausforderungen dieser Welt sind nicht mehr in der Hand des Christentums als geistliche Macht, sondern eher geht es um den Erhalt des Bestands der christlichen Kirche(n) angesichts von Säkularisierung und angesichts von Kirchenaustritten.

Die Probleme des 21. Jahrhunderts – hier vor allem Klimaveränderung – scheinen nur durch handfeste weltliche Macht (imperium) lösbar, unabhängig von der Zustimmung geistlicher Macht und Herrschaft (sacerdotium).

Während sich die Kirche im Konservatismus austobt und sich in Intrigen und Skandale verwickelt, schreitet die Veränderung der Welt voran:
 

  • Öffnung der Gesellschaften für Sexualität
  • Digitalisierung, Fortschritt und Entwicklung
  • Versuche der Lösung der Klimaproblematik
 

Nun überholt die Partei der Grünen sogar eine ehemalige Volkspartei wie die der CDU.

Dieses Phänomen scheint mir zukunftsweisend zu sein in Bezug auf die Entwicklung der christlichen Kirche – zumindest für das progressiv denkende Deutschland.

Von Deutschland und Europa gingen viele politische und religiöse Entwicklungen aus:

  • Karl der Große
  • das Heilige Römische Reich deutscher Nation
  • Martin Luther, die Reformation und der Protestantismus
  • Erster und Zweiter Weltkrieg
       
Nun wird der Westen (Europa und die USA) zum Vorreiter einer Klimarettungs-Politik, die zeitgleich verläuft mit einer Digitalisierung und einer Globalisierung.
 
Das Christentum schaut nur noch zu.
 
Das Christentum trifft sich zwar weiterhin zum Beten und zum theologischen Diskutieren - wahre Einflussnahme des Christentums im Sinne einer Machtausübung scheinen jedoch vorbei zu sein.

Die neue Religion oder der neue Sinn des Lebens heißen nun: Lustbefriedigung.


Rainer Langlitz


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