Die Innovationen im Bankensystem als Ursache für Wirtschaftskrisen

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Die Innovationen im Bankensystem als Ursache für Wirtschaftskrisen

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag 14 Nov 2021
Die Innovationen im Bankensystem als Ursache für Wirtschaftskrisen

Der Vortrag von Wilhelm Hankel aus dem Jahr 2010 mit dem Titel: „Spekulationsblasen in Geschichte und Gegenwart“

"Jede Gesellschaft bekommt die Inflationsrate, die sie verdient!" (Aussage in einem Video der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2013; Link, hier)

Eine Inflation wird nicht in der Börse spürbar, sondern erst, wenn sie beim Verbraucher angekommen ist.

So beschreibt Wilhelm Hankel die Argumentation und Strategie von bestimmten Ökonomen.

Und nun ist sie angekommen, die Inflation!

Wilhelm Hankel (1929 – 2014), deutscher Ökonom und Bankmanager, von 1959 bis 1967 Chefvolkswirt der KfW, von 1972 bis 1974 Präsident der Hessischen Landesbank, Honorarprofessor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und Gastprofessor an mehreren US-amerikanischen Universitäten, hielt im Jahr 2010 einen bedeutsamen, zusammenfassenden, aufklärenden und mahnenden Vortrag zum Thema:

„Spekulationsblasen in Geschichte und Gegenwart“ (Link, hier)
 

Innovationen im Bankensystem, die zu Krisen/Katastrophen führten:

 
1.)  TulpenrauschTulpenzwiebelkriseTulpenmanie (17. Jahrhundert)
       

In seinem Vortrag arbeitet Hankel die ökonomischen Probleme heraus, die vor allem durch die jeweiligen Innovationen (Erfindungen) im Bankensystem ausgelöst wurden und werden.
 

Welche Innovationen zeigen sich jetzt derzeit im 20./21. Jahrhundert und in welcher Krise befinden wir uns?
 

  • Aufsichtsfreie Finanzzentren und Mangel an Aufsicht gegenüber den Banken
 

  • Rating-Agenturen[1] und die Bilanzierungsprinzipien des IAS/IFRS (Fair Value) im Gegensatz zum HGB (Niederstwert- bzw. kaufmännisches Vorsichtsprinzip)
 

  • Toxischer Bankenmüll durch Finanzprodukte der Banken
 

  • Zweck-Gesellschaften der Banken (Special Purpose Vehicel, SPV) als „uneheliche“ Töchter der Banken, die das damit verbundene Risiko der Finanzprodukte als außerbilanzielles Risiko verschleiern
 


Was war die Folge des Tulpenrausches?
Der nach dem Tulpenrausch folgende Börsencrash lähmte Hollands Wirtschaft mehrere Jahre lang. Löhne und Immobilienpreise brachen zusammen.
 

Was war die Folge von John Laws Mississippi-Gesellschaft?

Zitat aus Spektrum.de (Link, hier):

"Die Ereignisse, die sich in Frankreich und England abspielten, lösten ein Finanzbeben aus, das in ganz Europa spürbar war. An den Börsen von Lissabon über Amsterdam bis Hamburg gab es massive Kurseinbrüche, in der Schweiz kam es zu einer Bankenkrise. Das französische Volk war von John Laws Reformen so traumatisiert, dass es das Rad der Zeit zurückdrehte und das Papiergeld für einige Jahrzehnte wieder abschaffte."

Zitat Ende.

Was war die Folge der Großen Depression im Zeitraum 1873 – 1896?

Zitat aus Wikipedia, Artikel "Great Depression", Aufruf vom 14.11.2021; Link, hier:

"Wirtschaftstheoretiker der 1920er Jahre (insbesondere Nikolai Kondratjew, später Joseph Schumpeter und Hans Rosenberg) begriffen den Zeitraum von 1873 bis 1896 als eine zusammenhängende Weltwirtschaftskrise und bezeichneten sie als „Große Depression“, bisweilen „Lange Depression“. Sie verstanden sie als Teil einer langen Welle (ökonomische Auf- und Abschwungphase), die von 1850 bis 1896 währte. Für die Situation im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn wird auch der Begriff Gründerkrise verwendet. Doch ist dieser zeitlich weniger genau festgelegt; er kann auch nur die Phase zwischen 1873 und dem Ende der 1870er Jahre bezeichnen.
 
Zwar erlitten manche Branchen tatsächlich schwere Rezessionen in der Zeit zwischen 1873 und 1896. Insgesamt – wenn auch abgekühlt – setzte sich aber die Expansion der Weltwirtschaft fort. Die Weltroheisenproduktion, die in den fünfundzwanzig Jahren vor 1873 jährlich um 5,3 Prozent gewachsen war, nahm anschließend während dreizehn Jahren um noch jährlich 3,3 Prozent zu. Die Wachstumsrate der Weltdampfertonnage, die von 1848 bis 1873 jährlich 7,3 Prozent betragen hatte, sank zwischen 1873 und 1896 lediglich auf 5,8 Prozent im Jahr. Angesichts der ökonomischen Indikatoren spricht mehr für eine Preis- als eine Produktionskrise, weswegen auch die alternative Epochenbezeichnung „Große Deflation“ vorgeschlagen wurde. Indem die Preise um rund ein Drittel sanken, ergaben sich kräftige Reallohnsteigerungen, da die Löhne nicht im gleichen Maß zurückgingen. Das langfristige Wachstum über alle konjunkturellen Bewegungen hinweg war für den Einzelnen aber nur schwer wahrzunehmen. Selbst kurze Einbrüche einer Branche oder Produktionsstätte, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod eines erwerbstätigen Familienmitglieds konnten angesichts des minimal ausgebauten sozialen Netzes unmittelbare Not bewirken.

Der freie Wettbewerb wurde durch Konzentrationserscheinungen wie Trusts oder Kartelle eingeschränkt sowie durch gesetzliche Regelungen des Staates organisiert. Die wirtschaftlichen Störungen waren am deutlichsten in den industrialisierten Staaten West- und Mitteleuropas sowie in Nordamerika. Angenommen wird, dass Großbritannien am stärksten betroffen war; es verlor seine bisher unangefochtene wirtschaftliche Führungsrolle in wesentlichen Bereichen an das Deutsche Reich. Dessen industrieller Aufstieg äußerte sich dennoch nicht in einem wachsenden Machtbewusstsein der eigenen Bevölkerung. Die unberechenbaren Konjunkturausschläge förderten die Überzeugung, dass der Wirtschaftsliberalismus und das kapitalistische System überhaupt funktionsgestört sei. Die oftmals antisemitisch durchsetzte Kritik am „Spekulantentum“ erreichte um 1890 ihren Höhepunkt. Ein grassierendes Krisengefühl und das Massenphänomen der „Reizsamkeit“ entsprangen kurzen, aber heftig verspürten Rezessionen. Die kollektive Erfahrung der Zeit ließ sich dadurch viel stärker prägen als durch den langfristigen Wachstumstrend. Die „deutsche Nervosität“ wurde in den Jahrzehnten des Wilhelminismus zu einem vieldiskutierten Thema."

Zitat Ende.

 
Was war die Folge der Weltwirtschaftskrise mit dem Beginn des New Yorker Börsencrash im Oktober 1929?
 
Zitat aus Wikipedia, Artikel "Weltwirtschaftskrise", Aufruf vom 14.11.2021; Link, hier:

"Die Weltwirtschaftskrise verursachte einige weltweit beobachtbare Reaktionen:[35]
     
  • Aufgrund der Weltwirtschaftskrise wurde weltweit der Goldstandard aufgegeben.
  •  
  • Gewerkschaften wurden einflussreicher. In den Vereinigten Staaten verdoppelte sich die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder.
  •  
  • Der Wohlfahrtsstaat expandierte in den 1930er Jahren substanziell.
  •  
  • In den meisten Staaten wurde die Regulierung der Wirtschaft verstärkt, insbesondere durch Schaffung einer Finanzmarktaufsicht und Bankenregulierung."

Zitat Ende.

 
Hankel kommt in seinem Vortrag zu folgendem Resümee:

Die Erfinder jener Bankinnovationen schätzen das Risiko nicht richtig ein. Die Innovationen landen dann in einer Krise bzw. in einer Katastrophe.

Hankel fordert in seinem Vortrag aus dem Jahr 2010 ein monetäres Völkerrecht für Bankensysteme hinsichtlich Bankenregeln.

Die Bankenaufsicht darf nicht den Mikroökonomen (Bilanztechnikern) obliegen, sondern den Makroökonomen (Volkswirtschaftler).

Hankel gibt zu bedenken, dass das permanente Drucken von Geld nicht gut ist.

Hankel bringt zum Ausdruck, dass der Staat nun in der Verantwortung sei, jene Innovationen der Banken in den Griff und unter Kontrolle zu bekommen.

Darüber hinaus seien auch die Rating-Agenturen unter Kontrolle zu bringen.
 
Schließlich fordert Hankel, dass die Risiken von Finanzprodukten kenntlich zu machen seien.
 
Last but not least sagt Hankel, dass der Staat durchaus manche privaten Großbanken durchaus kaputt gehen lassen dürfe, da keineswegs die Volkswirtschaft dann zusammenbrechen würde, da ohnehin die Zentralbanken das volkswirtschaftliche Geschehen steuern würden.

Nach Hankel gilt es, mehr das Publikum, also die privaten Anleger, zu schützen als die Schulden der Banken selbst.
 
Hankel weist in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung der G-8- und G-20-Treffen hin.

Die eingangs beschriebene Inflation ist nun seit einigen Monaten zum Stand November 2021 beim Verbraucher angekommen.

Alles ist und wird teurer!



Rainer Langlitz
 

 

[1] Die größten weltweiten Rating-Agenturen sind:

  • Standard & Poor’s
 
  • Moody’s
 
  • Fitch Ratings
 
 


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